Durch Höhen und Tiefen

BMW: Vom Flugmotorenhersteller zu einem der umsatzstärksten Autobauer der Welt

05.01.23 06:31 Uhr

BMW: Vom Flugmotorenhersteller zum Umsatzstarken Autobauer | finanzen.net

Bekannt wurde BMW vor allem durch den Bau von Flugzeugmotoren zu Weltkriegszeiten. Heute ist BMW einer der größten und umsatzstärksten Automobilhersteller der Welt. Bis zum Imagewandel als innovativer Automobilkonzern durchlief BMW Höhen und Tiefen.

Werte in diesem Artikel

• BMW produziert Flugmotoren im Zuge der Aufrüstung (1933-1943)
• Erstes BMW Mittelklassewagen-Modell "Neue Klasse" 1961 produziert
• BMW investiert in Wasserstoffautos und Elektromobilität

Gründung von BMW 1917

Seine Ursprünge hat BMW in dem Flugzeugmotoren-Hersteller Rapp Motorenwerke GmbH. Der Hauptsitz der Rapp Motorenwerke befand sich in München - ebenso wie der Hauptsitz der Gustav Otto Flugmaschinenfabrik, bei der die hergestellten Flugmotoren in Flugzeuge verbaut wurden. Nachdem die Otto Flugmaschinenfabrik im Jahr 1916 insolvent ging, entstand daraus die Bayerische Flugzeugwerke AG (BFW). Auch die Rapp Motorenwerke firmierten ein Jahr später um - ab jetzt trug der Rapp Motoren-Konzern den Namen Bayerische Motoren Werke GmbH (BMW).

Im Sommer 1918 wurden die Bayerischen Motoren Werke in eine Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt. Doch der Versailler Friedensvertrag setzte dem Bau von Flugmotoren ein jähes Ende - aufgrund des Produktionsverbots von Flugmotoren verlegte BMW seinen Hauptschwerpunkt auf Eisenbahnbremsen und Einbaumotoren. Da dies ziemlich erfolgreich war, übernahm die Berliner Firma Knorr-Bremse AG im Jahr 1920 die Mehrheit von BMW - als eigenständiges Unternehmen traten die Bayerischen Motoren Werke zunächst nicht mehr auf.

Zweite Gründung von BMW

Doch sehen die neuen Inhaber von BMW keine Zukunft für den Bau von Motoren. Daher verkaufen sie die Motorenbau-Abteilung inklusive der Markenrechte 1922 zurück an den ehemaligen Hauptaktionär von BMW und Flugzeugpionier Camillo Castiglioni. Dieser wechselt mitsamt den Mitarbeitern der Motorenbau-Abteilung, den Produktionsanlagen und dem Firmenlogo von BMW zu den Bayerischen Flugzeugwerken. Mit Castiglionis Übergang werden aus den Bayerischen Flugzeugwerken die Bayerischen Motorenwerke (BMW). Das Unternehmen, das sich bis dahin BMW nannte, wurde zu Südbremse und später zu Knorr-Bremse.

Bau des ersten BMW-Motorrads

BMW war von nun an wieder ein eigenständiges Unternehmen mit Sitz in München. Da das Verbot für Flugzeugmotoren immer noch galt, entwickelten die Ingenieure Max Friz und Martin Stolle 1923 eine neue Produktionslinie für BMW. Sie bauten das erste BMW-Motorrad (R 32), deren Grundkonzept bis heute fortgeführt wird.

BMW wird zum Automobilhersteller

1928 hatte BMW die Möglichkeit, die Fahrzeugfabrik Eisenach AG aufzukaufen und entwickelte sich so zu einem Automobilhersteller. Das erste Serienautomobil (3/15 PS bzw. DA 2) produzierte BMW am 22. März 1929 in Eisenach. Der erste eigene BMW AM 1 vom Fließband wurde 1932 gebaut, ein technisch weitaus ausgereifteres Modell als die vorherigen Autos. Auch der 303, der 1933 von Fritz Fiedler konstruiert wurde, war mit seinem Sechszylindermotor deutlich fortgeschrittener und gilt als erstes unverkennbares BMW-Automobil in der Geschichte.

BMW produziert Flugzeugmotoren für Aufrüstung

Zurück zu den Flugzeugmotoren kehrte BMW nach Machtergreifung der Nationalsozialisten unter dem Einfluss von Adolf Hitler, der die Aufrüstung von Deutschland als Hauptziel seiner Politik erklärte. Von nun an sollte sich BMW vor allem auf die Herstellung von Flugmotoren für die Luftfahrt, allen voran die Produktion des leistungsfähigen Sternmotors, konzentrieren, die zu dieser Zeit 90 Prozent des gesamten Geschäftsumsatzes ausmachten. Der Motor besaß 2.000 PS und galt als wichtigster Flugmotor im Rahmen der Aufrüstung. Um die Stückzahl zu steigern, wurden in der Fertigung immer weitere Arbeiter aber auch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge eingesetzt.

BMW macht sich Namen als sportlicher Automobil-Hersteller

Auch wenn die Automobilentwicklung in dieser Zeit stark in den Hintergrund getreten war, konnten einige Neuentwicklungen zwischen 1935 und 1937 erfolgreich auf dem Markt etabliert werden, darunter der BMW 326, 327 und der Sport-Roadster 328. Letzterer wurde vor allem bekannt durch seine Erfolge bei Autorennen, beispielsweise der Mille Miglia 1940. Noch heute gilt BMW unter anderem daher als Hersteller sportlicher Automobile. Sogenannte "schwere Wehrmachtsgespanne", Motorräder BMW R 75 mit angetriebenem Beiwagen und geländegängige PKWs (BMW 325) wurden auch ungefähr zu dieser Zeit gebaut.

BMW München produziert Kochtöpfe

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 war das BMW-Werk in München komplett zerstört, das einzige Fahrzeug-Werk befand sich in Eisenach in sowjetischer Hand. Da nur dieses Werk die nötigen Produktionsmittel besaß, begann sofort die Produktion von Vorkriegs-Modellen an diesem Ort. Nach einem von BMW in München angeleierten Gerichtsprozess, wurde den Eisenachern die Produktion von Automobilen unter dem Namen BMW 1951 jedoch verboten, die Firma wurde anschließend in Eisenacher-Motorenwerk (EMW) umbenannt.

München hatte bislang noch nie Automobile produziert. Da das BMW-Werk außerdem stark zerbombt war, beschränkte sich die Firma zunächst auf Fahrzeugreparaturen für das US-Militär und die Herstellung von Kochtöpfen. 1948 startete man einen neuen Versuch in der Motorradproduktion und entwickelte das erste Nachkriegs-Motorrad (R 24).

BMW entwickelt verlustreichen Barockengel

Den ersten Nachkriegs-PKW stellte man drei Jahre später vor: Der sogenannte "Barockengel" BMW 501 zeichnete sich vor allem durch seine aufwändige Produktion und die geschwungene Karosserieform aus. Das Problem dabei war, dass BMW pro verkauftem Exemplar Expertenschätzungen zufolge 4.000 DM Verlust pro Auto verbuchte.

Daher machten Vorstand und Aufsichtsrat von BMW den Vorschlag, BMW an die Daimler-Benz AG zu verkaufen. Trotz des 50-prozentigen Anteils der Deutschen Bank an BMW setzten sich die Gegner des Vorschlags, eine Gruppe aus Belegschaft, Betriebsräten und Kleinaktionären, gegen diese durch, indem sie die fehlerhafte Bilanz des Konzerns anfochten.

