Deutscher Bank gelingt erster Jahresgewinn seit 2014 - Aktie schließt im Minus
Die krisengeplagte Deutsche Bank hat 2018 nach drei Verlustjahren wie erhofft wieder schwarze Zahlen geschrieben.
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Mit 341 Millionen Euro fiel der Überschuss 2018 allerdings mager aus - sowohl im Vergleich zu den Rekordzahlen der US-Konkurrenz als auch gemessen an der Historie des größten deutschen Geldhauses. Der auf die Anteilseigner des Instituts entfallende Gewinn betrug 267 Millionen Euro. Die Erträge gingen um vier Prozent auf 25,3 Milliarden Euro zurück.
"Die Rückkehr in die Gewinnzone zeigt, dass die Deutsche Bank auf dem richtigen Weg ist", bilanzierte Deutsche Bank-Chef Christian Sewing am Freitag in Frankfurt - auch wenn die Bank "noch lange nicht" dort sei, wo sie hinwolle. "Nun geht es darum, den nächsten Schritt zu tun: Wir werden 2019 die Kosten weiter senken und gleichzeitig gezielt in Wachstum investieren. So werden wir unsere Profitabilität auch über das laufende Jahr hinaus substanziell steigern."
Eine konkrete Gewinnprognose für 2019 nannte Sewing zunächst nicht. Allerdings gab er das Ziel aus, die um Konzernumbau und Rechtsfälle bereinigten Kosten der Bank auf 21,8 Milliarden Euro zu drücken und damit etwas stärker als bisher geplant. 2018 lagen die Kosten bei 22,8 Milliarden Euro.
Im Geschäftsjahr 2015 hatte die Deutsche Bank mit rund 6,8 Milliarden Euro den bisher höchsten Verlust in der Unternehmensgeschichte verbucht, 2016 summierte sich das Minus auf knapp 1,4 Milliarden Euro, 2017 standen 735 Millionen Euro Verlust in den Büchern.
Im Schlussquartal 2018 rutschte der DAX-Konzern allerdings nach drei soliden Vierteljahren wieder in die roten Zahlen. Für Oktober bis Dezember standen 409 Millionen Euro Verlust in den Büchern. Das war zwar deutlich weniger als das Minus von 2,4 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, bedeutete aber dennoch einen Rückschlag.
Die Deutsche Bank erklärte dies mit dem allgemein herausfordernden Marktumfeld, aber auch mit "negativen Nachrichten" rund um die Geldwäsche-Razzia Ende November: Damals hatte ein Großaufgebot von Ermittlern die Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt durchsucht. Der Vorwurf: Mitarbeiter des Instituts sollen Kunden geholfen haben, Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen zu gründen und so Gelder aus Straftaten zu waschen.
Auch im Zusammenhang mit dem Geldwäsche-Skandal bei der Danske Bank wird die Deutsche Bank immer wieder genannt - zu Unrecht, wie die Frankfurter betonen. Sewing bekräftigte in einem Schreiben an die Mitarbeiter: "Selbstverständlich gehen wir allen Hinweisen nach. Fakt ist aber: Derzeit haben wir keine Hinweise auf ein Fehlverhalten unsererseits."
Die Bank selbst sieht sich beim Aufarbeiten ihrer teils unrühmlichen Vergangenheit auf gutem Weg. Inzwischen seien 19 der 20 Rechtsfälle ganz oder teilweise beigelegt, die Anfang 2016 das größte finanzielle Risiko bargen, teilte das Institut mit. "Es sind keine neuen Angelegenheiten hinzugekommen, die hinsichtlich ihrer Größe oder ihres finanziellen Risikos diesen Fällen ähnlich wären."
Die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten lagen zum Ende des Jahres bei 1,2 Milliarden Euro und damit um 40 Prozent niedriger als zum Jahresende 2017 mit 2,0 Milliarden Euro. Beim Konzernumbau, den bereits sein Vorgänger John Cryan begonnen hatte, drückt Sewing aufs Tempo. Der Stellenabbau kommt etwas schneller voran als zunächst angestrebt.
Ende 2018 beschäftigte der DAX-Konzern auf Vollzeitbasis gut 91 700 Mitarbeiter, ein Jahr zuvor waren es noch etwas mehr als 97 500. Bis Ende 2019 will der Vorstand die Zahl der Vollzeitstellen auf "deutlich unter 90 000" verringern.
Für die Aktionäre soll sich der erste Jahresgewinn seit 2014 zumindest etwas auszahlen: Der Vorstand will wie ein Jahr zuvor eine Dividende von 11 Cent je Aktie ausschütten. Der Kurs der Aktie ist jedoch seit Monaten unter Druck, Ende Dezember 2018 war bei 6,68 Euro der historische Tiefststand erreicht.
Auch deshalb halten sich hartnäckig Spekulationen, die Deutsche Bank und die Commerzbank könnten von der Politik zur Fusion gedrängt werden. Der Bund ist mit gut 15 Prozent größter Einzelaktionär der Commerzbank.
Der Kurs der Deutschen Bank-Aktie konnte sich unter anderem wegen der Gerüchte über eine Fusion etwas von seinem Tiefststand erholen. Mit Kursen um 7,75 Euro liegt sie allerdings immer noch rund ein Drittel unter dem Niveau des Amtsantritts von Christian Sewing Anfang April des vergangenen Jahres.
Sewing sieht bei der Deutschen bank stabiles Fundament für Wachstum
Die Deutsche Bank ist nach Ansicht von Konzernchef Sewing stark genug für Wachstum aus eigener Kraft. Die Bank sei "sehr stabil aufgestellt" und habe ein "stabiles Fundament für die nächste Phase", sagte Sewing laut Redetext bei der Bilanzvorlage am Freitag in Frankfurt. "Weiterhin strikte Kostendisziplin, Umschalten auf kontrolliertes Wachstum und eine effizientere Liquiditätssteuerung: Mit diesen Bausteinen fühlen wir uns gut gerüstet, um unser Renditeziel für dieses Jahr zu erreichen." Der Vorstand strebt für 2019 eine Eigenkapitalrendite von 4,0 Prozent nach Steuern an, im abgelaufenen Jahr waren es 0,5 Prozent. "Wir haben es selbst in der Hand. Und wir werden alles dafür tun."
Gute Wachstumschancen sieht das Management beispielsweise im Kreditgeschäft mit Privat- und Firmenkunden. Zulegen soll auch das Geschäft mit vermögenden Kunden. "Klar ist aber auch: Wenn wir wieder in das extrem unfreundliche Marktklima des vierten Quartals zurückfallen sollten, würde das unsere Planung sicher herausfordern", schränkte Sewing ein. Im Schlussquartal 2018 hatte der DAX-Konzern rote Zahlen geschrieben.
Sewing: Personalabbau bei Deutscher Bank geht nach 2019 weiter
Die Deustche Bank will über die bisher bekannten Pläne hinaus Personal abbauen. "Natürlich ist es so, dass wir auch weiter reduzieren werden", sagte Konzernchef Christian Sewing am Freitag in Frankfurt. Bisher gilt das Ziel, die Zahl der Vollzeitstellen bis zum Ende des laufenden Jahres auf "deutlich unter 90 000" zu verringern.
Ende 2018 beschäftigte der DAX-Konzern auf Vollzeitbasis gut 91 700 Mitarbeiter, ein Jahr zuvor waren es noch etwas mehr als 97 500. Konkrete Abbauzahlen über 2019 hinaus nannte Sewing nicht. Klar sei, dass im Zuge der Integration der Postbank in den Deutsche-Bank-Konzern weitere Kapazitäten wegfallen würden. Dieser Prozess soll im Jahr 2022 abgeschlossen sein.
Deutsche Bank-Aktien drehten nach Erholung ins Minus
Nach dem Kursrutsch vom Vortag haben die Aktien der Deutschen Bank am Freitag nach Vorlage der Jahresbilanz zunächst deutlich zugelegt: Im frühen Handel kletterten die Papiere des angeschlagenen deutschen Branchenprimus um gut 3 Prozent.
Diese Kursgewinne haben allerdings nicht lange gehalten.
Der Kurs der Aktie war im frühen Handel um fast 4 Prozent abgerutscht, erholte sich letztlich auf einen Abschlag von 0,59 Prozent auf 7,70 Euro. Am Donnerstag, einen Tag vor Veröffentlichung der Ergebnisse, waren Anleger bereits in Deckung gegangen und hatten die Aktie verkauft.
"Das Kernproblem der Deutschen Bank ist die schwache Profitabilität", sagten die Analysten der UBS. Sie könne ungünstige Trends an den Märkten nicht auffangen, geschweige denn Schocks. Besonders schwach sei im Schlussquartal 2018 das Anleihegeschäft gewesen. Hier sei die Bank den Kontrahenten aus den USA weit hinterher gelaufen.
"Das Unvermögen der Deutschen Bank, im Anleihegeschäft die Trendwende zu schaffen, bereitet uns Sorgen", sagte auch Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan. Die Erträge in diesem Segment seien im vierten Quartal 2018 um 29 Prozent eingebrochen im Vergleich zum Schlussquartal 2017. Bei den US-Kontrahenten habe der Rückgang im Schnitt lediglich 17 Prozent betragen. "Klar ist, dass die Deutsche Bank im Anleihen- und Aktiengeschäft im vierten Quartal weiter Marktanteile an die US-Kontrahenten verloren hat", resümierte der Experte.
Die Aktionäre des Geldhauses sind leidgeprüft: In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Aktienkurs nahezu halbiert. Zum Ende des vergangenen Jahres war er auf ein historisches Tief unter 7 Euro gefallen. Der Börsenwert beläuft sich nurmehr auf 15,7 Milliarden Euro. Investmenthäuser in den USA sind ein Mehrfaches wert.
"Sollte ein neuer konjunktureller Abwärtszyklus beginnen, was ist dann der Plan B?", fragte sich JPM-Analyst Abouhossein. Der Risikoabschlag bei der Bewertung der Aktie müsse folglich hoch bleiben. Die Papiere der Deutschen Bank seien eine "Show-me"-Aktie: Das Geldhaus müsse beweisen, dass es die Erträge stabilisieren und die Kosten senken könne, während zur gleichen Zeit der Umbau weitergehe. Auf seiner Liste von acht Investmentbanken rangiere die Deutsche Bank auf dem letzten Platz.
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FRANKFURT (dpa-AFX)
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