Erholungskurs

Klare Erholung bei Autowerten wie VW-Aktie, Mercedes-Aktie & Co: Debatte über aufgeschobene Emissionsziele - Streiks bei VW?

13.09.24 16:05 Uhr

Schlagabtausch um CO2-Ziele: Autosektor rast nach oben - VW-Aktie, BMW-Aktie und Porsche-Aktie legen zu - Streiks bei VW? | finanzen.net

Die Aktien aus der europäischen Automobilbranche holen am Freitag Schwung auf ihrer Erholung.

Schon an den beiden Vortagen gab es eine Stabilisierung, die sich nun verstärkte mit klaren Gewinnen. Wie es in einem Medienbericht heißt, drängt der Herstellerverband Acea auf eine Lockerung der CO2-Emissionsziele, die eigentlich 2025 in der Europäischen Union (EU) greifen sollen. Außerdem gab es optimistische Äußerungen eines Analysten zum China-Geschäft.

Auf XETRA legen die Aktien der deutschen Hersteller zu: BMW zeitweise um 2,63 Prozent auf 73,24 Euro, Mercedes-Benz um 2,01 Prozent auf 56,79 Euro und Volkswagenvz um 2,98 Prozent auf 92,64 Euro. Für die Titel von Porsche geht es daneben es daneben zwischenzeitlich um 2,96 Prozent auf 39,96 Euro hoch.

Zuletzt waren schon Stimmen lauter geworden, dass die CO2-Emissionsziele eine Bedrohung für die Branche sind. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hat Acea daher einen informellen Entwurf für einen Vorschlag an die Europäische Union ausgearbeitet, in dem die Anwendung einer Notfallverordnung befürwortet wird - mit dem Ziel, die Emissionsziele um zwei Jahre zu verschieben.

Laut einem Händler überrascht die Position des Verbands nicht aufgrund der jüngsten Botschaften aus seinem Umfeld. Leicht positiv könne es aber dennoch wirken, dass "die Dinge jetzt vorankommen". In den kommenden Wochen wäre dann mit mehr Transparenz zu rechnen, so der Börsianer. Wie die EU sich dazu verhalte, bleibe abzuwarten. Der Kontext habe sich in der Branche jedenfalls deutlich verändert seit der ursprünglichen Ankündigung der Ziele. Elektromobilität werde weniger gefördert und das Umfeld sei konjunkturell und politisch schwieriger geworden.

Renault Chef Luca de Meo, der zugleich auch Präsident des europäischen Autoherstellerverbands Acea ist, hatte am Wochenende in einem Interview bereits davor gewarnt, dass die Branche im Jahr 2025 vor 15 Milliarden Euro großen Strafen stünde. JPMorgan-Experte Jose Asumendi sagte am Freitag in einem Kommentar zu Renault, dass es der Branche guttäte, wenn sie bei der Umstellung auf Elektromobilität "zwei weitere sehr wichtige Jahre" an Zeit bekäme. Die Kostenbasis könne gesenkt und die Marge auf ein Niveau mit jener für Verbrennungsmotoren gebracht werden.

Am Dienstag hatte auch eine Gewinnwarnung von BMW wegen Lieferkettenproblemen dem Sektor einen schweren Schlag versetzt. Analyst Patrick Hummel von der UBS stellte sich daraufhin am Freitag die Frage, ob Anleger nach der Gewinnwarnung nun zu pessimistisch für das Geschäft deutscher Autobauer in China geworden sind. Der Experte ist vor allem für das Premiumsegment recht optimistisch, insbesondere wegen höherer Preisdisziplin und stärkerer Innovationskraft.

Seit ihrem Kursrutsch am Dienstag versuchen die Branchenwerte, sich zu stabilisieren. Das Jahr 2024 ist für den Sektor insgesamt ein ziemliches düsteres, denn der Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts hat bislang etwa zehn Prozent eingebüßt wegen der vielen Problemfelder, die von Kosten über Konjunktur bis hin zur Regulierung und dem China-Markt reichen. Noch etwas mehr hat im Jahresverlauf nur der Sektorindex der Minenwerte verloren.

Sinnbild für die weitreichenden Probleme ist auch Volkswagen mit einem tiefgehenden Sparzwang, den die Wolfsburger für unausweichlich halten. Konzernchef Oliver Blume hatte die wirtschaftliche Situation zuletzt als alarmierend bezeichnet. Die VW-Aktien waren daher am Dienstag auf einem Tief seit 2020 angekommen.

VW-Betriebsratschefin Cavallo droht mit Streiks

Die VW-Beschäftigten wollen sich nach Angaben des Betriebsrats notfalls auch mit Streiks gegen die neuen Sparpläne bei Volkswagen zur Wehr setzen. "Wir werden uns gegen Werksschließungen und Massenkündigungen wehren mit allem, was wir haben - bis hin zum Arbeitskampf!", sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo in einem Interview mit dem Magazin "Focus". "Die Menschen machen sich große Sorgen. Es geht jetzt wirklich um alles." Cavallo sprach von einem "Ausnahmezustand bei VW."

Sie äußerte sich gemeinsam mit der Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Yasmin Fahimi, und der IG-Metall-Vorsitzenden Christine Benner. Betriebsräte dürfen in ihrer Funktion nicht zu Streiks aufrufen. Cavallo gehört auch der Verhandlungsdelegation der IG Metall an, die mit VW über die jüngst gekündigten Tarifverträge verhandeln will.

Der Konzern hatte angekündigt, betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen bei der Kernmarke VW nicht länger auszuschließen. Die seit 30 Jahren geltende Job-Garantie wurde aufgekündigt. "Das ist ein historischer Tabubruch. Und den lassen wir uns nicht gefallen", sagte Cavallo. "Wir machen keine Werke dicht. Wir wollen eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung." Die Job-Garantie solle sogar weiter über das Jahr 2029 hinaus verlängert werden. Auch an der Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn in der aktuellen Tarifrunde halte sie fest.

Ansonsten zeigte sich Cavallo aber gesprächsbereit. "Volkswagen geht es schlecht." Hier gebe es keinen Dissens. Und das müsse man kurzfristig angehen."Wir sehen sehr viele Stellschrauben, an denen wir drehen können, um die Kosten zu senken, ohne gleich ganze Standorte infrage zu stellen." Nur zu sparen werde VW aber nicht zukunftsfest machen. "Wenn wir jetzt nicht auch über langfristige Konzepte sprechen, befeuern wir eine Abwärtsspirale."

VW und IG Metall haben wegen der VW-Krise ihre eigentlich erst für Oktober geplante Tarifrunde vorgezogen. Am 25. September sollen die Gespräche beginnen. Neben der normalen Entgeltrunde für die 120.000 VW-Mitarbeiter in Deutschland soll es dabei auch um die nun gekündigte Beschäftigungssicherung gehen. Die Friedenspflicht bei Volkswagen läuft Ende November aus. Ab Dezember wären dann auch Warnstreiks möglich.

Mehr Unterstützung forderte Cavallo auch von der Politik. Die jüngst verbesserte Förderung für Elektro-Dienstwagen reiche hier nicht aus. "Aus unserer Sicht sollte die im Dezember beendete E-Auto-Kaufprämie auch für private Haushalte wieder gewährt werden. Besser gestern als heute. Das wäre für uns immens wichtig." Der Verkäufe von E-Autos waren nach dem Aus der Förderung eingebrochen, VW musste daraufhin an mehreren Standorten die Produktion drosseln.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquellen: Taina Sohlman / Shutterstock.com, JuliusKielaitis / Shutterstock.com

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