Quandt-Gruppe finanziert Mittelklassewagen

Wegen fehlender Finanzierungsmöglichkeiten hatte BMW lange keine Möglichkeit, den für ein erfolgreiches Geschäft benötigten Mittelklassewagen zu entwickeln. Nachdem Herbert Quandt 1960 jedoch mit seiner Quandt-Gruppe 60 Prozent des Kapitalanteils übernahm, verlor die Deutsche Bank nicht nur ihren Einfluss, sondern ab diesem Zeitpunkt standen auch genügend finanzielle Mittel zur Entwicklung eines Mittelklassemodells zur Verfügung. Der 1961 auf den Markt gebrachte BMW 1500 der "Neuen Klasse" führte zusammen mit seinen Ergänzungen und dem 1966 entwickelten zweitürigen BMW zu einer erheblichen Umsatzsteigerung und einem daraus resultierenden Aufbau des Personalstocks.

Aufschwung unter von Kuenheim

Eine neue Ära begann 1970 mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Eberhard von Kuenheim. Unter seiner Leitung verzeichnete BMW enorme Aufschwünge: Der Umsatz wuchs laut BMW von 1,7 Milliarden DM im Jahr 1970 um mehr als das 18-Fache auf 31 Milliarden DM im Jahr 1992. Auch die Mitarbeiterzahl steigerte sich von ca. 23.000 auf 71.000. Außerdem expandierte BMW nach Österreich, Südafrika und in die USA.

BMW kauft Rover Group

Die Vorstellung, nur mit einem größeren Absatzvolumen auf dem Weltmarkt bestehen zu können, ließ BMW 1994 die britische Rover Group mit den Automarken Rover, MG, Mini und Land Rover aufkaufen. Dies erwies sich jedoch als möglicher Fehler, da die Qualität und die Innovativität der Produkte nicht mit den Vorstellungen von BMW übereinstimmten. Außerdem entwickelte sich ein sogenannter Inhouse-Wettbewerb zwischen Land Rover und dem von BMW neu eingeführten SUV. Geschätzte 1,9 Milliarden DM Verlust soll dieses Projekt Medienberichten zufolge dem Automobil-Konzern eingebrockt haben, im März 2000 beendete BMW daher die Zusammenarbeit und verkaufte alle Marken bis auf Mini.

Rolls-Royce-Automobile

2003 übernahm BMW die Rechte auf die Marke Rolls-Royce-Automobile von der Rolls-Royce plc und entwickelte eine Luxus-Limousine, die den Namen "Phantom" trug. Auch ein eigener Standort wurde für das Luxusauto geschaffen, Goodwood in England.

Project i erforscht Elektromobilität

Im Jahr 2008 nahm BMW das Thema Elektromobilität in Angriff. Mit dem eigens gegründeten internen Unternehmen Thinktank project i, wurden die Voraussetzungen für die Erforschung von sicherer und effizienter Elektromobilität geschaffen. Bekannteste Modelle im Bereich der Elektromobilität sind der BMW i3, der BMW i8 sowie der Elektromotorroller BMW C.

BMW entwickelt erstes Wasserstofffahrzeug

Dass BMW in Sachen Innovationen und Entwicklungen weit vorne mitspielt, zeigt auch das nächste Projekt, das 2009 seinen ersten Praxistest durchlief. Es handelt sich hierbei um das erste Wasserstofffahrzeug für den Alltagsgebrauch. Nachdem zunächst Wasserstoff mit Hilfe von Sauerstoff für den Antrieb verbrannt worden war, entwickelte BMW 2015 Brennstoffzellen mit gespeichertem Wasserstoff, die Elektroautos eine Reichweite von 500 km ermöglichen können.

BMW heute

Auch heute zählt BMW zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. So wurde der Automobil-Konzern im Rahmen des Interbrand-Rankings der "Best Global Brands 2019" auf Platz 11 im vergangenen Geschäftsjahr gewählt. Auch das US-amerikanische Markenbewertungsunternehmen Brand Finance platziert BMW 2020 im "Global 500 2020" - eine Auflistung der 500 wertvollsten Unternehmen der Welt - auf Platz 30.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: meunierd / Shutterstock.com, Radu Bercan / Shutterstock.com

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