EM 2016 füllt Wettbüros

Fußball & Co.: Sportwetten als Geldanlage

07.06.16 16:04 Uhr

Fußball & Co.: Sportwetten als Geldanlage | finanzen.net

Können sich Wetten auf Sportergebnisse als Geldanlage lohnen? Welche Strategien gelten als erfolgversprechend? Was muss man beachten? Wir klären Sie auf, über den Mythos von besonders hohen Renditen bei Sportwetten.

Auf Sportarten, wie Fußball, Tennis, Hockey, Baseball, American Football etc., wetten um sein Geld anzulegen? Klingt im ersten Moment verrückt, doch ist nach reiflicher Überlegung nicht komplett abwegig. Immerhin sind sich der Aktienmarkt und die Tippspiel-Börsen sehr ähnlich. Und das nicht nur, weil sie beide als Börse bezeichnet werden. Trotzdem muss an dieser Stelle gleich gesagt werden, dass das Risiko alles zu verlieren, bei Sportwetten durchaus hoch ist. Dazu kommt, dass Sportwetten im Gegensatz zum Aktienmarkt auf lange Sicht ein Nullsummenspiel sind. Sieht man die Spieler als großes Ganzes, so macht die Allgemeinheit auf Dauer durch Anbietergebühren sogar Verlust. Im Schnitt liegt die Provision der Anbieter bei Fußball-Wetten beispielsweise bei sieben Prozent. Wie kann man sich also von der breiten Masse, die Verluste schreibt, abgrenzen. Zunächst ist natürlich Fachwissen von Nöten. Es kann nie schaden, spezifische Details über Spielweisen, Statistiken oder individuelle Stärken zu wissen. Oder statistische Anomalien wie, dass meistens die Mannschaft im Elfmeterschießen verliert, die während der 120 Minuten das bessere Team war. Man vermutet dahinter eine Art Demoralisierung, es nicht innerhalb der regulären Spielzeit geschafft zu haben, ein Spiel zu entscheiden.

Zu viele Köche verderben den Brei

Jedoch ist Vorsicht geboten. Denn genauso wie am Aktienmarkt, überschätzen sich Anleger und Spieler gerne gleichermaßen. Aus einer Befragung unter Fondsmanagern, die der Anlagestratege James Montier 2006 durchführte, geht eine aberwitzige Statistik hervor. Danach halten sich dreiviertel aller Befragten für überdurchschnittlich. Der Rest geht davon aus, er sei zumindest nicht schlechter als der Durschnitt. Wer diese leichte Rechenaufgabe nun lösen kann, versteht die Gefahr, die sich auch für Spieler von Sportwetten ergibt. Eine weitere Falle ist der Einsatz zu vieler Experten. Wie bekannt ist, besitzt Deutschland annähernd achtzig Millionen Bundestrainer. Befragen sie nun auch nur zehn davon, können Sie sich sicher sein, dass ihre Wetteinsätze keine besondere Strategie verfolgen. Sowieso ist es immens wichtig, sich nicht von Gefühlsregungen und Bauchgefühl leiten zu lassen.

Auch bei Sportwetten können Regeln und Strategien helfen

Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, Teams nach Marktwerten zu sortieren. Die anschließende Entscheidung über Sieg und Niederlage fällt nun ausschließlich durch den höheren Marktwert. Denn laut Eberhard Feess, Professor an der Frankfurter School of Finance, ist auf den Favoriten zu setzen langfristig die bessere Methode. Zwar sind die Quoten in diesem Fall recht gering, auf Dauer gesehen sei es allerdings nachweislich erfolgreicher. Überhaupt seien die Wettquoten im Sport verzerrt, so Feess, da überaus gerne auf den Außenseiter gesetzt wird. Viele werden durch die besseren Quoten für Underdogs gelockt, und beeinflussen so negativ die Quoten. Des Weiteren ist ein gewisses Bankrollmanagement wichtig, also die Einteilung des Geldbetrages, der gesetzt wird. Als Faustregel kann gesagt werden, niemals mehr als 5% des zur Verfügung stehenden Geldbetrages zu nutzen. Darüber hinaus ist es in jedem Fall von Vorteil, sich ausschließlich auf eine Sportart zu konzentrieren. Aber auch Finanzbegriffe wie der ROI, der Return of Investment, haben mittlerweile Einzug in die Szene der Tippspieler und Wettkönige gefunden. Ein anderer bekannter Begriff, der vor allem in Großbritannien die Runde macht, ist die "Closing Line-Quote". Gemeint damit ist, möglichst früh Wetten abzuschließen, bevor diese durch Buchmacher noch einmal verändert werden können, beispielweise durch neue Erkenntnisse zu Sportlern oder Teams. Darüber hinaus geht man so der Gefahr der Verzerrung der Quoten durch andere Spieler aus dem Weg, vor denen Professor Eberhard Feess warnt. Als letzte Strategie kann es aber auch schlicht und ergreifend sinnvoll sein, die verschiedenen Boni und Prämienangebote der Wettanbieter auszunutzen. Beim ein oder anderen kann auf diese Art bis zu 100€ mehr Startkapital erhalten werden.

