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Börsengänge 2018: Spotify-Aktie, Aramco-Aktie & Co. - Mit Tempo auf die ganz große Bühne

03.01.18 15:00 Uhr

Börsengänge 2018: Spotify-Aktie, Aramco-Aktie & Co. - Mit Tempo auf die ganz große Bühne | finanzen.net
Aston Martin Valkyrie

Die Weltwirtschaft brummt, die Märkte bewegen sich auf Rekordniveaus. Im Umfeld niedriger Zinsen sind das beste Voraussetzungen für neue spektakuläre Parkett-Debüts.

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von Klaus Schachinger, €uro am Sonntag

Die Briten starten durch. Andy Palmer, seit drei Jahren Chef von Großbritanniens Edel­automarke Aston Martin, steuert die Traditionsfirma flott auf die Erfolgsspur. Im neuen Jahr soll das mit dem Börsendebüt gekrönt werden. Im November hatte Aston Martin die Gewinnprognose im auslaufenden Geschäftsjahr zum dritten Mal in Folge ­erhöht. Andy Palmer spornte sein Team an: "Dieser Tag entschädigt uns für alle schlechten davor." Mit geschmeidigen Sportwagen wie dem DB 11 und rennsportfähigen Modellen wie dem 2,5 Millionen Pfund teuren Valkyrie, der zusammen mit dem Red-Bull-­Racing-Team entwickelt wird, ist Aston Martin eine begehrte Alternative zur Sportwagen­ikone Ferrari geworden.



Auch das erfolgreiche Wall-Street-­Debüt der Italiener im Jahr 2016 dürfte den Chef der Briten antreiben. "Die starke Marke und das Geschäftsmodell sind eine gute Story für ein Börsen­debüt", sagt Joachim von der Goltz, bei Credit Suisse Leiter des Aktienkapitalmarktgeschäfts in Deutschland und Nordeuropa. Aston Martins jährliche Produktion von rund 4000 Sportwagen ist nachhaltig profitabel. Einschließlich des ersten SUVs soll bis 2022 jährlich ein neues Modell zu den Händlern rollen. Ab 2020 soll es für jedes Modell auch eine Variante mit Hybridantrieb geben.

Dazu kommt das positive Umfeld für Börsengänge, das auch 2018 so bleiben soll. Die Leitindizes vieler Aktienmärkte notieren in der Nähe ihrer Rekord­niveaus. Mit einer guten Story dürften Firmen, die sich aufs Parkett trauen, hohe Bewertungen erreichen.


Größter Börsengang der Welt
Das könnte auch Saudi-Arabien bewegen, die Pläne für den Börsengang des Öl- und Petrochemiegiganten Aramco zu beschleunigen. Die Börsen in New York und London buhlen um den IPO der Superlative. Der Wert von Aramco wird auf mindestens zwei Billionen Dollar geschätzt. Abgeben wollen die Saudis rund fünf Prozent, sie erwarten dafür über 100 Milliarden Dollar. Es wäre der größte Börsengang aller Zeiten.

Geopolitische Risiken wie der bevorstehende EU-Austritt von Großbritannien oder Nordkoreas Raketentests belasten die Stimmung an den Börsen stets nur kurze Zeit. Der Volatilitäts­index VIX, der die Schwankungsbreite der Kurse im US-Index S & P 500 abbildet, notiert auf einem historisch niedrigen Niveau. Das signalisiert ein stabiles Umfeld. Wie ein Anstieg des VIX die Investoren verunsichern kann, zeigte sich im Herbst 2015, als der Dieselskandal bei VW publik wurde. Damals erhöhte sich die Volatilität massiv. Vielen IPO-Kandidaten wurde dadurch das Debüt vermasselt, einige sagten ihren Börsengang ab. Das Risiko Volatilität ist dabei also immer präsent.


Entwarnung gibt es beim globalen Wirtschaftswachstum. Experten der OECD rechnen für 2018 mit mehr Wachstum verglichen mit den soliden 3,6 Prozent für 2017. Niedrige Zinsen und die anstehende Senkung der Unternehmenssteuern in den USA sollten die Wirtschaft beflügeln.

Die Frankfurter Debütanten von 2017, darunter der Maschinenbauer Aumann und die Batteriespezialisten Varta und Voltabox, lieferten im Schnitt höhere Zuwächse als die Debütanten an den anderen Börsen in Europa. Mit 3,1 Milliarden Dollar IPO-Volumen nach Zahlen von Dealogic wurde gut die Hälfte des Vorjahreswerts erreicht. Im größten Markt USA zog das IPO-Geschäft nach einem außergewöhnlich schwachen Jahr 2016 wieder etwas an.

Top-Perspektiven für Frankfurt
Mit Spannung erwartet wird das für 2018 angekündigte, auf 30 Milliarden Euro geschätzte Blockbuster­debüt von Healthineers, die Medizintechniksparte von Siemens. Börsianer rechnen mit dem größten IPO seit der Premiere der Deutschen Telekom im Jahr 1996.

