Salesforce-Aktie schwächer: Nach starkem Drittquartal Umsatzprognose erhöht und Slack-Kauf anvisiert - CFO tritt zurück
Der Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen Salesforce hat seine Umsatzprognose nach einem starken dritten Geschäftsquartal angehoben. Wie der SAP-Konkurrent, der den Kommunikationsdienst Slack in einer milliardenschweren Transaktion übernehmen will, mitteilte, verdiente er im Berichtsquartal per Ende Oktober 1,08 Milliarden US-Dollar.
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Das ist deutlich mehr, als von Factset befragte Analysten mit im Mittel 700 Millionen Dollar erwartet hatten. Vor Jahresfrist hatte unterm Strich noch ein Verlust von 109 Millionen Dollar gestanden. Der Umsatz kletterte auf 5,42 von 4,51 Milliarden Dollar und übertraf damit ebenfalls den Analystenkonsens von 5,25 Milliarden Dollar.
Im gesamten Geschäftsjahr per Ende Januar rechnet Salesforce nun mit Umsätzen in einer Spanne von 21,10 bis 21,11 Milliarden Dollar nach bislang angepeilten 20,7 bis 20,8 Milliarden. Im darauffolgenden Geschäftsjahr sollen die Erlöse auf 25,45 bis 25,55 Milliarden Dollar wachsen, wobei Slack 600 Millionen beisteuern soll. Im laufenden Schlussquartal plant Salesforce mit 5,67 bis 5,68 Milliarden Dollar Umsatz und einem bereinigten Gewinn je Aktie von 73 bis 74 Cent. Im abgelaufenen Quartal hatte Salesforce auf bereinigter Basis 1,74 Dollar je Aktie verdient nach 75 Cent vor einem Jahr.
SAP-Rivale Salesforce setzt mit Slack-Kauf auf Bürochats
Es ist der größte Tech-Deal der Corona-Ära: Der SAP-Konkurrent Salesforce will für fast 28 Milliarden Dollar den Bürochat-Anbieter Slack schlucken. Der Software-Konzern wettet damit darauf, dass auch nach dem Ende der Pandemie mehr als zuvor digital kommuniziert wird. Zugleich zeigt die Übernahme auch die Grenzen für mittelgroße Player in der heutigen Tech-Industrie auf: Slack profitierte zwar auch von verstärkter Heimarbeit in Corona-Zeiten - aber nicht so stark wie zum Beispiel Zoom.
Slack werde bei dem Deal insgesamt mit 27,7 Milliarden Dollar (rund 23 Mrd Euro) bewertet, teilte Salesforce nach US-Börsenschluss am Dienstag mit. Der Betrag geht unter anderem auf den aktuellen Salesforce-Kurs zurück. Slack-Aktionäre sollen pro Anteilsschein 26,79 Dollar sowie 0,0776 Salesforce-Aktien erhalten.
Der Gründer und Chef von Salesforce, Marc Benioff, gab sich alles andere als bescheiden beim Ausblick auf die Auswirkungen des Deals. Zusammen würden die Firmen die Zukunft von Unternehmenssoftware prägen und auf diese Weise verändern, wie die Menschen in einer digitalen Welt arbeiten, schwärmte er. Slack solle auch in Salesforce-Produkte integriert werden.
Salesforce ist unter anderem mit webbasierter Software für Aufgaben wie Kundenmanagement und Datenanalyse ein wichtiger Konkurrent des deutschen SAP-Konzerns. Benioff machte bereits vor der Gründung von Salesforce 1999 Karriere beim SAP-Rivalen Oracle. Unter dem Salesforce-Dach versammelte er eine Reihe von Zusatz-Angeboten wie etwa die Bürosoftware Quip und den Datenauswertungs-Dienst Tableau. Mit Chatter gab es auch einen Slack-Konkurrenten im eigenen Haus, der jedoch ein Nischenprodukt blieb.
Slack, das seinen Sitz in San Francisco nur wenige hundert Meter entfernt von dem neuen Salesforce-Tower hat, debütierte 2013. Die Plattform zur Bürokommunikation wurde schnell populär bei Start-ups und mit der Zeit auch in größeren Unternehmen. Gründer und Chef Stewart Butterfield brachte Slack im Sommer vergangenen Jahres an die Börse mit einer Bewertung von rund 20 Milliarden Dollar.
Der 47-jährige Butterfield gehörte einst zu den Gründern der Fotoplattform Flickr, die sie 2005 für einige Dutzend Millionen Dollar an den Web-Pionier Yahoo verkauften. Gemessen an Preisen, die wenig später für Online-Dienste dieser Liga erzielt wurden, stiegen Butterfield und Co für viel zu wenig Geld aus. Bei Slack betonte er in den vergangenen Jahren wiederholt, nicht an einem Verkauf interessiert zu sein. Zum Börsengang kontrollierte er rund 18 Prozent der Slack-Anteile.
In der Corona-Krise wuchs Slack in den vergangenen Quartalen jeweils um rund 50 Prozent im Jahresvergleich. Das Geschäft entwickelte sich aber nicht so explosiv wie etwa beim Videokonferenzdienst Zoom, wo sich die Erlöse vervielfachten.
