Grüne Treffer: Das Geheimnis der besten DAX-Aktien
In der Provinz ansässige Unternehmen schlagen sich an der Börse oft besser als Großstadt-Firmen. Ist etwa die Landluft gut für die Aktien-Kurse?
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Wenn das Wetter mitspielt, fährt Adidas-Chef Kasper Rorsted mit dem Fahrrad zur Arbeit. In der Firmenzentrale geht es dann erst mal ins Fitnessstudio. "Anschwitzen" für den Arbeitstag - bei Adidas ist das nichts Ungewöhnliches. Das Hauptquartier des Sportartikelkonzerns auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne am Rand von Herzogenaurach gleicht einem Freizeitpark. Sogar ein kleines Fußballstadion gibt es.
Das entspannte Umfeld fördert offenbar die Kreativität: Adidas hat seinen Umsatz über die vergangenen zehn Jahre nahezu verdoppelt. Die Aktie ist mit einem Plus von 360 Prozent der beste Wert im DAX. Mithalten kann nur Fresenius. Auch der Gesundheitskonzern wirtschaftet in beschaulicher Lage. Die Firmenzentrale liegt in Bad Homburg, einer Kurstadt mit 53.000 Einwohnern.
Bei einem Blick über die Kurstafel fällt auf: Landluft scheint Aktienkurse zu beflügeln. Sechs DAX-Mitglieder sind in Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern ansässig - Adidas, Fresenius, FMC, Infineon, ProSiebenSat.1 und SAP. In den letzten zehn Jahre sind deren Aktien inklusive Dividenden im Schnitt um 230 Prozent gestiegen. Dieser "Dorf-DAX" hat sich damit über dreimal so stark entwickelt wie der herkömmliche DAX. Auch über die zurückliegenden fünf Jahre liegen Konzerne aus kleinen Städten deutlich vorn. Alles nur Zufall?
Die Investmentwelt liefert ein berühmtes Beispiel für die Magie der Provinz: Warren Buffett managt seine Investmentholding Berkshire Hathaway fernab der Finanzmetropole New York in Omaha/Nebraska. "Hier fällt es leicht, klar zu denken. Ungestört von belanglosen Dingen und dem Lärm der Investmentwelt", so beschrieb Buffett einmal den Charme seiner Heimatstadt.
Für ein produzierendes Unternehmen ist die Standortwahl etwas komplizierter: Wer Topkräfte anheuern will, hat es in einer Großstadt oft leichter, weil das Leben dort interessanter ist. Aber auch Kleinstädte haben Vorzüge: niedrige Immobilienpreise, viel Natur, Ruhe. Und: Provinzler sind alles andere als provinziell.
Adidas pendelt zwischen den Welten: Im Mittelpunkt der Konzernstrategie stehen die Metropolen London, Los Angeles, New York, Paris, Shanghai und Tokio. Weil große Trends in den Großstädten entstehen, investiert Adidas dort besonders stark in Marketing und Läden. Herzogenaurach wird da zu einem wohltuenden Rückzugsgebiet. Das weiß auch der in seiner Heimat Los Angeles von Paparazzi gejagte Rapper Kanye West zu schätzen, der für Adidas Schuhe und Klamotten entwirft.
Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis war lange Zeit vor allem als Geburtsort des Unternehmers Johann Jakob Astor und wegen des Spargelanbaus der örtlichen Landwirte bekannt. Anfang der 70er-Jahre gründeten dann fünf ehemalige Mitarbeiter des Computerkonzerns IBM ihre eigene Firma. SAP gehört heute zu den größten Softwarekonzernen der Welt. Die Verbindung zu den Gründern ist nicht abgerissen: 20 Prozent der Aktien liegen noch in ihren Händen, Hasso Plattner führt den Aufsichtsrat.
Bei Fresenius liegt ein Viertel der Aktien bei der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, die von der Ziehtochter des Firmengründers ins Leben gerufen wurde. Solche Ankerinvestoren schützen vor feindlichen Übernahmen und helfen, den Geist der Gründer zu bewahren. Mit Erfolg. Denn Fresenius wurde ein Weltkonzern: Aus Bad Homburg steuert Firmenchef Stephan Sturm die Geschäfte in mehr als 100 Ländern.
Die Trägheit der Masse
Der DAX ist ein Index der Extreme - die Größenunterschiede sind riesig. Volkswagen, Daimler und BMW steuerten 2016 zusammen rund ein Drittel des Gesamtumsatzes aller Mitglieder bei. VW war 85-mal so groß wie Indexwinzling Deutsche Börse.
