Commerzbank-Aktie schließt kaum bewegt: Commerzbank verdient überraschend mehr
Die Commerzbank bleibt trotz eines überraschend guten Jahresstarts vorsichtig.
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"Es wird noch Zeit brauchen, bis unser Wachstum die Belastungen aus dem negativen Zinsumfeld deutlich übertreffen wird", sagte Konzernchef Martin Zielke zur Vorlage der Zahlen für das erste Quartal 2017 am Dienstag.
Finanzvorstand Stephan Engels wollte sich in einer Telefonkonferenz nicht festlegen, ob es dem teilverstaatlichen DAX-Konzern im Gesamtjahr gelingen wird, den Gewinn des Vorjahres von 279 Millionen Euro zu übertreffen. "Jetzt werden wir das zweite Quartal erst einmal abwarten", sagte Engels.
Wertpapierhandel der Kunden treibt an
In den ersten drei Monaten spülte der rege Handel von Kunden mit Wertpapieren Gebühren in die Kasse. Zudem schnitt die konzerneigene Bad Bank besser ab als im Vorjahreszeitraum, weil ein eigentlich schon abgeschriebener Deal bei Staatsfinanzierungen doch klappte.
Unter dem Strich verdiente die Commerzbank von Januar bis Ende März 217 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die nach Bilanzsumme mehr als drei Mal so große Deutsche Bank kam im gleichen Zeitraum auf 575 Millionen Euro Überschuss. Analysten hatten bei der Commerzbank indes mit einem deutlich schlechteren Ergebnis als im Vorjahreszeitraum gerechnet, als die Bank 169 Millionen Euro Gewinn erzielt hatte.
Im zweiten Quartal will die Bank die ersten Kosten für den laufenden Umbau verbuchen, nachdem sich Management und Arbeitnehmervertreter auf eine Vorruhestandsregelung geeinigt haben. 9.600 Vollzeitstellen sollen gestrichen werden.
Problem Niedrigzinsen
Wie bei der Konkurrenz hat sich das Zinstief in die Bilanz gefressen. So sank das operative Ergebnis im Privat- und Firmenkundengeschäft. Firmenkunden müssen längst Strafzinsen auf Einlagen zahlen. Wie viel die Bank mit solchen individuell vereinbarten "Guthaben-Gebühren" im ersten Quartal eingenommen hat, verriet Finanzchef Engels nicht.
Gleichzeitig fielen weitere Belastungen bei Schiffskrediten an. Grund sind niedrige Frachtraten und Überkapazitäten bei Reedereien. Die Commerzbank musste ihre Risikovorsorge für Kreditausfälle aufstocken. Zwar erholten sich die Frachtraten etwas, "die strukturellen Probleme sind aber weiterhin nicht gelöst", sagte Engels.
Ausstieg bei Schiffskrediten
Die Bank hält daher an ihrem Plan fest, bis 2020 fast vollständig aus diesem Geschäft auszusteigen. Noch liegen knapp 3,1 Milliarden Euro an Schiffskrediten in den Büchern, die momentan normal bedient werden. Im Jahresverlauf erwartet die Bank hier weitere Belastungen. Dagegen seien Kreditausfälle in anderen Branchen und bei Privatkunden wegen der gut laufenden deutschen Wirtschaft niedriger als im historischen Vergleich.
Auch von den gut laufenden Finanzmärkten, die verstärkt Anleger anlockten, profitierte die Commerzbank. Sowohl das Geschäft mit Aktien und Anleihen als auch mit Währungen sei gut gelaufen, sagte Engels. Trotzdem hält der Vorstand daran fest, einen Teil des schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäfts abzustoßen: das Geschäft mit strukturierten Anlageprodukten wie Zertifikaten und Indexfonds.
Als Glücksfall für die Commerzbank entpuppte sich im ersten Quartal, dass ein Absicherungsgeschäft bei Staatsfinanzierungen am Ende doch nicht floppte. Alleine dieser Posten brachte 68 Millionen Euro ein, womit die interne Bad Bank, in die die Commerzbank problematische Geschäfte ausgelagert hat, ihren Verlust deutlich eindämmen konnte.
