Deutsche Bank-Aktie: Tränen auf der Großbaustelle
Das größte deutsche Kreditinstitut Deutsche Bank macht erneut Schlagzeilen. Vorstandschef Christian Sewing holt den Hammer raus und plant einen Radikalumbau. Börsianer zweifeln am Erfolg.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Das US-Justizministerium hat Ermittlungen gegen die Deutsche Bank aufgenommen - mal wieder. Medienberichten zufolge soll der Frankfurter Finanzkonzern dem malaysischen Staatsfonds (1MDB) 2014 bei der Beschaffung von 1,2 Milliarden Dollar geholfen und damit gegen Korruptions- und Antigeldwäschegesetze verstoßen haben. Das US-Justizministerium verdächtigt hochrangige Fondsmitarbeiter, gemeinsam mit Komplizen mehr als 4,5 Milliarden Dollar aus dem Fonds veruntreut zu haben. Die Deutsche Bank gab an, sie kooperiere mit den Behörden und sei von 1MDB in die Irre geführt worden.
Das drohende Ungemach aus den USA, wo ohnehin noch Ermittlungen wegen verdächtiger Transaktionen auf Konten der Präsidentenfamilie Trump laufen, kommt für Christian Sewing zur Unzeit. Der Vorstandschef legt sich mächtig ins Zeug, um Investoren von seiner vor wenigen Tagen präsentierten Umbaustrategie zu überzeugen.
Sogar ein Viertel seines Gehalts will der Bankboss in die Aktien des angeschlagenen Hauses stecken, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Ausgehend von seinem Fixgehalt 2018 in Höhe von 3,4 Millionen Euro würde das einen Aktienkauf für 850.000 Euro bedeuten. Bislang ist aber noch kein "Directors’ Dealing", wie Käufe von Vorständen genannt werden, vermeldet worden.
Dabei wäre das Einstiegsniveau gar nicht schlecht. Zwar sprang der Kurs kurz nach Verkündung der radikalen Umbaupläne durch Sewing kurzzeitig an, doch in den vergangenen Tagen gab die Aktie die Gewinne größtenteils wieder ab. "Die Wachstumsziele kann man nur schwer glauben. Die Deutsche Bank hat es seit Jahren nicht geschafft, die Erlöse zu steigern. Warum sich das angesichts der Folgen eines großen Umbaus ändern sollte, bleibt mir schleierhaft", sagt dazu ein Fondsmanager.
Die Deutsche Bank muss erst liefern, und dazu reicht es nicht, dass der Abbau von 18 000 der insgesamt rund 91.000 Vollzeitstellen bereits während der Strategiepräsentation Sewings am Montag in London angelaufen war. Angegriffene, teils auch weinende Mitarbeiter, die von ihrem Arbeitsplatz auf die Straßen eskortiert werden, festigen zwar Sewings Ruf als "harter Hund", bringen aber noch keine Zahlen.
Umbau hat einen hohen Preis
Bis 2022 will der Bankboss acht Prozent Eigenkapitalrendite erwirtschaften. 2018 hat die Deutsche Bank gerade mal 0,5 Prozent geschafft. Das 2019er-Ziel von vier Prozent hätte sie mit oder ohne Umbau wohl niemals erreicht, jetzt ist es Makulatur.
7,4 Milliarden Euro kostet Sewings Radikalreform: die Schließung des Aktienhandels sowie weiterer Teile des Investmentbankings, der Aufbau des neuen Segments "Unternehmensbank" sowie einer hausinternen "Bad Bank" zum Abbau von Bilanzwerten in Höhe von 288 Milliarden Euro - samt Stellenabbau. "Horrende Kosten", nennt das Michael Hünseler, Fondsmanager der Vermögensverwaltung Assenagon. Hinzu kommen 13 Milliarden Euro Investitionen in die Digitaltechnik, die unter der Ägide des Ex-SAP-Vorstands Bernd Leukert erneuert werden soll.
Das wird der Deutschen Bank nicht nur in diesem Jahr einen Milliardenverlust bescheren und Anleger um die Dividende bringen - auch 2020 soll es nichts geben. Und das Geld bleibt vorerst knapp, auch wenn durch den Abbau von Bilanzwerten Kapital frei wird. Zwar will Sewing die Erträge der neu aufgestellten Segmente um zehn Prozent steigern und die Kostenbasis bis 2022 um sechs Milliarden Euro verringern, aber das will erst mal erreicht werden. "Geht der Plan nicht auf, wird es schwierig, die Kapitalquote organisch zu stärken", sagt Hünseler. Dann könnte das wieder auf den Tisch kommen, was Sewing zum jetzigen Zeitpunkt vermeidet: eine Kapitalerhöhung.
Mit der Schrumpfung des Investmentbankings fördert die Deutsche Bank indes die Abhängigkeit ihrer Erträge vom Zinsüberschuss. Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Notenbanken aber erschwert hier auf Dauer die Suche nach Gewinnquellen. Der Krisenbank droht somit auch künftig Ungemach in Form verpasster Ziele.
Investor-Info
Deutsche Bank
Bestätigung steht aus
Finanzexperten hegen große Skepsis in Bezug auf das Eigenkapitalrenditeziel der Bank von acht Prozent. Dennoch lautet der Tenor der Analysten, die Bank bewege sich in die richtige Richtung. Die große Frage: Wird der Umbau gelingen? In diesem Jahr erwartet Anleger wenig Gutes: 5,1 Milliarden Euro an Restrukturierungskosten werden 2019 verbucht, Dividende gibt es keine, 2020 auch nicht. Investierte Anleger bleiben dabei. Für Neuengagements ist es aber noch zu früh.
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Bildquellen: Mario Tama/Getty Images, Thomas Lohnes/Getty Images
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