Sure Bets gelten seit langem als Geheimtipp

Eine Strategie hingegen, gilt seit langem als der heilige Gral der Sportwetten. Unter dem Begriff "Sure Bets" oder "Arbitrage" verstehen Bieter nichts anderes als todsichere wetten, bei denen in jedem Fall unterm Strich ein Gewinn entsteht. Um eine solche Wette zu konstruieren, braucht es ganz bestimmte Voraussetzungen. Ein Beispiel wäre, wenn ein Portal A die Quote zwischen Mannschaft A und Mannschaft B, auf 3,0 zu 1,5 für Mannschaft A setzt. Portal B hingegen kommt in seiner Einschätzung auf ein völlig anderes Ergebnis, und setzt eine Quote von 4,0 zu 1,5 für Mannschaft B voraus. Setzt man nun einen Euro auf beide hohen Wettquoten, kommt immer ein Gewinn dabei heraus. Diese Wetten zu finden haben sich bereits einige Portale spezialisiert, doch dabei ist Vorsicht geboten! Die Wahrscheinlichkeit bei Spielen, Veranstaltungen oder Kämpfen auf solch gegenläufige Quoten zu treffen ist gering. Darüber hinaus sind solche Konstellationen einfach zu selten, um sein Geld dauerhaft auf diese Art anzulegen.

Wettmanipulation gilt es immer im Auge zu behalten

Und wir kennen doch alle die Sache mit dem Haken, wenn es mal wieder einfach zu schön aussieht, um wahr zu sein. Denn Sportwetten sind seit jeher ein riesiges Betätigungsfeld für kriminelle Machenschaften. Spätestens seit dem Fall Robert Hoyzer ist bekannt, mit welchen perfiden Maßnahmen Spiele zu Gunsten horrender Summen verschoben werden. Und die Dunkelziffer scheint hoch zu sein. 2015 berichtete die Zeitung "Die Zeit" darüber, dass rund 700 Fußball-Spiele von Europol als verdächtig eingestuft wurden. Die Drahtzieher dieser Machenschaften scheinen oftmals Kontakte nach Asien zu pflegen, oder zumindest dort ihre Wetten zu platzieren. Um das gewünschte Ergebnis zu erhalten, werden nicht nur Schiedsrichter, Spieler und Funktionäre bestochen, oftmals wird auch Gewalt angedroht oder sogar ausgeübt. Anfällig dafür vor allem Sportler, die sowieso in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Diese sind zumeist leicht erpressbar. Eine neue Praktik ist aber, Spiele einfach komplett frei zu erfinden. Für diesen Betrug ist es zumeist nur notwendig, die Offiziellen zweier Vereine, und oder den Wettscout des Wettanbieters, zu bestechen. Ist dies geschehen, werden die Spieldaten völlig frei nach Wunsch übertragen, sodass der erwartete Gewinn entsteht. Gerade in Osteuropa wird über solche Praktiken öfter berichtet.

Wohl eher Hobby und Zeitvertreib als echte Anlageoption

Sportwetten als ernsthafte Anlageoption? Wohl besser nicht! Dazu wären der Aufwand und das Risiko einfach zu groß. Die Anzahl an Wetten die gesetzt werden müssten, und das immer wieder, machen die Unternehmung unrentabel. Und mögliche Gewinne? Die würden wohl sofort sowohl von den Gebühren der Anbieter, als auch von der anfallenden Steuer aufgefressen werden. Sportwetten sollten wohl eher als Zeitvertreib und Hobby betrieben werden, statt ernsthaft sein Geld, im wahrsten Sinne des Wortes auf das falsche Pferd zu setzen. Wer allerdings sowieso gerne hin und wieder mit Sportwetten zu tun hat, für den kann es bestimmt nicht schaden, die eine oder andere Strategie auszuprobieren. Ohne dabei zu vergessen, dass der Traum vom schnellen Geld auch bei Sportwetten, ein solcher bleibt.


Redaktion finanzen.net

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