Bilanzskandal: Steinhoff-Chef belastet Ex-Vorstände schwer
Steinhoff-Chef Louis du Preez nannte am Dienstag vor dem südafrikanischen Parlament erstmals Namen im Bilanzskandal um die deutsch-südafrikanischen Möbel-Giganten. Dabei belastete er die ehemalige Steinhoff-Führungsriege schwer.
Seit im Jahr 2017 Fragen zu Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen von Steinhoff zum ersten Mal aufkamen, hat sich der Fall zu einem groß angelegten Bilanzskandal entwickelt. Nachdem die Buchprüfer von PricewaterhouseCoopers in einem monatelangen Prozess alte Steinhoff-Geschäftsdokumente gesichtet und ausgewertet haben, wird das ganze Ausmaß des elaborierten Bilanz-Betrugs ersichtlich: Acht Jahre lang fälschte der Möbelkonzern systematisch Bilanzen und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem der größten Möbelunternehmen nebenIKEA weltweit. Der vollständige 3.000-Seiten umfassende PwC-Bericht liegt Steinhoff seit letzter Woche vor, bleibt in seiner Gänze jedoch vertraulich. Jedoch veröffentlichte der Möbelkonzern einen Überblick mit den wichtigsten Ergebnissen der PwC-Untersuchung.
Hintergrund des Steinhoff-Skandals
Das Möbelunternehmen hatte durch vorgetäuschte Unternehmenszukäufe, Gründungen von vermeintlichen Tochterunternehmen und erdachten Markenrechten insgesamt Gewinne von 6,5 Milliarden Euro aus der Luft gegriffen, wie aus dem PwC-Bericht hervorgeht. Vermögenswerte, die die Bilanz schönen sollten, hatten in Wirklichkeit nie existiert. Ein ganzes Netzwerk von realen und künstlich kreierten Firmen sollte Transaktionen auf dem Papier schaffen, um die Anleger im großen Stil zu betrügen.
Ehemalige Steinhoff-Top Manager schwer belastet
Der derzeitige Steinhoff-Chef Louis du Preez äußerte sich nun vor dem südafrikanischen Parlament und nannte im Bilanzskandal Reuters zufolge erstmals Namen. Keinen geringeren als seinen Vorgänger Markus Joost beschuldigte du Preez der Strippenzieher des Betrugs zu sein. Dieser hatte von 2000 bis 2017 als CEO des Möbelkonzerns gedient und war nur Stunden vor Bekanntwerden des Bilanzskandals von seinem Amt zurückgetreten. Jedoch war Jooste nach Angaben du Preez nicht der einzige Verantwortliche. So richtete der Steinhoff-CEO den Finger auch auf sieben weitere ehemalige Topmanager des Möbelkonzerns, darunter auch Ben la Grange, der fünf Jahre lang als CFO für Steinhoff arbeitete und ebenfalls im Zuge des Bilanzskandals zurückgetreten war. Als nächsten Schritt plane Steinhoff nun, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Der PwC-Bericht dürfte auch für andere Kläger und Staatsanwaltschaften von Interesse sein.
Steinhoff-Aktie implodiert
Für den Möbelkonzern stellt der Bilanzskandal eine absolute Katastrophe dar. Die Steinhoff-Aktien haben seit Bekanntwerden des Betrugs ihren Wert fast gänzlich verloren. So fielen die Papiere seit ihrem Allzeithoch im August 2016 bis heute um 98,21 Prozent und notieren derzeit noch bei 0,11 Euro (Stand: Schlusskurs vom 19.3.2019). Sie sind darüber hinaus mittlerweile vom MDAX in den SDAX degradiert worden. Es bleibt abzuwarten, ob sich der Möbelkonzern von dem Bilanzskandal noch einmal erholen kann. Sollten die Verantwortlichen angeklagt und verurteilt werden, könnte dies ein wichtiger Schritt für Steinhoff sein.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: canbedone / Shutterstock.com, Steinhoff International Holdings N.V.