Kernkapitalquote steigt
Die Fortschritte zeigen sich bei der harten Kernkapitalquote, die ein Indikator für die Widerstandsfähigkeit einer Bank in Krisenzeiten ist. Sie stieg Ende März auf 12,5 Prozent nach 12,3 Prozent Ende Dezember. "Dadurch haben wir den nötigen Spielraum für Investitionen und Restrukturierungen", erklärte Finanzvorstand Engels.
Die Aktie im Dienstagshandel deutlich an, womit die Commerzbank einer der besten Werte im deutschen Leitindex DAX war. Zu Börsenschluss verlor die Aktie den Schub jedoch und ging ohne Veränderung zum Vortag bei 9,40 Euro in den Feierabend.
Analystenstimmen zur Commerzbank-Aktie
Nach einem steilen Anstieg in diesem Jahr steht die Commerzbank-Aktie am Scheideweg. Der unerwartete Gewinnanstieg im ersten Quartal schickte das Papier zwar am Dienstag nach oben. Jedoch gibt es zahlreiche Experten, die einen Rückschlag vorhersagen.
Auf den ersten Blick sähen die Zahlen besser aus als erwartet, sagte ein Börsianer. Statt von Analysten im Schnitt erwarteter 105 Millionen verdiente die Commerzbank unterm Strich 217 Millionen Euro. Auch die harte Kernkapitalquote übertreffe mit 12,5 Prozent die Erwartungen, fuhr er fort. Hier waren Analysten von einer geringeren Verbesserung auf 12,4 Prozent ausgegangen.
Allerdings bleibe die Commerzbank angesichts des herausfordernden Umfeldes vorsichtig, gab der Börsianer zu bedenken. Die niedrigen Zinsen machen dem Geldhaus weiterhin zu schaffen: Das operative Ergebnis im Privat- sowie im Firmenkundensegment sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Analysten verweisen auf Sondereffekte
Sondereffekte in den Randaktivitäten des Bankhauses hätten das Ergebnis aufgehübscht, erklärte Analyst Kiri Vijayarajah von der britischen Investmentbank Barclays. Dagegen sei das Kerngeschäft auf den ersten Blick eher schwach verlaufen. Vijayarajah beließ die Aktie auf "Underweight" mit einem Kursziel von 6 Euro - das würde einen Kursrutsch von mehr als einem Drittel gegenüber dem Stand aus dem morgendlichen Handel von 9,541 Euro bedeuten.
Die Schweizer Großbank UBS bleibt ebenfalls bei ihrer Verkaufsempfehlung mit einem Kursziel von 6,50 Euro. Die Bank habe die niedrigen Erwartungen zwar wegen der Sondereffekte übertreffen können, schrieb Analyst Alexander Kyrtsis. Die Kernfrage sei aber, wie nachhaltig die Ertragsentwicklung sei. Kyrtsis äußerte hier Zweifel.
Auch Analystin Anke Reingen vom Analysehaus RBC Capital hält es für zu früh, euphorisch zu werden. Unter anderem würden im laufenden Jahr noch die Kosten für den aktuellen Umbau verbucht. Sie stuft die Aktie weiterhin mit "Sector Perform" und einem Kursziel von 7,50 Euro ein.
Derzeit empfehlen nur drei der 21 von dpa-AFX erfassten Analysten das Papier zum Kauf - von sieben kommt eine Verkaufsempfehlung und der Großteil hält sich mit einer dezidierten Empfehlung zurück. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp 7,50 Euro - also deutlich unter dem aktuellen Kurs. Die Ziele reichen dabei von 5 Euro bis 10 Euro.
Aktie ist aber sehr gut gelaufen
Die Commerzbank-Aktie gehört zusammen mit der Lufthansa und RWE zu den am besten gelaufenen DAX-Werten in diesem Jahr und kostet derzeit so viel wie seit Ende 2015 nicht mehr. Das Papier hat beinahe ein Drittel an Wert gewonnen. Verglichen mit dem absoluten Tief im August fällt der Zuwachs sogar noch deutlicher aus. Damals war die Aktie nur noch gut 5 Euro wert.
Auf lange Sicht gehört das Commerzbank-Papier jedoch zu den Verlierern an der Börse: In der Finanzkrise hatte die Commerzbank vom Staat gerettet werden müssen, der immer noch der größte Aktionär mit rund 15 Prozent ist. Davor kostete die Commerzbank-Aktie einen dreistelligen Euro-Betrag.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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