Marihuana-Aktien: Berauschte Investoren
Marihuana-Aktien: Die Legalisierungswelle bei Cannabis schickt die Titel von Hanfproduzenten auf Höhenflug - Euphorie trifft auf Irrationalität.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Ein neuer Begriff macht in der Anlegerwelt die Runde: Potcom Bubble. Ganz bewusst soll er Erinnerungen wecken an die Blase, die sich um die Jahrtausendwende bei Technologietiteln gebildet hatte - die berühmte Dotcom Bubble. Passiert jetzt dasselbe bei Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsfeld Marihuana (Slangausdruck "Pot") ist?
Im Markt jedenfalls herrscht derzeit Euphorie - und auch ein Schuss Irrationalität. Das zeigte sich in der vorletzten September-Woche bei Tilray: Die Aktie des kanadischen Hanfunternehmens, das sich vor rund zwei Monaten an der Nasdaq listen ließ, schoss innerhalb eines Tages von gut 150 auf 300 US-Dollar, um dann den Tag bei 217 Dollar zu beenden. Mehrmals griff ein automatischer Handelsstopp, weil die Kurssprünge des Titels zu hoch waren.
Nicht nur Tilray weckt die Fantasie der Investoren. Das zeigt ein Blick auf den Canadian Marijuana Companies Index, der in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 370 Prozent zugelegt hat. Die gesamte Hanfbranche erhält Rückenwind durch die zunehmende Legalisierung von Cannabis. So ist es den Kanadiern ab dem 17. Oktober erlaubt, Marihuana zu kaufen, zu besitzen und zu konsumieren. Kanada ist damit die erste G-7-Nation, die diesen Schritt geht.
Bereits seit 2001 ist in dem Land die medizinische Nutzung von Cannabis legal. Das ist auch der Grund, warum dort die meisten Unternehmen in diesem Bereich angesiedelt sind. Wenn nun in Kanada auch ganz offiziell gekifft werden darf, entsteht ein neuer Milliardenmarkt. Laut Behörden gab die Bevölkerung 2017 knapp vier Milliarden Euro für illegal erworbenes Marihuana aus.
Aber auch in den USA ist in immer mehr Bundesstaaten der Konsum von Cannabis straffrei. Erst Anfang dieses Jahres legalisierte der bevölkerungsreichste Bundesstaat Kalifornien Marihuana. In nun bereits neun US-Staaten mit insgesamt 50 Millionen Einwohnern ist der Cannabis-Konsum erlaubt. Die Verwendung der Hanfpflanze zu medizinischen Zwecken ist mittlerweile in 30 Bundesstaaten genehmigt. Nordamerika übernimmt die Vorreiterrolle bei der Legalisierung von Cannabis. Gleichzeitig lockt dort der größte Markt. Bis 2021 sollen die Umsätze mit legalem Cannabis in den USA auf bis zu 40 Milliarden Dollar jährlich steigen.
Solche Aussichten ziehen auch große Konzerne aus anderen Branchen an, zum Beispiel die Getränkehersteller. So soll der Brauseriese Coca-Cola an einer Partnerschaft mit dem kanadischen Hanfunternehmen Aurora Cannabis sehr interessiert sein. Der Konzern erwägt, künftig Getränke mit Cannabidiol herzustellen, einem nicht psychoaktiven Wirkstoff aus der Cannabis-Pflanze.
Einen Schritt weiter ist bereits der Getränkekonzern Constellation Brands, der für seine Biermarke Corona bekannt ist. Er ist mit 38 Prozent am marktführenden Cannabis-Unternehmen Canopy Growth beteiligt. Das entspricht einem Investment von umgerechnet 3,3 Milliarden Euro. Auch dem weltgrößten Spirituosenkonzern Diageo wird Interesse an Cannabis-Firmen nachgesagt.
Nichts für schwache Nerven
Wer als Anleger in den Sektor investieren will, sollte die Risiken genau bedenken. Zum einen hat die Wachstumseuphorie die Bewertungen in luftige Höhen getrieben. Zum anderen ist noch nicht absehbar, welche Firmen zu den Siegern im Verdrängungswettbewerb zählen werden. Das dürfte weiterhin für sehr hohe Volatilität sorgen.
In jedem Fall ist es ratsam, auf die großen Namen der Branche wie etwa Aurora Cannabis (siehe Investor-Info) zu setzen. Denn sie spielen bereits eine aktive Rolle in der Konsolidierung und sind für große Player aus anderen Sektoren interessant. Wem das Einzeltitelrisiko zu hoch ist, der kann sich den ETF Horizons Marijuana Life Science Index kaufen. Er wird an den Börsen München und Berlin gehandelt oder ist über den Onlinebroker Lynx erhältlich.
Apropos Börse: Im Juli verunsicherte die Deutsche Börse Anleger mit der Mitteilung, den Handel mit den rund 150 in Deutschland notierten Cannabis-Aktien einzustellen. Mittlerweile hat sich die Lage deutlich entspannt. Nur noch 15 Wertpapiere sind seit dem 17. September eingeschränkt handelbar. Sie stammen von Firmen, bei denen das Hauptgeschäft nicht in medizinischem Cannabis besteht. Die Aktien werden von Clearstream, dem luxemburgischen Zentralverwahrer der Deutschen Börse, aber weiter verwahrt. Die Titel können auch verkauft und übertragen werden. Nur neue Wertpapiere werden nicht mehr in Verwahrung genommen.
Die Clearstream-Liste könnte in Zukunft aber wieder länger werden. Denn mit der Legalisierung von Cannabis in Kanada für den Freizeitkonsum könnten viele der dort ansässigen Unternehmen ihr Geschäft stärker auf diesen Bereich fokussieren. Das könnte Clearstream veranlassen, diese Firmen dann auf die "Schwarze Liste" zu setzen. Anleger von Cannabis-Firmen sollten sich von Zeit zu Zeit auf der Website von Clearstream (www.clearstream.com) über die Stichwortsuche "Cannabis" über Neuigkeiten informieren.
Investor-Info
Aurora Cannabis
Aktie im Höhenrausch
Die Kanadier haben derzeit einen guten Lauf. Die jüngsten Quartalszahlen zeigten einen Umsatzanstieg von 220 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zudem gibt es Pläne für ein Listing an einer großen US-Börse im Oktober. Und schließlich könnte der Abschluss einer Partnerschaft mit Coca-Cola den Kurs weiter beflügeln. Nur für nervenstarke Anleger!
Horizons Marijuana Life S. ETF
Gestreutes Hanf-Investment
Der Indexfonds bietet die Möglichkeit, diversifiziert in die Cannabis-Industrie zu investieren. Er streut das Anlagevermögen auf knapp 50 Titel, die Branchengrößen Aurora Cannabis, Canopy Growth, Aphria und GW Pharmaceuticals nehmen dabei mehr als 40 Prozent Gewicht ein. Die Basiswährung des ETFs sind kanadische Dollar, es besteht für Anleger also zusätzlich ein Währungsrisiko.
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Ausgewählte Hebelprodukte auf Aurora Cannabis
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Aurora Cannabis
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Matilde Campodonico/AP, Yellowj / Shutterstock.com
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26.08.2019 | Canopy Growth Buy | Seaport Global Securities | |
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25.09.2018 | Canopy Growth Buy | The Benchmark Company | |
06.10.2006 | Update Cascade Natural Gas Corp.: Buy | Ferris Baker Watts | |
16.05.2006 | Update Cascade Natural Gas Corp.: Strong Buy | Matrix Research |
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