Viel Aufmerksamkeit bekommen sollte auch die von der Deutschen Bank avisierte Börsennotierung der auf zwei Milliarden Euro taxierten Vermögensverwaltersparte DWS. Experte von der Goltz prognostiziert "bis zu zehn IPOs mit mehr als 300 Millionen Euro Emissionsvolumen". Frankfurt habe die Chance, 2018 in Kontinentaleuropa das höchste Volumen zu erreichen. Armin Heuberger, bei der Schweizer UBS-Bank verantwortlich für das IPO-Geschäft in Deutschland und Österreich, erwartet "ein drei- bis fünffach höheres Volumen im Vergleich zu 2017" - und die meisten Debüts bereits im ersten Halbjahr.

Healthineers ist für diesen Zeitraum angekündigt. Sorgen, dass die Siemens- Tochter durch ihr Megadebüt die Chancen für andere Kandidaten schmälere, hat Heuberger nicht: "Der Kreis der ­Interessenten ist international breit gestreut und die Nachfrage für die Zeichnung von Börsengängen ist groß." Im abgelaufenen Siemens-Geschäftsjahr schaffte die Medizintechnik mit 14,2 Milliarden Euro Umsatz eine operative Marge von 18,1 Prozent. Das zweitprofitabelste Geschäftsfeld liefert erhebliche freie Mittelzuflüsse. Damit werden auch die Ausschüttungen an die Aktionäre finanziert. Nach dem Börsengang soll die Sparte deshalb Kerngeschäft von Siemens bleiben.

Auch die Deutsche Bank will die Kontrolle über ihre Vermögensverwaltung nicht aufgeben. Über die Rechtsform einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) behält die Bank ihren Einfluss, unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen der Aktionäre. UBS-Mann Heuberger: "Am Kapitalmarkt gibt es einen starken Trend zu Abspaltungen, als Spin-off wie Uniper bei Eon und Ceconomy bei Metro oder als IPO wie Innogy bei RWE und Covestro bei Bayer."

Möglich sind Börsendebüts auch bei Europas größtem Autobauer Volkswagen. Die Wolfsburger wollen sich weniger zentral aufstellen, um bei Zukunfts­trends wie der Elektromobilität oder dem autonomen Fahren künftig schneller reagieren zu können. Wachstums­finanzierung ist ebenfalls ein großes Thema. "Für den globalen Ausbau des Lkw-Geschäfts gelten alle Optionen, auch ein Börsengang", sagt VW-Truck-Chef Andreas Renschler. Seine Sparte fährt mit 25 Milliarden Euro knapp zwölf Prozent des Konzernumsatzes ein. Bernd Osterloh, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Betriebsratschef, soll signalisiert haben, dass die Belegschaft einen Börsengang von VW Trucks unterstützt.

Im Technologiesektor bringt Ralph Dommermuth, Chef und Gründer des Telekom- und Internetdienstleisters United Internet (UI), den Börsengang von Business Applications (BA) voran. Dazu gehört auch der von der Telekom übernommene Webhoster Strato. Die Sparte liefert 40 Prozent des Gewinns.

Spotify rockt die Wall Street
Während Frankfurt 2018 in Europa glänzen sollte, will an der Wall Street der Musikstreamingdienst Spotify für Aufsehen sorgen. Wie Insider dem "Wall Street Journal" berichteten, will die populäre Firma an der New Yorker Börse via "direct listing" starten. Damit sparen sich die Schweden die Kosten für begleitende Banken und die Werbetour bei Investoren im Vorfeld eines IPO. Im Gegensatz zu vielen anderen Firmen ist Spotify auf das Geld durch Kapitalerhöhungen zum Börsengang nicht angewiesen. Das Unternehmen ist primär am Handel seiner Aktien interessiert. Gelingt das Debüt der auf 20 Milliarden Dollar geschätzten Firma zu einem Wert, der für ihre Aktionäre attraktiv ist, sollten ähnliche Listings folgen.

Das betrifft durchfinanzierte Wachstumsfirmen mit geschätzten Werten von über einer Milliarde Dollar. Börsianer nennen sie Unicorns. Onlineappartmentvermittler Airbnb gehört genauso dazu wie Cloudspeicherdienstleister Dropbox und Fahrdienstanbieter Lyft. Das neue IPO-Jahr könnte auch für die Unicorns ein besonderes werden.

Glossar

Börsengang, englisch Initial Public Offering (IPO), ist die Aufnahme des Handels von Aktien eines Unternehmens in einen regulierten Kapitalmarkt.

Emissionsvolumen oder Platzierungsvolumen ist der Gesamtwert der Aktien, die nach dem IPO erstmals gehandelt werden, zusammengesetzt aus Anteilscheinen, die Altaktionäre abgeben, und vor allem aus den zusätzlichen neuen Aktien aus Kapitalerhöhungen. Via Kapitalerhöhungen sammeln die Debütanten bei ihrem IPO zusätzliches Kapital ein. Über eine Spanne für den Preis der Papiere wird der Emissionspreis der Aktien festgelegt.

Roadshow heißen die Präsentationen des Firmen­managements vor potenziellen Aktionären, welche die begleitenden Banken vor dem IPO organisieren.

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Bildquellen: Aston Martin

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