SAP-Aktie schließt fester: SAP verzeichnet mit Kernprogrammen in der Cloud kräftiges Wachstum
Europas größter Softwarehersteller SAP macht bei der Umstellung seiner Kernprogramme auf den Zugriff über das Internet Fortschritte.
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Vorstandschef Christian Klein kann bei dem von ihm geplanten schnelleren Umstieg der Kunden auf die Cloudversionen der Standardsoftware der Walldorfer erste Erfolge verzeichnen. So wuchsen die entsprechenden Angebote im ersten Quartal deutlich schneller als der Rest des Konzerns und auch schneller als das ohnehin zum Wachstumsfeld erklärte Geschäft mit Cloudangeboten insgesamt.
Die Erlöse des Softwarepakets S4 Hana in der Version zur Nutzung über das Netz kletterten im ersten Quartal im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 227 Millionen Euro, wie der DAX-Konzern SAP SE am Donnerstag in Walldorf mitteilte. Der Auftragsbestand - also die zu erwartenden Einnahmen über zwölf Monate aus abgeschlossenen Verträgen - wuchs um 39 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro. Dabei bremste der starke Euro das Wachstum sogar noch etwas. "Wir verzeichnen ein sehr starkes Wachstum beim Auftragseingang entlang unseres gesamten Anwendungsportfolios", sagte Klein.
Die Clouderlöse insgesamt waren wie bereits bekannt nur um sieben Prozent geklettert, auch weil die Corona-Pandemie vor allem der US-Tochter Concur zusetzt, die Reisekostenabrechnungen für Unternehmen anbietet. Während SAP auf der einen Seite aufgrund von Beschränkungen massiv Reisekosten einspart und auch deswegen beim bereinigten operativen Ergebnis stark abschnitt, belastet das Ausbleiben von Geschäftsreisen die Erlöse des Milliardenzukaufs.
Klein will mit dem neuen Bündelangebot "Rise" einen schnelleren Umstieg der Kundschaft auf die Cloudversionen der SAP-Standardsoftware erreichen - sein zweites großes strategisches Projekt nach der Integration des in den Vorjahren zusammengekauften Sammelsuriums an Cloudangeboten. Zum ersten Mal gibt SAP nun Einblick in konkrete Umsatzzahlen des schon seit einigen Jahren verfügbaren Programmpakets S4 Hana Cloud. S4 Hana ist die Standardsoftware von SAP zur Steuerung von Unternehmen (ERP).
SAP hatte bereits unter Kleins Vorgänger Bill McDermott einen stärkeren Fokus auf die Cloud gelegt. Trotz der Abrechnung über ein Abo-Modell, das zunächst die hohen Einmaleinnahmen aus Lizenzverkäufen schmälert, geht das DAX-Schwergewicht davon aus, dass das langfristig rentabler ist, weil die Kunden über die Jahre mehr zahlen als im Einzelverkauf und länger Kunde bleiben. Schließlich verlieren sie bei Kündigung oft auch das Nutzungsrecht für die Cloudprogramme.
Um schneller mehr Gewicht im Markt für Cloudanwendungen zu erreichen und sich damit auch gegen die harte Konkurrenz der US-Techfirmen Salesforce und Oracle zu rüsten, war Klein auch bereit, den Investoren vergangenen Herbst eine schmerzhafte Kappung der Mittelfristprognosen zu servieren. Die Aktie stürzte damals an einem Tag um über ein Fünftel ab, SAP verlor fast 34 Milliarden Euro an Börsenwert.
Klein nimmt nämlich in Kauf, dass das operative Ergebnis in diesem und dem kommenden Jahr wegen der zusätzlichen Investitionen in die Cloudgeschäfte sinkt. Die zuvor versprochene und von Profiinvestoren seit Jahren geforderte deutliche Margensteigerung soll nun erst später kommen. Klein hat sich vorgenommen, die Cloudumsätze bis 2025 auf über 22 Milliarden Euro zu steigern nach 8,1 Milliarden 2020. Dazu hat SAP die Berliner Firma Signavio übernommen, die Geschäftsprozesse von Kunden analysiert und verbessern soll.
Erstes Quartal: Vorläufige Zahlen und Prognose bestätigt SAP
Die bereits bekannten vorläufigen Zahlen zum ersten Quartal und die mit den Zahlen vergangene Woche leicht angehobene Prognose für 2021 bestätigte der Konzern. Der Umsatz war vor allem wegen Währungseffekten um drei Prozent auf 6,35 Milliarden Euro gesunken. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis legte hingegen unter anderem dank der geringeren Reisekosten, aber auch wegen des besseren Abschneidens der lukrativen Lizenzverkäufe um 17 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro zu. Vor einem Jahr hatte die aufziehende Corona-Pandemie dem Konzern bei den Lizenzen einen heftigen Rücksetzer eingebrockt.
Beim bereinigten operativen Ergebnis rechnet SAP unter anderem die Kosten für das aktienbasierte Vergütungsprogramm von Mitarbeitern und Management heraus, die vor allem wegen des erfolgten Börsengangs der US-Tochter Qualtrics deutlich von 93 Millionen Euro vor einem Jahr auf 472 Millionen zunahmen. SAP geht hier nun auch im Gesamtjahr von höheren Aufwendungen aus und schätzt diese auf 2,3 bis 2,8 Milliarden Euro - zuletzt hatte das Unternehmen hier 2,0 bis 2,5 Milliarden veranschlagt.
Beim Nettogewinn für das erste Quartal hatte Finanzchef Luka Mucic aber dennoch einen deutlichen Anstieg um 32 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro präsentiert. Die Unternehmensbeteiligungen steuerten im Finanzergebnis einen Bewertungsertrag von 369 Millionen Euro bei - ohne diesen wäre der Hewinn leicht zurückgegangen. SAP investiert mit seiner Beteiligungsholding Sapphire Ventures vor allem in Tech-Start-Ups und konnte von deren gestiegenem Wert profitieren.
So reagiert die SAP-Aktie
Die SAP-Aktie legte zum XETRA-Handelsschluss um 3,43 Prozent auf 120,70 Euro zu. SAP gewähre nun etwas mehr Einblick in das Abschneiden der Cloudsparte und habe mit dem im Januar angekündigten neuen Angebot "Rise with SAP" einen starken Start hingelegt, schrieb JPMorgan-Analystin Stacy Pollard. Jefferies-Experte Juian Serafini bemängelte aber, dass der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft nicht ganz so hoch ausfiel wie von Analysten geschätzt.
/men/stk
WALLDORF (dpa-AFX)
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