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Fresenius: Das große Versprechen

08.03.19 06:59 Uhr

Fresenius: Das große Versprechen | finanzen.net

Das Jahr 2018 lief katastrophal für die Aktionäre des Gesundheitskonzerns Fresenius . Chef Stephan Sturm gelobt Besserung und verspricht, die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Er selbst investiert kräftig.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag



Die Erleichterung war dem Vorstand anzumerken: Fresenius-Chef Stephan Sturm und FMC-Boss Rice Powell stellen die Bilanz für das Jahr 2018 vor - und beide Aktien ziehen kräftig an. Zwar fielen die nackten Zahlen erwartungsgemäß eher mau aus. Die Genehmigung einer Übernahme der Fresenius-Tochter FMC durch die US-Kartellbehörde FTC stützte aber die Kursentwicklung.

Zuletzt war das bei Nachrichten aus Bad Homburg noch ganz anders gelaufen: Zwei Gewinnwarnungen hatte Fresenius im Oktober und Dezember vermeldet, Anleger hatten in Scharen Reißaus genommen. Die Bilanz des Jahres 2018 für Fresenius-Aktionäre: ein Minus von rund 35 Prozent, fast doppelt so viel wie im DAX. Bei FMC ging es ähnlich harsch nach unten.

Jahr der Investitionen

Sturm gelobte, dass er gelernt habe, etwa aus dem - glimpflich ausgegangenen - Rechtsstreit um die aufgelöste Akorn-Akquisition oder den operativen Problemen beim Krankenhausbetreiber Helios sowie bei der Dialysetochter FMC. Der Konzernlenker, der persönlich 2018 für rund eine Million Euro Fresenius-Aktien gekauft hat, will dieses Jahr eine ähnliche Summe aufwenden. Sturm verwies auf die Wachstumshistorie: Fresenius hatte seit 2003 den Umsatz im Schnitt pro Jahr um elf, den Gewinn um gut 20 Prozent gesteigert. "Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Erfolgsmodell Bestand hat", so Sturm.

Solche Wachstumsraten rücken aber zunächst in die Ferne. 2019 will Sturm insgesamt 2,5 Milliarden Euro in künftiges Wachstum investieren, der Gewinn wird deshalb stagnieren. Beim Umsatz soll es um drei bis sieben Prozent vorangehen. Ab 2020 planen die Bad Homburger jährliche Zuwächse zwischen vier und sieben Prozent beim Umsatz. Das Ergebnis soll dann zwischen fünf und neun Prozent klettern. Kleinere Zukäufe sollen je rund einen Prozentpunkt Plus zusätzlich bringen.



Auch FMC-Chef Powell sieht sich in der Pflicht und erwirbt mehr Aktien. Bei der Dialysetochter hatten gesetzliche Vorgaben die Geschäftsentwicklung gedämpft. Im Hauptmarkt USA hält der Kostendruck seit Jahren an. Dem Negativtrend will FMC, an dem Fresenius rund 31 Prozent der Anteile hält, über eine KGaA-Struktur aber die Kontrolle hat, durch Expansion in andere Märkte entgehen. Powells Stoßrichtung heißt Heimdialyse, ein Markt, der mit rund neun Prozent schneller wächst als die klassischen Dialysedienste in Kliniken. Die soeben genehmigte Übernahme des US-Herstellers von Heimgeräten, NX Stage, soll die Expansion ermöglichen. Überdies sieht der FMC-Chef große Chancen in China, wo erst 45 Prozent der Patienten mit chronischem Nierenversagen per Dialyse versorgt werden.

Biosimilars kommen

Das Krankenhausgeschäft Helios ist, speziell in Deutschland, ein weiterer Pflegefall. Auch hier herrscht permanenter Kostendruck, überdies sank die Patientenzahl in den deutschen Kliniken 2018 zum ersten Mal seit Jahren. Helios Deutschland soll vom spanischen Klinikbetreiber Quironsalud lernen, dem größten Zukauf in der Konzerngeschichte. Analysten loben die Spanier, die beim Zusammenspiel zwischen stationärer und ambulanter Behandlung schon viel weiter sind als die deutschen Kliniken. Sturm will hier auch in weitere Pflegekräfte investieren. "Das deutsche Klinikgeschäft bleibt höchst attraktiv", sagt der Chef. Jetzt stehen allerdings erst einmal Warnstreiks von Verdi an.

Dass Fresenius trotz der Schwächen auch 2018 die Serie von 15 Rekordumsätzen und -gewinnen fortschreiben konnte, liegt vor allem an Kabi. Die Infusionstochter profitiert immer noch von Angebotslücken der US-Konkurrenz bei manchen Arzneimitteln. Kabi lieferte 2018 mal wieder die höchste Ebit-Marge im Konzern, sie lag über 17 Prozent. Wir lange die günstige Angebotssituation andauert, vermag Sturm nicht vorherzusagen, man plane aber konservativ. Die Nachfrage sei hoch, Kabi weite die Kapazitäten aus. Und: Im Geschäft mit Biosimilars, biopharmazeutischen Generika, nehme die Zahl der zugelassenen Wirkstoffe Fahrt auf. Auch von diesem Markt erhofft sich der Chef künftig starkes Wachstum.

Investor-Info

Fresenius
Vertrauen gewinnen

Auf ein Jahr der Gewinnwarnungen folgt das Jahr der Investitionen. Der Gewinn wird 2019 stagnieren. Die Dividende soll dennoch weiter steigen, dann zum 27. Mal in Folge. Ein Aktienrückkaufprogramm bei FMC, die Dividendenerhöhung sowie die Aktienkäufe der Vorstände dürften verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Die Wachstumsstory bleibt wegen der zunehmenden Alterung der Bevölkerung in Industriestaaten intakt, zudem gibt es Chancen in Emerging Markets wie China.






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Bildquellen: Casimiro PT / Shutterstock.com, Fresenius

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