Endgültige Jahreszahlen

Nordex-Aktie springt an: Nordex 2021 erneut in den roten Zahlen - optimistische Umsatzprognose für 2022

29.03.22 17:54 Uhr

Nordex-Aktie springt an: Nordex 2021 erneut in den roten Zahlen - optimistische Umsatzprognose für 2022 | finanzen.net

Nach Verlusten in 2021 rechnet der Vorstand des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex im laufenden Jahr mit einem weiterhin schwierigem Marktumfeld.

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Die Kostensituation bleibe angespannt, vor allem als Folge des Ukraine-Kriegs, teilte Konzern am Dienstag bei der Vorlage seiner endgültigen Jahreszahlen in Hamburg mit. Nordex leidet unter den bereits im Zuge der Corona-Pandemie gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Transporte. Unterm Strich machte das Unternehmen im vergangenen Jahr gut 230 Millionen Euro Verlust und damit über 100 Millionen mehr als das Jahr zuvor. 2022 will Nordex bei Umsatz und operativer Marge mindestens das Niveau von 2021 halten.

Analyst Constantin Hesse von Jefferies sprach in einer ersten Reaktion von einem "soliden Ausblick". Der Mittelwert der Zielspanne für das operative Ergebnis liege über der durchschnittlichen Markterwartung. Auch der angepeilte Umsatz liege über den Marktannahmen.

Er sei mit dem vergangenen Jahr insgesamt zufrieden, sagte Nordex-Chef José Luis Blanco am Dienstag im Gespräch mit der Finanznachrichten-Agentur dpa-AFX. Das Nettoergebnis sei zwar nicht gut, aber angesichts des schwankenden Marktumfeldes habe Nordex geliefert. Das Management hatte im November die ursprüngliche Profitabilitätsprognose gekappt, das angepasste Ziel von einem Prozent vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) wurde letztlich erreicht. Auf die kommenden Monate blickt Blanco nach eigener Aussage aber mit "gemischten Gefühlen".

Der direkte Einfluss des Krieges in der Ukraine sei zwar relativ klein und die in der Ukraine geplanten 280 Megawatt Kapazität würden woanders installiert, voraussichtlich in der Türkei oder in einer der Balkanländer. Die möglichen indirekten Folgen des Krieges bereiteten ihm hingegen mehr Sorgen. Blanco sprach unter anderem die Inflation und die Lieferkettenprobleme an.

Nordex leidet bereits seit vielen Monaten unter massiv steigenden Kosten. Und durch den Krieg in der Ukraine dürfte sich diese Situation auch nicht so schnell ändern, denn vor allem Rohstoffe und Energie haben sich in den vergangenen Wochen stark verteuert. Nordex sei vor allem von den hohen Preisen für Stahl betroffen, aber auch beispielsweise für Nickel, sagte Blanco im Interview.

Als Reaktion auf die steigenden Kosten stellt Nordex bereits seine Produktionsstätten um und will beispielsweise den spanischen Standort La Vall d?Uixo schließen. Auch die Rotorblatt-Fertigung in Rostock soll angesichts einer Verschiebung der Nachfrage nach größeren Rotorblättern bis Ende Juni eingestellt werden. Davon wären wohl rund 600 Mitarbeiter betroffen. Stattdessen verlagert der Konzern seine Produktion unter anderem nach Indien, Süd- und Lateinamerika. Mittelfristig sollen so acht Prozent vom Umsatz als Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben.

Ursprünglich war dieses Ziel bereits für 2022 ausgerufen worden. In welchem Jahr der Wert nun erreicht werden soll, darauf will sich Blanco nicht festlegen. Das ebenfalls ursprünglich für dieses Jahr avisierte Umsatzziel von fünf Milliarden Euro, sowie das Kapazitätsvolumen von mindestens sechs Gigawatt hat Nordex schon jetzt erreicht. Der Konzern hat bereits vor rund drei Wochen Eckdaten für das abgelaufene Jahr vorgelegt. Demnach stieg der Umsatz 2021 auf rund 5,4 Milliarden Euro, der Auftragseingang stieg auf knapp acht Gigawatt.

Im laufenden Jahr soll der Umsatz bei Nordex zwischen 5,4 und sechs Milliarden Euro liegen, die operative Marge (Ebitda-Marge) soll ein bis 3,5 Prozent betragen. Wesentlich für die angestrebte Margenverbesserung sei ein stabiles Makroumfeld. Zudem müsse Nordex hierfür die Kosten weitergeben und den Anteil an Projekten der Delta4000-Plattform erhöhen können.

Blanco ist seit 2017 Chef des Anlagenbauers. Unter seinem Vorgänger hatte das Unternehmen bei vielen Anlegern an Vertrauen verloren. Die Glaubwürdigkeit von Nordex litt, unter anderem wurde die Art und Weise der Kommunikation kritisiert. Blanco sollte Nordex in die Profitabilität führen, sieht sich seitdem jedoch einer Reihe von Herausforderungen gegenüber: "Erst kam Corona, dann die Langzeitfolgen der Pandemie, dann der Krieg", sagte Blanco am Dienstag.

Geschäftsausblick treibt Nordex nach Kursschwäche nach oben

Der Geschäftsausblick des Windanlagenbauers Nordex hat die Anleger am Dienstag überzeugt. Mit einem Plus von 2,99 Prozent auf 14,46 Euro erholten sich die Papiere vom Rückschlag der vergangenen Tage. Sie waren nach dem Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine binnen zwei Wochen um maximal zwei Drittel auf 18,73 Euro gestiegen. Treiber war die Hoffnung auf viel Geld für den Ausbau Erneuerbarer Energien, um die Abhängigkeit von Öl und Erdgas zu verringern. Zuletzt war der Kurs dann aber wieder bis knapp unter die 14-Euro-Marke zurückgefallen.

Nordex will 2022 einen Umsatz von 5,4 bis 6,0 Milliarden Euro erzielen. Davon sollen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) 1 bis 3,5 Prozent bleiben. Der Mittelwert der Zielspanne für das operative Ergebnis liege über der durchschnittlichen Markterwartung, erklärte Analyst Constantin Hesse vom Investmenthaus Jefferies. Er bezeichnete den Ausblick als solide.

Analyst Ajay Patel von der Investmentbank Goldman Sachs sprach in einem ersten Kommentar ebenfalls von einem Ausblick, der positiv aufgenommen werden sollte, gerade weil das Umfeld für die Branche aktuell schwierig sei. Dabei verwies er auf gestiegene Stahlpreise und Lieferkettenprobleme.

"Je nachdem, wie es dem Unternehmen also einerseits gelingt, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben und wie stark andererseits der Druck auf die Politik noch wird, den Umstieg auf Erneuerbare Energien zu beschleunigen, dürfte auch der Aktienkurs profitieren", erklärte Marktexperte Jürgen Molnar vom Broker Robo Markets.

HAMBURG / FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquellen: Lukassek / Shutterstock.com, Nordex

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