Euro am Sonntag-Aktien-Check

Bayer: Milliardenvernichter teuer eingekauft

04.04.19 09:30 Uhr

Bayer: Milliardenvernichter teuer eingekauft | finanzen.net

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat ein bedeutendes Gerichtsverfahren in den USA verloren. Nun drohen dem davon offenbar überraschten Unternehmen sehr hohe Schadenersatzforderungen.

Werte in diesem Artikel
Aktien

19,24 EUR 0,37 EUR 1,96%

Indizes

19.984,3 PKT 135,6 PKT 0,68%

von Matthias Fischer, Euro am Sonntag



Die milliardenschwere Übernahme des US-Agrarchemie-Unternehmens Monsanto könnte für Bayer zum Desaster werden. Monsanto hat nicht nur weltweit einen schlechten Ruf, sondern stellt auch das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat her. Das Mittel steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Bayer streitet das vehement ab - und hat nun in den USA eine herbe Schlappe erlitten: Eine Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco entschied, dass Glyphosat ein wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman ge­wesen sei.

Wegweisendes Verfahren

Dem Prozess bekommt eine besondere Bedeutung zu: Bei ihm handelt es sich um ein Verfahren im Rahmen einer sogenannten Multidistrict Litigation. Dabei wird die Beweiserhebung für mehrere Klagen an einem Gericht gebündelt. Der Hardeman-Prozess gilt deshalb als wegweisend für über 600 wei­terer Klagen.



Nun geht das Verfahren in die zweite Runde, in der geklärt werden soll, ob Hersteller Mon­santo über die Risiken nicht richtig aufgeklärt hat und wie hoch der mögliche Schadenersatz ausfällt. Das ist auch der Grund, warum die Bayer-Aktie massiv fällt und angesichts ihres großen Gewichts im DAX den ganzen Index mit nach unten zieht. Sollte Monsanto nämlich für haftbar befunden werden, wird dies den Leverkusener Traditionskonzern in der Folge eine Menge Geld kosten. Denn gegen Mon­santo ergießt sich eine ganze Klagewelle, Ende Januar waren es 11.200 Stück.

Daraus könnten sich gigan­tische Schadenersatzforderungen ergeben. Die Prognosen von Analysten lassen gruseln: Mainfirst schätzt elf Milliarden Euro, Kepler Cheuvreux gar 20 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Aktuell liegt der gesamte Börsenwert des Konzerns bei knapp 60 Milliarden Euro.


Besonders bitter: Bayer scheint selbst von der Entwicklung überrascht zu sein. Bei der Bilanzvorlage Ende Februar hatte Konzernchef Werner Baumann eingeräumt, dass noch keine verlässliche Abschätzung der Kosten möglich sei. "Wir müssen eine gewisse Anzahl von Verfahren durchprozessieren, um Klarheit zu bekommen, in welche Richtung es geht", zitiert ihn die "Börsenzeitung". Für mögliche Schadenersatzzahlungen rund um Glyphosat hat Bayer nach eigenen Angaben aber noch keine Rückstellungen gebildet.

Bittere Pillen

Für die Aktionäre des Konzerns sind das gleich aus mehreren Gründen ziemlich schlechte Nachrichten. Zum einen wird sich die Bayer-Aktie allein wegen der risikobehafteten Per­spektiven kurzfristig kaum zum Überflieger entwickeln. Der Druck auf die Aktie könnte sich vielmehr noch verstärken. Denn die etwaigen Milliarden Euro, die an Schadenersatz fällig würden, stünden in der Folge nicht mehr für die Aktionäre zur Verfügung. Dabei hatte Bayer ihnen zuletzt angesichts des mauen Kursverlaufs versprochen, Aktien zurückzukaufen und die ­Dividende zu erhöhen. Und das, obwohl schon jetzt der Konzern ohne Schadenersatzforderungen unter einer hohen Schuldenlast ächzt.

Damit scheint sich zu bewahrheiten, was der ehemalige Bayer-Chef Marijn Dekkers schon im Jahr 2016 geahnt hatte: dass der Kauf von Monsanto, der schon damals in Erwägung gezogen worden war, zu riskant sei. Sein Nachfolger Werner Baumann hatte weniger Hemmungen, kaufte Monsanto und hat sich so große Risiken in den Konzern geholt. Der Börsenwert von Bayer, einst das teuerste börsennotierte Unternehmen Deutschlands, hat sich im Gefolge der Monsanto-Übernahme halbiert. Eines steht jedenfalls schon jetzt fest: An Glyphosat wird Bayer noch ziemlich lange zu knabbern haben. Solche Verfahren können in den USA mehrere Jahre dauern.

Die Aktie wurde nach dem Urteil abgestraft, der charttechnische Aufwärtstrend ist gebrochen. Engen Stopp setzen.






___________________________

Ausgewählte Hebelprodukte auf Bayer

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Bayer

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: 360b / Shutterstock.com, Gil C / Shutterstock

Nachrichten zu Bayer

Analysen zu Bayer

DatumRatingAnalyst
09.12.2024Bayer NeutralUBS AG
03.12.2024Bayer NeutralJP Morgan Chase & Co.
27.11.2024Bayer KaufenDZ BANK
21.11.2024Bayer NeutralUBS AG
20.11.2024Bayer HoldJefferies & Company Inc.
DatumRatingAnalyst
27.11.2024Bayer KaufenDZ BANK
14.11.2024Bayer KaufenDZ BANK
06.08.2024Bayer KaufenDZ BANK
06.06.2024Bayer KaufenDZ BANK
11.03.2024Bayer KaufenDZ BANK
DatumRatingAnalyst
09.12.2024Bayer NeutralUBS AG
03.12.2024Bayer NeutralJP Morgan Chase & Co.
21.11.2024Bayer NeutralUBS AG
20.11.2024Bayer HoldJefferies & Company Inc.
19.11.2024Bayer HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
DatumRatingAnalyst
31.10.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH
21.08.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH
01.08.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH
28.06.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH
25.04.2019Bayer VerkaufenIndependent Research GmbH

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Bayer nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"