Im Sommer reichte Slack eine Beschwerde bei der EU-Kommission gegen Microsoft ein und warf dem dem Software-Riesen unfairen Wettbewerb vor, weil er seine Konkurrenz-Anwendung Teams mit der Bürosoftware Office bündelt. Das wurde von einigen Beobachtern als Zeichen gesehen, dass Slack sich im direkten Wettbewerb mit Schwergewichten der Branche schwer tut.
Salesforce-CFO Mark Hawkins will Ende Januar zurücktreten
Salesforce.com schickt sich an, mit Slack Technologies den größten Zukauf seiner Geschichte abzuschließen - allerdings mit einem neuen Finanzchef. Wie der US-Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen für Unternehmen am Dienstag mitteilte, will President und Chief Financial Officer Mark Hawkins zum 31. Januar sein Amt aufgeben. Amy Weaver, zurzeit President und Chief Legal Officer bei Salesforce, soll am 1. Februar Hawkins' Nachfolge antreten. Hawkins, der seit 2014 amtiert, werde bis Oktober 2021 in eine beratende Funktion als CFO Emeritus wechseln.
Am Dienstag bestätigte Salesforce auch den Erwerb der Bürokommunikations-Plattform Slack Technologies in einer Transaktion von insgesamt 27,7 Milliarden US-Dollar.
Hawkins, der das rasante Wachstum von Salesforce hin zu einer Marktkapitalisierung von mehr als 200 Milliarden US-Dollar begleitete, sagte, er sei dankbar für seine 40-jährige Karriere im Technologiesektor. "Ich freue mich darauf, meine nächste Reise anzutreten - Zeit mit meiner Familie zu verbringen, ehrenamtliche Arbeit und etwas Board-Arbeit zu leisten", sagte Hawkins am Dienstag bei einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen.
Der Erwerb von Slack durch Salesforce muss noch von den Slack-Aktionären und den Aufsichtsbehörden genehmigt werden, was voraussichtlich bis Mitte 2021 dauern wird.
Analysten stellten den Zeitpunkt von Hawkins' Abgang vor der bevorstehenden Integration in Frage. Der Markt "wünscht sich, dass ein Veteran wie Hawkins den Abschlussprozess und die Integration von Slack beaufsichtigt", sagte Dan Ives, ein Managing Director des Finanzdienstleistungsunternehmens Wedbush Securities Inc. "Es ist der größte Deal, den sie gemacht haben, und sie verlieren ihren CFO."
Salesforce aus San Francisco war in den vergangenen Jahren auf Einkaufstour. 2019 kaufte der Konzern die Datenanalyseplattform Tableau Software Inc. für mehr als 15 Milliarden Dollar in Aktien. Im Jahr 2018 erwarb er den Cloud Application Builder Mulesoft Inc. für etwa 6,5 Milliarden US-Dollar.
Salesforce wollte Hawkins oder Weaver nicht für ein Interview zur Verfügung stellen und wollte auch nicht über die Mitteilung und Telefonkonferenz hinaus Stellung nehmen. Slack lehnte einen Kommentar über die Pressemitteilung hinaus ab.
Slack-Gewissheit trifft die Anleger von Salesforce schwer
Die offizielle Bestätigung der Übernahme durch Salesforce hat am Mittwoch die Anleger von Slack nicht mehr vom Hocker gerissen. Die Aktien fielen nach den Spekulationen der vergangenen Tage und ihrer davon ausgelösten Rekordrally am Mittwoch an der NYSE zeitweise um 2,01 Prozent auf 42,97 US-Dollar. Jene von Salesforce verschärften aber nochmals ihre jüngste Talfahrt. Mit einem Kursrutsch um zeitweise 7,6 Prozent auf 223 US-Dollar wurden die Papiere des Softwarekonzerns im Dow zu einer Belastung.
Salesforce hatte am Dienstag nach US-Börsenschluss mitgeteilt, dass die Unternehmen eine Vereinbarung erzielt haben, bei der Slack mit rund 27,7 Milliarden Dollar bewertet wird. Damit bestätigten sich die Spekulationen der vergangenen Tage, die die Aktien zuletzt in verschiedene Richtungen getrieben hatten: Slack nach oben, Salesforce nach unten. Erstere erreichten zuletzt einen Rekord von 44,15 Dollar, letztere fielen am Mittwoch mit 215 Dollar auf das niedrigste Niveau seit August.
Am Markt ergaben erste Reaktionen, dass der 27,7 Milliarden Dollar schwere Kauf teuer bewertet sei. Die nun bekannten Konditionen müssten selbst die Optimisten erst einmal verdauen, kommentierte etwa der Credit-Suisse-Analyst Brad Zelnick. Die Nachrichten dürften die Aktie kurzfristig belasten, glaubt Brent Thill von Jefferies Research.
Für Slack dagegen wurde die Übernahme am Markt zuletzt begrüßt und nun gilt sie bei Anlegern offenbar schon als eingepreist. Mark Moerdler glaubt denn auch an einen guten Deal für die Investoren. Am Mittwoch äußerte er seine Zweifel an der Nachhaltigkeit des Wachstums von Slack und damit auch an der Aktienkurs-Perspektive. Seine Vermutung ist, dass dies auch die Hauptgründe dafür sind, dass das Management einem Verkauf zugestimmt hat.
NEW YORK (Dow Jones / dpa-AFX)
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