VW-Aktie stabil: Stammsitz hat internen Zuschlag für zusätzliches E-Modell ab 2026 erhalten - Verbrennermodelle werden teurer
Der zuletzt wenig ausgelastete Stammsitz von Volkswagen hat konzernintern den Zuschlag für ein zusätzliches E-Modell ab dem Jahr 2026 erhalten.
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Im Rahmen der im Herbst zunächst verschobenen Investitionsplanung sei jetzt die Entscheidung gefallen, Entwicklung und Bau des vollelektrischen Kompakt-SUV in Wolfsburg anzusiedeln, wie am Donnerstag aus Teilnehmerkreisen am Rande einer Betriebsversammlung verlautete. Der Wagen solle in etwa die Größe des heutigen Tiguan haben und auf einer überarbeiteten Version der aktuellen Elektro-Plattform MEB basieren ("MEB plus"), kündigte Betriebsratschefin Daniela Cavallo demnach an.
Zu dem Belegschaftstreffen war auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) eingeladen. Er äußerte sich nach Angaben aus dem Konzernumfeld dabei indirekt auch zur umstrittenen neuen EU-Abgasnorm Euro-7. Diese soll starke Verschärfungen bei den erlaubten Emissionen bringen, die allerdings teils komplizierte Technik erfordern und nach Einschätzung der Autobranche vor allem kleine Fahrzeuge verteuern dürften.
Scholz versicherte demzufolge, die Bundesregierung werde "bei dem Blick in die Zukunft die Gegenwart nicht vergessen und immer für realistische Lösungen sorgen". Um Investitionen in die E-Mobilität weiter voranzutreiben, sei es nötig, "dass wir unsere wirtschaftliche Kraft als Grundlage für die Erneuerung auch behalten". Konzernchef Oliver Blume sprach vor den Beschäftigten ebenfalls über das Thema.
Zuvor hatte der Kanzler die Wolfsburger Golf-Produktion besichtigt. Im Volkswagen-Hauptwerk, wo außerdem der Tiguan, Touran und Seat Tarraco gefertigt werden, war seit dem Beginn der Versorgungskrise mit Mikrochips und weiterer Elektronik viel Arbeit ausgefallen. Produktionskapazitäten konnten streckenweise nicht genutzt werden, der Stammsitz lag weit unter den einmal vereinbarten Zielen.
Der neue E-SUV soll die Beschäftigung bald wieder stärker absichern. Das Auto gilt als zeitliche Überbrückung, bis das künftige Kernmodell Trinity startklar ist. Dessen Planung hatte sich wegen Problemen in der Software-Entwicklung verschoben. Trinity soll eigene Systeme bekommen und auf einer gänzlich neuen Plattform (SSP) fußen - der Anlauf dauert nun jedoch wohl noch bis zum Ende des Jahrzehnts.
Wolfsburg wird zudem für eine Überlaufproduktion des elektrischen ID.3 aus Zwickau vorbereitet. Eine geplante Extra-Fabrik für den Trinity könnte hingegen auf der Kippe stehen. Alternativ ließen sich Teile des Stammwerks umrüsten. VW betonte jüngst, man halte sich aber auch die Neubauoption offen. Bis März werde abschließend entschieden.
Cavallo betonte, die Industrie brauche im schwierigen Branchenumbruch die Hilfe der Politik. Aus den Fehlern der Dieselkrise habe VW mit den bisherigen Beschlüssen zum Ausbau des E-Geschäfts Konsequenzen gezogen. In der Übergangszeit mit modernisierten Verbrennern müsse sich Wolfsburg "mittelfristig auch beim Produktionsvolumen wieder sehen lassen können". Sie forderte Unterstützung beim beschleunigten Ausbau des E-Auto-Ladenetzes und mehr erneuerbare Stromproduktion in Deutschland - "aber auch bei den nächsten europäischen Vorschriften für unsere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor".
Scholz erklärte, Deutschland werde ein Land bleiben, "in dem die Automobilproduktion eine zentrale Rolle für unsere Wirtschaftstätigkeit spielt". Auch wettbewerbsfähige Strompreise seien entscheidend - nicht nur für den Durchbruch der E-Mobilität, sondern ebenso für viele andere Industrieprozesse. Die Energiewende werde deshalb Fahrt aufnehmen müssen. Zu politischen Schritten, Anreize für die Einrichtung von mehr Ladesäulen zu schaffen, meinte er: "Wir werden das Tempo entfachen, das dazu notwendig ist."
Verbrennermodelle der VW-Kernmarke werden kurzfristig teurer
Volkswagen-Kunden müssen für Verbrennermodelle noch in diesem Monat mehr bezahlen. Die Neuwagenpreise vieler Fahrzeuge der Kernmarke mit entsprechendem Antrieb sollen vom 23. Februar an im Schnitt um 4,4 Prozent steigen. Europas größter Autokonzern begründete den Schritt für seine Hauptsparte am Donnerstag mit wachsenden Ausgaben etwa im Einkauf von Rohstoffen und Energie: "Der hohen Inflation kann sich auch Volkswagen nicht entziehen." Zuvor hatte das Fachblatt "Automobilwoche" unter Berufung auf ein Rundschreiben an die Händler von den Plänen berichtet.
VW erklärte, man versuche, mit Langfristverträgen oder Geschäften zur Preisabsicherung bei Grundressourcen dagegen zu halten. "Jedoch lassen sich diese Kosteneffekte nicht vollumfänglich kompensieren." Die Preiserhöhung soll sich auf die meisten Diesel-, Benziner- oder Erdgasmodelle beziehen. Für manche Varianten des Golf oder des T-Roc werden nach Informationen des Fachblatts über 5 Prozent mehr fällig.
Die Auftragsbücher etlicher Autohersteller sind prall gefüllt, doch der Mangel an Mikrochips und weiterer Elektronik führt oft zu langen Wartezeiten. VW betonte: "Wir setzen alles daran, die bestellten Fahrzeuge so schnell wie möglich an unsere Kunden auszuliefern." Auch Gebrauchtfahrzeuge sind wegen des knappen Angebots teurer geworden.
Mittelfristig könnte noch ein anderer Faktor die Preise treiben: die geplante EU-Abgasnorm Euro-7. Branchenvertreter und auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) warnten die EU-Kommission vor zu scharfen und schnellen Regeln. Mehrere Hersteller betonten, die Einführung der nötigen Technik zur Einhaltung strikterer Grenzwerte bei den Stickoxid-Emissionen sei zeitlich zu anspruchsvoll und dürfte Modelle verteuern. Dagegen fordern Umweltorganisationen ein möglichst baldiges Aus für alle klassischen Diesel und Benziner.
Bei einer Betriebsversammlung am VW-Stammsitz Wolfsburg äußerte sich am Donnerstag auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) indirekt zu dem Thema. Er versicherte laut Teilnehmerkreisen, die Bundesregierung werde "bei dem Blick in die Zukunft die Gegenwart nicht vergessen und immer für realistische Lösungen sorgen". Konzernchef Oliver Blume sagte zum vorliegenden Brüsseler Konzept: "Dieser Vorschlag ist zeitlich nicht zu verwirklichen. Mit Blick auf den Klimaschutz muss man auch die Frage stellen, warum noch hohe Summen in den Verbrenner investiert werden sollen, obwohl die Technologie ausläuft."
Die VW-Aktie notiert im XETRA-Handel zeitweise 0,09 Prozent im Plus bei 131,10 Euro.
/jap/DP/men
WOLFSBURG (dpa-AFX)
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