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Merck: Warum die Darmstädter schlanker werden wollen

13.09.17 03:00 Uhr

Merck: Warum die Darmstädter schlanker werden wollen | finanzen.net

Der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA stellt das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten auf den Prüfstand. Ein Verkauf könnte drei Milliarden Euro in die Kasse bringen.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Wer häufig Schnupfen hat, kennt womöglich Nasivin. Das Nasenspray wird vom Darmstädter Pharmakonzern Merck vermarktet. Das Produkt ist rezeptfrei und für vergleichsweise wenig Geld in Apotheken erhältlich. 860 Millionen Euro hat Merck im vergangenen Jahr mit solchen nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten umgesetzt.



Richtig glücklich ist der Darmstädter DAX-Konzern mit dem Bereich aber nicht. Das Geschäftsfeld Consumer Health ist klein. Im Konzern macht es als Teil der Gesundheitssparte Healthcare weniger als sechs Prozent des Gesamtumsatzes aus. Viele Konkurrenten sind zudem deutlich stärker. Der DAX-Rivale Bayer beispielsweise setzte im vergangenen Jahr mehr als sechs Milliarden Euro mit rezeptfreien Präparaten wie dem Schmerzmittel Aspirin um.

"Wir halten es für zunehmend herausfordernd, dieses Geschäft intern so zu finanzieren, dass es die notwendige Größe erreichen kann", heißt es jetzt bei Merck. Deshalb bereite man "strategische Optionen" vor. Auf der Tagesordnung stehen ein vollständiger oder teilweiser Verkauf des Geschäfts oder auch strategische Partnerschaften. Eine Entscheidung ist für Anfang 2018 geplant.


Ein klarer Schnitt wäre aus Sicht der Aktionäre das beste Szenario. Als potenzielle Käufer werden unter anderen GlaxoSmithKline, Sanofi und Johnson & Johnson gehandelt. Auch Bayer wäre ein möglicher Interessent, hat aber vermutlich durch die laufende Übernahme des Saatgutriesen Monsanto derzeit andere Prioritäten.

Die Schweizer Bank Credit Suisse taxiert den Wert der rezeptfreien Medikamente von Merck auf das Dreifache der für das kommende Jahr erwarteten Umsätze. Das würde einem Preis für das Gesamtpaket von etwa drei Milliarden Euro entsprechen. Erlöse will Merck einsetzen, um seine "Finanzziele zu unterstützen". Den Konzern drücken nach der Übernahme des Laborspezialisten Sigma-Aldrich Nettoschulden von mehr als elf Milliarden Euro.

Kompliziertes Konstrukt

Die Geschäftszahlen von Merck haben zuletzt enttäuscht. Der bereinigte Betriebsgewinn ist im zweiten Quartal um knapp sechs Prozent gesunken. Das Geschäft mit Flüssigkristallen für Flachbildschirme leidet unter zunehmender Konkurrenz aus China. Im Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten sind die Investitionen hoch. Dort treiben die Hessen vor allem die Entwicklung der Krebsimmuntherapie Bavencio und des Multiple-Sklerose-Mittels Mavenclad voran. Das kostet zunächst Geld, soll sich mittelfristig aber bezahlt machen. Das Wachstumspotenzial ist erheblich, weil mit diesen Medikamenten mehr Geld verdient werden kann als mit den rezeptfreien Präparaten. Analysten erwarten, dass der Umsatz von Bavencio bis zum Jahr 2020 auf immerhin 300 Millionen Dollar steigt.

Allerdings muss sich Merck mit seinen neuen Medikamenten gegen deutlich größere Konkurrenten wie Roche behaupten. Auch deshalb macht es Sinn, dass Merck seine Ressourcen auf die wichtigsten Geschäftsfelder konzentriert. Die Aktie war bereits im Vorfeld der schwachen Quartalsergebnisse unter Druck geraten. Seit dem Jahreshoch im Mai hat das Papier mehr als 20 Prozent an Wert verloren, sich inzwischen aber stabilisiert.

Ein Handicap bleibt die komplexe Struktur des Konzerns mit seinen drei großen Sparten Healthcare, Life Science und Performance Materials. Ein Verkauf des Consumer-Health-Geschäfts würde das Konglomerat zumindest ein wenig entflechten.

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Bildquellen: Merck KGaA, ollyy / Shutterstock.com

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