Erster Handelstag

Börsengang von Daimler Truck erfolgt: Erstkurs bei 28 Euro - Daimler Truck-Aktie für einen Tag im DAX - Aktie schließt mit Gewinnen

10.12.21 23:30 Uhr

Börsengang von Daimler Truck erfolgt: Erstkurs bei 28 Euro - Daimler Truck-Aktie für einen Tag im DAX - Aktie schließt mit Gewinnen | finanzen.net

Nach der Abspaltung von Daimler wird die Daimler Truck-Aktie heute erstmals an der Börse gehandelt.

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Der erste auf XETRA festgestellte Kurs von Daimler Truck lag bei 28,00 Euro. Schlussendlich ging es um 6,34 Prozent auf 29,78 Euro nach oben. Das Tageshoch lag bei 30,66 Euro. Daimler Truck ist zu seinem Debüt an der Frankfurter Börse damit 23 Milliarden Euro wert. Der Börsenwert liegt am unteren Rand der Schätzungen von Analysten, die auf bis zu 40 Milliarden Euro gehofft hatten. Daimler-Truck-Chef Martin Daum, Finanzvorstand Jochen Götz und Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer läuteten die Börsenglocke. Die Daimler-Aktie büßte nach der Abspaltung 13,84 Prozent auf 74,25 Euro ein.

'Neue Zeitrechnung'

Vorstandschef Martin Daum sprach von einem historischen Tag: Das Lkw- und Busgeschäft sei erstmals seit 125 Jahren unabhängig und börsennotiert. "Mit dem heutigen Tag beginnt für uns eine neue Zeitrechnung", ergänzte Daimler-Konzernchef Ola Källenius.

Daimler Truck mit mehr als 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist aus eigener Sicht der weltweit größte Hersteller von Lastwagen und Bussen. Er wurde zu Monatsbeginn aus dem Daimler-Konzern herausgelöst.

Anleger bekamen für je zwei Daimler-Aktien einen Anteil des abgespaltenen Unternehmens ins Depot gebucht. Die Aktie startete mit 28 Euro und kletterte zeitweise auf mehr als 30 Euro. Am Nachmittag waren es dann wieder 28,20 Euro.

Die Papiere von Daimler selbst notierten mit 74,55 Euro deutlich niedriger als am Vortag. Nimmt man die Aktienkurse beider Unternehmen aber zusammen und berücksichtigt, dass Anleger je zwei Daimler-Papieren ein Truck-Papier bekommen hatten, ergab sich insgesamt ein Kursplus.

Mit dem Kurs erreichte Daimler Truck einen Marktwert von fast 24 Milliarden Euro - inklusive des noch von der Daimler AG gehaltenen Anteils von 35 Prozent der Truck-Aktien. Damit ist Daimler Truck deutlich mehr wert als die Volkswagen-Nutzfahrzeugholding TRATON mit rund 10,8 Milliarden Euro. Im Vergleich mit den aktuellen DAX-Mitgliedern steht Daimler Truck damit auch gut da - die Deutsche Bank und Beiersdorf liegen bei etwa 23 Milliarden Euro, die VW-Dachholding Porsche SE bei knapp 26 Milliarden.

Daimler Truck soll nun bei der nächstmöglichen Gelegenheit in den deutschen Leitindex einziehen. Für die Indexzusammensetzung ist vor allem der Wert der frei handelbaren Aktien, also des Free Floats, wichtig. Zieht man etwa nur die 35 Prozent Anteil der Daimler AG an Daimler Truck ab, so kommt Daimler Truck hier auf rund 15,6 Milliarden Euro. MTU (MTU Aero Engines), Covestro und einige weitere Dax-Mitglieder sind mit Blick auf den Streubesitz hier weniger hoch bewertet.

Daimler-Truck-Finanzvorstand Jochen Goetz machte deutlich, dass sich die Versorgungsengpässe bei Mikrochips auch im kommenden Jahr ernsthaft auswirken dürften. "Der Mangel in der Industrie ist weiterhin da", sagte er. "Wenn wir keine Engpässe in der Halbleiterindustrie hätten, dann würden wir wirklich hervorragende Jahre in 2021 und in 2022 sehen." Der Tiefpunkt bei den Chip-Engpässen sei wohl zwischen Juli und Ende September erreicht worden. Die Nachfrage nach Fahrzeugen sei in Europa und Nordamerika - den wichtigsten Märkten für das Unternehmen - sehr gut.

Die Aufspaltung Daimlers wird vielfach positiv gesehen. Der Konzern habe erkannt, "dass das Pkw- und das Lkw-Geschäft keinerlei Gemeinsamkeiten mehr haben", kommentierte der Analyst der NordLB, Frank Schwope. Auch die Arbeitnehmerseite bei Daimler hatte die Aufstellung mit zwei unabhängigen Unternehmen gut geheißen.

Konzernchef Källenius sagte, die Aufspaltung solle "das volle Potenzial beider Unternehmen freisetzen und entscheidenden Mehrwert für alle Seiten schaffen". Er hatte bereits angekündigt, bei den Autos Mercedes-Benz als Luxusmarke zu profilieren. "Wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, die begehrenswertesten Autos der Welt zu bauen und bei Elektromobilität und Fahrzeugsoftware die Führung zu übernehmen." Zum 1. Februar soll der Autokonzern in Mercedes-Benz Group AG umbenannt werden. Der Fokus auf den Luxus-Aspekt der Traditionsmarke mit dem Stern soll die Renditen in den kommenden Jahren steigern.

