Volkswagen-Aktie verlustreich: Anteil der E-Autos im VW-Konzern steigt auf 17,2 Prozent - CO2-Vorgaben eingehalten
Der Volkswagen-Konzern hat im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Hilfe einer deutlich höheren Elektroquote beim Autoabsatz die schärferen Anforderungen beim CO2-Flottenwert in der Europäischen Union erfüllt.
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472.300 Elektroautos und Plug-In-Hybride verschiedenen Konzernmarken wurden 2021 in den EU-Mitgliedsländern sowie Norwegen und Island verkauft - 64 Prozent mehr als im Vorjahr.
Dadurch stieg ihr Anteil am Gesamtabsatz von 10,1 auf 17,2 Prozent, wie der VW-Konzern in Wolfsburg mitteilte. Laut vorläufigen Zahlen lagen die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Pkw-Neuwagenflotte in der EU nach dem neuen, schärferen Standard WLTP damit bei 118,5 Gramm pro Kilometer. Das seien rund 2 Prozent weniger als der gesetzliche Zielwert. Brüssel muss diesen Wert noch bestätigen.
Die Marke VW kam 2021 auf durchschnittliche Neuwagenflottenemissionen von 113 Gramm CO2 in der EU, 5,5 Gramm weniger als der Zielwert. VW selbst lieferte 369.000 E-Autos (Plus 73 Prozent) aus, davon rund 106.000 Plug-In-Hybride und 263.000 reine Elektroautos.
CO2-Vorgaben der EU in Konzern und Kernmarke 2021 eingehalten
Volkswagen hat 2021 mit seinen verkauften Neuwagen die angepassten CO2-Flottenziele der EU nach eigenen Angaben im Gesamtkonzern und in der Kernmarke eingehalten. Dies zeigten vorläufige Daten, teilten die Wolfsburger am Montag mit. 2020 hatte die Gruppe in der Summe die Vorgaben knapp verfehlt.
Wie es nun hieß, soll der durchschnittliche Kohlendioxidausstoß der in den EU-Ländern ausgelieferten Pkw im vergangenen Jahr bei 118,5 Gramm je gefahrenem Kilometer gelegen haben. Das ist unterhalb der für den Konzern geltenden Schwelle von 120,8 Gramm.
Ein direkter Vergleich mit den Vorjahreswerten ist kaum möglich, weil 2020 andere Grundlagen für Emissionstests galten. Im alten System (NEFZ) war für die VW-Gruppe ein zu hoher Wert herausgekommen: gut ein Gramm über dem Ziel von 98,8 Gramm. Für den mit kleineren Anbietern gebildeten maßgeblichen CO2-Pool war es ein halbes Gramm zu viel. Offiziell nannte VW 99,9 Gramm für die EU, Norwegen und Island.
Die neuen Zahlen fußen hingegen auf dem WLTP-Standard, der anstelle von Messungen auf dem Prüfstand den tatsächlichen Fahrbetrieb in den Mittelpunkt rückt. Der so ermittelte Abgasausstoß kann höher ausfallen - etwa weil Strecken unter Last, mit häufigerem Anfahren und Abbremsen oder mit höherem Tempo einbezogen werden. Zudem war Großbritannien 2021 nicht mehr in der EU, sodass dessen Daten zuletzt nicht in dieser Kategorie berücksichtigt wurden.
Die Hauptsparte VW Pkw hatte bereits 2020 innerhalb der zulässigen Grenzen abgeschlossen. Sie erreichte zunächst - auch dank des Starts der vollelektrischen ID-Reihe - einen Flottenschnitt von 92 Gramm je Kilometer, 5 Gramm unter dem für sie geltenden Ziel. Nach WLTP-Kriterien und für das Jahr 2021 seien für die EU-Neuwagenflotte 113 Gramm festgestellt worden, berichtete das Unternehmen. Gesetzlich erlaubt gewesen wären demnach 119 Gramm.
Durch die Chip-Lieferkrise waren die Gesamtverkäufe von VW im vorigen Jahr abgerutscht. Betrachtet man nur die hybriden und vollelektrischen Autos, sah die Absatzstatistik gegenüber 2020 deutlich besser aus. Dabei schaffte die Kernmarke ein Plus von rund 73 Prozent auf 369 000 Exemplare, darunter 263 000 reine Stromer. Konzernweit gelang bei Fahrzeugen mit ausschließlichem E-Motor fast eine Verdoppelung auf 453 000 Stück. In der EU einschließlich Norwegen und Island soll der Anteil bei 17,2 Prozent der Auslieferungen liegen - rechnet man Hybride ein.
