Deutsche Börse: Börsenbetreiber freut sich über turbulente Märkte
Seit dem Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump im November 2016 geht es an der Börse deutlich lebhafter zu.
Werte in diesem Artikel
Denn Trumps Twitter-Nachrichten können nicht nur einzelne Aktien, sondern ganze Märkte nach unten oder oben treiben. Für die Deutsche Börse sind damit scheinbar wunderbare Zeiten angebrochen: Je mehr an den Märkten los ist, desto besser laufen die Geschäfte. Kein Wunder also, dass die Aktien seit Jahresbeginn gerechnet mit einem Plus von rund 24 Prozent der zweitbeste Wert im deutschen Leitindex DAX 30 sind. Einige Analysten aber warnen vor zu großer Euphorie.
DAS IST LOS BEI DER DEUTSCHEN BÖRSE:
Anfang 2018 ist bei der Deutschen Börse eine neue Ära angebrochen. Der seitdem amtierende Konzernchef Theodor Weimer will sein Unternehmen nach dem Horrorjahr 2017 in eine bessere Zukunft führen. Im Frühjahr vergangenen Jahres platzte die angestrebte Fusion mit der Londoner Börse London Stock Exchange (LSE), über Monate sorgten Vorwürfe gegen den damaligen Konzernchef Carsten Kengeter wegen angeblicher Insidergeschäfte für Unruhe, zum Jahresende trat der Manager zurück.
Weimer trimmt den Konzern nun auf Effizienz: 350 Vollzeitstellen bei dem Börsenbetreiber werden gestrichen, darunter 50 Führungspositionen. Das soll die Kosten senken. Zugleich bekräftigte der Konzern seine Absicht, in den nächsten Jahren 270 Millionen Euro in moderne Technologien zu investieren und "eine dreistellige Zahl neuer Stellen in Zukunftsbereichen" zu schaffen. Erwartet wird allerdings, dass neue Arbeitsplätze an Billigstandorten wie im irischen Cork oder in Prag entstehen werden.
Wachsen will die Deutsche Börse vor allem in fünf Bereichen: Festverzinsliche Wertpapiere, Energieprodukte, Währungen, Dienste für Investmentfonds sowie Daten und Indizes. Dort sind auch zielgerichtete Zukäufe angestrebt. Im Währungsbereich verstärkte sich die Deutsche Börse mit einem Zukauf in den USA: Für 100 Millionen Dollar (86 Millionen Euro) übernimmt der Konzern die Devisenhandelsplattform GTX.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Ankündigung der Mega-Fusion zwischen der Deutschen Börse und der Londoner Börse Ende Februar 2016 hatte den Kurs des hiesigen Börsenbetreibers nur kurz beflügelt. In den Monaten danach kamen einerseits Zweifel am Sinn des Deals auf, andererseits drohte der Zusammenschluss am Veto der Aufsichtsbehörden zu scheitern. Somit gaben die Aktien immer weiter nach und sackten bis zum November 2016 auf rund 66 Euro ab.
Seit diesem Zwischentief im vorletzten Jahr aber kennen die Papiere fast nur noch den Weg nach oben. Als dann die EU-Kommission Ende März 2017 den Zusammenschluss wie erwartet untersagte, konnte das die Anleger nicht weiter schocken. Denn bereits seit längerem hatte sich im Markt die Meinung durchgesetzt, dass die Deutsche Börse auch allein gut zurecht kommen kann.
Der aktuelle Kurs spiegelt die Zuversicht der Anleger wider: Die Anteilsscheine notieren derzeit auf dem Niveau von Anfang 2008. Damit ist selbst das Rekordhoch von 136,32 Euro von Ende 2007 - also zu Zeiten vor der Finanzkrise - in greifbare Nähe gerückt.
Die Marktkapitalisierung des Börsenbetreibers liegt inzwischen bei rund 23 Milliarden Euro. Dadurch ist das Unternehmen aus dem Frankfurter Vorort Eschborn das Schwergewicht unter den europäischen Börsenbetreibern - den Vergleich mit den großen US-Börsenkonzernen wie CME Group A oder Intercontinental Exchange kann die Deutsche Börse aber nicht aufnehmen.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Derzeit raten sieben der 18 von dpa-AFX erfassten Experten zum Kauf der Deutsche-Börse-Aktien. Neun haben ein neutrales Votum und zwei Analysten raten zum Verkauf.
Zu den Optimisten gehört Thorsten Wenzel von der DZ Bank. Der Marktbetreiber sei in all seinen Segmenten gut aufgestellt, um die Nettoerlöse und den Gewinn über mehrere Jahre zu steigern. Im Vergleich zu den Wettbewerbern würden die Aktien aber immer noch mit einem leichten Abschlag gehandelt. Der Fachmann Gurjit Kambo von der US-Bank JP Morgan wies zudem auf die zuletzt starke Dynamik im Geschäft mit standardisierten Finanzinstrumenten hin.
Skeptisch äußerte sich der Experte Anil Sharma von der US-Investmentbank Morgan Stanley: "Laut unserer Analyse über Branchenregulierungen, die Mikromarktstruktur und Wettbewerber des Marktbetreibers sowie nach Gesprächen mit Marktexperten, Kunden und Konkurrenten der Deutschen Börse dürften die strukturellen Wachstumschancen der Börse geringer sein als vom Management erwartet". Zudem beruhe die Hälfte des Umsatzziels der Deutschen Börse auf deren Derivate-Tochter Eurex, die mit rund 44 Prozent am Gruppenumsatz und -gewinn beteiligt ist. Hier befürchtet Sharma aber Enttäuschungen./la/zb/jha/
FRANKFURT (dpa-AFX)
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Bildquellen: Deutsche Börse, Jorg Hackemann / Shutterstock.com
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