Airbus: Mehr Schub mit Partner aus Kanada
Der Flugzeugbauer Airbus steigt bei Bombardiers Mittelklasse-Jets ein und bewahrt den kanadischen Konkurrenten damit vor der Pleite. Airbus’ Erzrivale Boeing bekommt einen ebenbürtigen Konkurrenten.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Gutes Timing. Just als Deutschlands größte Boulevardzeitung Airbus-Chef Thomas Enders zum Verlierer des Tages ernannt hatte - wegen Korruptionsvorwürfen droht dem deutsch-französischen Flugzeugkonzern eine hohe Strafe -, zog der Manager ein Ass aus dem Ärmel. Ohne einen Euro zu bezahlen, bekommen die Europäer 50,1 Prozent an den neuen C-Series-Jets des kanadischen Konkurrenten Bombardier.
Dafür übernehmen sie den Einkauf, den Vertrieb, das Marketing und die Wartung der Mittelklasse-Jets. Die Flugzeuge sollen im Airbus-US-Werk in Alabama gebaut werden. Chef Enders, der sich vor zwei Jahren erfolglos um den Einstieg in das Projekt der Kanadier bemüht hatte, dürfte den Großteil seiner Bedingungen durchgesetzt haben. Der schlechte Verkaufsstart für die mit großem finanziellem und technischem Aufwand entwickelten Flugzeuge hat Bombardier an den Rand einer Pleite gebracht. Der Haken: Bisher haben die Kanadier noch keine C-Series-Jets verkauft - auch weil der US-Konkurrent Boeing Bombardier bei US-Präsident Donald Trump als staatlich subventionierten Konzern angeprangert hatte. Anschließend drohte die US-Regierung Bombardier mit Einfuhrzöllen von bis zu 300 Prozent.
Die geplante Verlagerung der Produktion zu Airbus in die USA sollte die Bedrohung entschärfen. Für Airbus-Konkurrent Boeing könnte der protektionistische Versuch, Bombardier aus dem US-Markt auszuschließen, indes zum Bumerang werden, denn offensichtlich hat der US-Flugzeugbauer mit seinem Manöver Kunden verärgert. Die US-Fluggesellschaft Delta Airlines etwa, die Anfang des Jahres 75 C-Series-Jets bei Bombardier bestellt hatte, hält an der Order fest. Boeing hatte die Bestellung zum Anlass genommen, um sich im Weißen Haus über Bombardier zu beschweren. Jetzt steht dem Konzern mit Airbus ein ebenbürtiger Gegner gegenüber.
Neue Technologie für Airbus
Der Erfolg der Europäer mit dem A320 schmälert bereits Boeings Gewinn mit der besonders profitablen Maschine 737. Mit Bombardiers C-Serie bekommen die Europäer nun Zugang zu neuer, treibstoffeffizienter Technologie. Chef Enders kündigte an, dass Airbus die größte Variante der Serie, die CS300, gegenüber dem eigenen Modell A319neo bevorzugen werde. Das Modell verkauft sich nicht gut.
Zudem hat Airbus in dem Segment seit fünf Jahren kein neues Modell auf die Rampe geschoben. Potenzial für die neuen Bombardier-Jets sehen Analysten dank der Vertriebskraft von Airbus auch in Asien, wo Bombardier nicht gut aufgestellt ist.
"Die C-Serie wird ein überwältigender Erfolg", freut sich Enders. Im Erfolgsfall könnte Airbus die Technologie Bombardiers bei der nächsten Generation von Airbus-Jets einsetzen oder eine größere Version der kanadischen Jets entwickeln.
Schatten der Vergangenheit
In der Korruptionsaffäre steht Enders unterdessen auch persönlich unter Beschuss. Airbus soll Ex-Vertriebschef Jean-Paul Gut den Abschied mit einem Bonus von 80 Millionen Euro vergoldet haben. Bis 2007 hat der Manager erfolgreich eine Abteilung geleitet, gegen die seit Jahren massive Korruptionsvorwürfe erhoben werden. Bisher hat Enders wiederholt erklärt, von den Vorfällen nichts gewusst zu haben. Laut Presseberichten sollen Korruptionsfahnder den Abfindungsvertrag von Gut eingesehen haben, Enders hat wohl unterschrieben.
Im Korruptionsverfahren zum Verkauf von Eurofightern nach Österreich zählt Enders nicht zu den Verdächtigen.
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