Daran entzündet sich auch Kritik. Viele Klimaschützer halten Mischantriebe, bei denen der Verbrenner einen Großteil der Zeit mitläuft, für eine ökologische Mogelpackung. Greenpeace reagierte am Montag auf die Daten verhalten. Der Trend gehe in die richtige Richtung, sagte Verkehrsexperte Benjamin Stephan. Aber: "Damit Volkswagens CO2-Angaben einen Wert haben, muss der Konzern den steigenden Absatz von Plug-in-Hybriden stoppen. Tatsächlich heizen sie die Klimakrise mit einem drei- bis fünffach höheren CO2-Ausstoß an und machen Flottenangaben so unglaubwürdig."
Die gesamte VW-Gruppe war bisher für schätzungsweise ein Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Bis 2050 will der Konzern bilanziell klimaneutral sein - also nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre freisetzen, als gleichzeitig zum Beispiel von Ozeanen oder Pflanzen gebunden sowie mit ergänzenden Maßnahmen ausgeglichen wird. Nach dem Beschluss des "Green Deals" der EU im Frühjahr 2021 setzte sich der Hersteller erweiterte Klimaziele. Bis Ende 2026 sollen 60 Milliarden Euro in E- und Hybridtechnik fließen.
Skeptiker stören sich auch daran, dass die VW-Gruppe als Ganzes konkrete Enddaten für den Verkauf von Verbrennern scheut. Bislang haben nur manche Einzelmarken Teilziele für Produktion und Entwicklung ausgesprochen. Greenpeace-Vertreter Stephan forderte VW-Chef Herbert Diess zu einem "raschen und verbindlichen Ausstieg mindestens in Europa" auf.
Die EU-Kommission muss die Abgaswerte der Autohersteller noch bestätigen. Seit 2020 gelten in der EU verschärfte Vorgaben für den CO2-Ausstoß. Branchenweit sollte dieser bei 95 Gramm pro gefahrenem Kilometer liegen. Es bestehen allerdings Übergangsregeln, und jeder Hersteller hat je nach Marktposition und Schwere der produzierten Fahrzeuge individuelle Ziele zu erfüllen.
Außerdem gab es "Supercredits" zur Anrechnung von E-Modellen, womit der relative Beitrag von Verbrennern gedrückt werden kann. Weichen reale CO2-Werte insgesamt weit von den Zielen ab, drohen Strafen, die sich im Fall großer Spannen bis zu Milliardensummen addieren können.
Standort für Trinity-Werk von VW soll möglichst Ende 2022 feststehen
Volkswagen will die Standortentscheidung zum geplanten Werk für das künftig zentrale Elektromodell Trinity möglichst bis zum Jahresende getroffen haben. "Gegenwärtig werden verschiedene Standorte in Niedersachsen geprüft", hieß es am Montag aus dem Unternehmen. Konkret beschlossen sei noch nichts. Solle die im Aufsichtsrat vereinbarte Trinity-Fertigung 2026 starten, müsse man aber einen Baubeginn spätestens ab dem Frühjahr 2023 ins Auge fassen.
Nach bisherigen Planungen dürfte die Fabrik in der Nähe des VW-Stammwerks entstehen, vielleicht auch auf einer größeren Fläche direkt an dieses angegliedert. Nach Informationen der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" könnte sich ein Zuschlag für den Wolfsburger Stadtteil Warmenau abzeichnen. Dieser liegt nördlich des Areals der Konzernzentrale. Unter anderem hatte auch der Landkreis Gifhorn Interesse angemeldet. Es sind aber viele bau- und umweltrechtliche Fragen zu klären, bevor es losgehen kann.
Europas größter Autokonzern hatte im Herbst angekündigt, für die Kernmarke VW Pkw aller Voraussicht nach eine ergänzende Produktionseinheit hochzuziehen. In dieser soll der in vier Jahren anlaufende, vollelektrische und -vernetzte Trinity entstehen. Als Vorbild gelten die "Gigafactories" von Tesla. Das Hauptwerk Wolfsburg wird zunächst für mögliche weitere E- und Verbrenner-Autos neben dem Golf oder Tiguan geöffnet und später grundlegend umgerüstet.
VW-Aktien geben im XETRA-Handel zeitweise 5,32 Prozent auf 177,64 Euro ab.
FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)
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