Källenius schwebten bei seinem Entschluss also zwei "pure play"-Unternehmen vor, bei denen Anleger gezielt in unterschiedliche Geschäftsmodelle investieren können. So setzen Investoren bei großen Mischkonzernen häufig einen Bewertungsabschlag an, weil die Geschäfte von Konglomeraten manchmal wenig miteinander zu tun haben, sich aber oft gegenseitig stützen müssen.

Daimler Truck-Aktie für einen Tag schon mal Probe im DAX

Daimler Truck peilt nach dem Börsendebüt am Freitag weiterhin kurzfristig die Aufnahme in den deutschen Leitindex an. "Daimler Truck geht davon aus, dass seine Aktie zum nächstmöglichen Termin - voraussichtlich im ersten Quartal 2022 - im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse in den auf 40 Mitglieder erweiterten Börsenindex DAX aufgenommen wird", teilte die bisherige Nutzfahrzeugtochter der ebenfalls im DAX notierten Daimler AG mit.

Daimler-Aktionäre erhalten für je zwei Aktien eine Aktie von Daimler Truck in ihr Depot gebucht. Die Daimler AG bleibt mit 35 Prozent an Daimler Truck der größte Aktionär. Für einen Tag werden sowohl Daimler als auch Daimler Truck im DAX und EuroStoxx gelistet. Solch ein Schritt ist im DAX nicht ungewöhnlich und kam in der Vergangenheit bei Konzernabspaltungen schon mehrfach vor.

Gegenwind durch Chipkrise erwartet

Mit dem Gang an die Börse will Daimler Truck eigenständig agieren und die weltweite Marktführerschaft bei schweren Nutzfahrzeugen entkoppelt von der bisherigen Konzernmutter verteidigen. "Mit dem heutigen Tag beginnt für uns eine neue Zeitrechnung", sagte Daimler-CEO Ola Källenius laut Mitteilung am Freitag. Die Neuausrichtung auf zwei "Pure-Play"-Unternehmen (Mercedes-Benz und Truck) soll das "volle Potenzial beider Unternehmen freisetzen und entscheidenden Mehrwert für alle Seiten schaffen", so der Manager.

Daimler Truck rechnet aber auch im kommenden Jahr mit Belastungen aus den Halbleiter-Engpässen. "Die Unsicherheit bleibt bis weit in 2022 bestehen mit ernsthaften Auswirkungen", sagte Finanzvorstand Jochen Goetz anlässlich des Börsengangs des Unternehmens zu Journalisten. Der Tiefpunkt bei der Belieferung mit Chips sollte zwar hoffentlich im dritten Quartal erreicht worden sein. "Der Mangel ist aber weiter da", ergänzte der Manager.

Probleme bereitet die schwierige Lage dem weltweit größten Lastwagenhersteller wie anderen Branchenunternehmen vor allem in der Produktion. Dabei seien die Modelle des Unternehmens sehr gefragt. "Die Nachfrage in Europa und Nordamerika ist weiter sehr, sehr stark", sagte Goetz. Wenn es die Engpässe nicht geben würden, wären 2021 und 2022 "hervorragende Jahre", so der Manager.

Einen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht das Management in der Margensteigerung. In vielen Bereichen in Europa sei die Profitabilität nicht dort wo sie sein sollte, so der Finanzvorstand.

Seit Jahren liegt Daimler hier hinter den teils deutlich margenstärkeren Unternehmen wie Volvo, Scania oder Paccar zurück. Bei guten Marktbedingungen soll im Geschäft mit schweren Lastwagen 2025 eine zweistellige Rendite erzielt werden, bekräftigte Daimler-Truck-CEO Martin Daum. "Es ist aber nicht so, dass wir gesagt haben, dass wir nach dem Erreichen der 10 Prozent stoppen", so der Manager. Wenn man aber in dieser Größenordnung angekommen sei, müsse man überlegen, ob man nicht in die Zukunft der Firma investiere. Dieses Jahr sollen es trotz Chip-Engpässen und hoher Rohstoffpreise bestenfalls 8 Prozent Marge werden.

Analyst stuft Daimler herauf

Die NordLB hat das Kursziel für Daimler nach der Abspaltung von Daimler Truck von 96 auf 82 Euro gesetzt und die Einstufung auf "Kaufen" belassen. "Mit der Aufspaltung in Mercedes-Benz und Daimler Truck trägt der Konzern der Tatsache Rechnung, dass das Pkw- und das Lkw-Geschäft keinerlei Gemeinsamkeiten mehr haben, und dass die Summe der Teile an der Börse mehr Wert sein könnte als der

Daimler-Konzern bisher", schrieb Analyst Frank Schwope in einer am Freitag vorliegenden Studie.

Dow Jones Newswires / Reuters / Redaktion finanzen.net / dpa (AFX)

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Bildquellen: Philip Lange / Shutterstock.com

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