Größe bringt Prestige und handfeste Vorteile - in der Produktion oder beim Einkauf von Komponenten -, aber auch Probleme. VW wirkt mit seinen über 600.000 Mitarbeitern und komplexen Strukturen wie ein kleiner Staat. Das könnte eine Erklärung sein, warum die Wolfsburger mit der hausgemachten Dieselaffäre kämpfen und Branchentrends wie die E-Mobilität sehr spät angepackt haben.
Ein Grund für das gute Abschneiden des "Dorf-DAX" ist auch die vergleichsweise geringe Größe, die Wachstum begünstigt. Wer deutlich zulegt, dem gestehen Börsianer meist höhere Bewertungskennziffern zu. VW braucht für ein Umsatzplus von zehn Prozent 22 Milliarden Euro mehr Umsatz - Adidas, Fresenius und SAP reichen dafür bereits zwei bis drei Milliarden Euro. Im Vergleich zu Volkswagen wirken die drei wie dynamische Mittelständler.
Viel hängt auch vom Geschäftsmodell ab. Autokonzerne brauchen etwa große Fabriken für die Produktion. Die Nachfrage schwankt mit dem Konjunkturzyklus, die Margen sind selbst in guten Zeiten gering. Versorger oder Telekomwerte hängen stark von staatlicher Regulierung ab, Finanzkonzerne von den Zinssätzen - Faktoren, die das Management dieser Unternehmen nicht selbst beeinflussen kann.
Andere haben es da leichter: Adidas lässt Schuhe und Klamotten extern produzieren. Das Wachstum wird durch starke Trends getrieben: wachsendes Gesundheitsbewusstsein und den Aufstieg der Schwellenländer, in denen sich immer mehr Menschen westliche Markenprodukte leisten können.
Fresenius profitiert mit seinen Gesundheitsdienstleistungen von der wachsenden Zahl älterer Menschen, SAP vom technologischen Fortschritt des Internetzeitalters. Dadurch können sich diese Konzerne den Launen der Weltwirtschaft besser entziehen als große Industriefirmen. Landluft allein garantiert eben auch keinen wirtschaftlichen Erfolg.
Investor-Info
Adidas
Teure Treter
Der Sportartikelkonzern hat einen starken Lauf: Im ersten Quartal wuchs der Gewinn um 30 Prozent. Die Franken profitieren von kreativen Produkten und der Schwäche des Rivalen Nike. Besonders erfreulich sind die Zuwächse in den USA, die immer noch eine Schwachstelle von Adidas sind. Das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie zeigt aber, dass Börsianer bereits ein positives Szenario eingepreist haben. Auch die Abhängigkeit von Modetrends birgt Risiken. Halten.
Fresenius
Defensives Wachstum
Der Gesundheitskonzern hat sein Wachstum durch Übernahmen wie der des spanischen Klinikbetreibers Quirónsalud beschleunigt. Bei der Integration bewiesen die Hessen Geschick. 2017 will Fresenius den Gewinn um 19 bis 21 Prozent steigern. Die Dividende steigt seit 24 Jahren. Die Aktie ist nicht billig, sie bleibt wegen des defensiven Geschäftsmodells aber ein Favorit der Redaktion.
SAP
Weiteres Potenzial
Software aus Walldorf hilft Unternehmen, Betriebsabläufe zu optimieren. Das Geschäft mit Mietsoftware aus der Internet-Cloud legte zuletzt um 30 Prozent zu. Bis zum Jahr 2020 will SAP den operativen Gewinn von 6,6 Milliarden Euro auf bis zu neun Milliarden Euro steigern. Einige Analysten sind skeptisch, die Konsensschätzung liegt leicht unter dem Zielwert. Das Wachstumspotenzial des Internets sollte allerdings weiter steigende Kurse für die SAP-Aktie rechtfertigen.
Ausgewählte Hebelprodukte auf adidas
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf adidas
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere adidas News
Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images, Palto / Shutterstock.com
Nachrichten zu Volkswagen (VW) AG Vz.
Analysen zu Volkswagen (VW) AG Vz.
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
22.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
11.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Jefferies & Company Inc. | |
11.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
06.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Sector Perform | RBC Capital Markets | |
04.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
11.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Jefferies & Company Inc. | |
11.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
01.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
31.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Deutsche Bank AG | |
30.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Kaufen | DZ BANK |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
22.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
06.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Sector Perform | RBC Capital Markets | |
04.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
31.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
31.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
30.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
07.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
30.09.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
13.09.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
04.09.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Volkswagen (VW) AG Vz. nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen