Bilfinger: Ein Plan für die Industrieplaner
Rückstellungen für alte Projekte in Amerika führen beim Mannheimer Ingenieursdienstleister Bilfinger zu einer Gewinnwarnung. Warum Anleger gelassen bleiben.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Was war das? Industriedienstleister Bilfinger überrascht mit einer Gewinnwarnung. Nach einem kurzen Rückschlag legt der Aktienkurs jedoch wieder deutlich zu. Was läuft hier?
Für das laufende Geschäftsjahr rechnen die Mannheimer jetzt nicht mehr mit einem operativen Gewinn. Zur Einordnung: 2016 hatte das MDAX-Unternehmen, das einen schwierigen Umbau bewältigt, operativ 15 Millionen Euro verdient. Allerdings wurde die Konzernkasse nach einem juristischen Erfolg in einem langwierigen Rechtsstreit mit der katarischen Hauptstadt Doha um 60 Millionen Euro aufgebessert. Der finanzielle Spielraum ist durch diesen Sonderertrag gewachsen. Deshalb der Auftrieb für die Aktie.
Auslöser für die Revidierung der Jahresprognose sind alte, hoch riskante Projekte in den USA, die der neue Vorstand des Mannheimer Unternehmens wohl nicht unterzeichnet hätte. Den langfristigen Anteilseignern des Unternehmens versicherte Chef Thomas Blades jedoch, dass das Geschäft, von den US-Projekten abgesehen, "sehr befriedigend laufe". Der gebürtige Brite, der in Hamburg aufgewachsen ist, steht seit Mai 2016 an der Spitze des Unternehmens. Blades folgte auf den Norweger Per Utnegaard. Der als Hoffnungsträger gefeierte Skandinavier hatte Bilfinger nach einer kurzen Zeit überraschend verlassen.
Einer der Problemfälle bleibt die Montage einer Methanolanlage in Texas. Auch dieses US-Projekt wurde nicht ausreichend mit Risikoklauseln abgesichert. Das habe man nachgeholt, das "Risikomanagement geschärft", so Blades. Selbstverständlich war das in Mannheim bislang offenbar nicht. "Das hört sich alles sehr logisch an, ist aber neu für Bilfinger", sagt Blades. Zudem werden Projekte in hohen Risikoklassen mit einstelligen Margen künftig abgelehnt.
Zwei-Vier-Sechs-Strategie
Unter Führung des Briten soll das Unternehmen auf zwei Kerngeschäfte, vier Regionen und sechs Industriegruppen fokussiert werden, Kurzform: Zwei-Vier-Sechs. Aktionäre wünschen sich seit Jahren eine nachhaltige Strategie. "Der Plan ist gut, aber was zählt, sind die Ergebnisse", bleibt Blades deshalb selbstkritisch. Vor seiner Zeit in Mannheim hatte der Manager bei Linde das Geschäft mit Industriegasanlagen geleitet und ist deshalb mit dem Geschäft des Industriedienstleisters vertraut.
Stabilisierung hat Vorrang
Geld verdienen soll der MDAX-
Konzern unter Blades’ Führung künftig mit dem Entwurf, Bau, Betrieb und der Wartung von Produktionsanlagen im Auftrag von Industrieunternehmen. Das Geschäft ist in zwei Sparten aufgeteilt. Vor Ort soll Bilfinger in Zentraleuropa, im Nordwesten des alten Kontinents, in Nordamerika und im Nahen Osten sein. Die sechs Industriebranchen, auf die sich die Mannheimer beschränken wollen, sind Chemie, Energie und Versorger, Öl und Gas, Pharma und Biotech, Metallurgie sowie Zement.
Damit soll der Konzern während der nächsten Jahre stabilisiert werden, um bis 2020 eine operative Marge (Ebitda) von mindestens fünf Prozent zu erreichen.
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Bildquellen: Bilfinger SE, 123RF
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