Wirtschaftsforscher: Warum die Corona-Krise Dubai besonders empfindlich treffen dürfte
Die Folgen der Corona-Krise könnten in Dubai eine Wirtschaftskrise auslösen. Fehlende Öl-Einnahmen sind dabei aber nicht die Hauptursache. Die Gründe sind also anderswo zu suchen.
• Der Tourismus bricht ein
• Fluggesellschaften benötigen Milliarden
• Weniger Einnahmen und hohe Schulden in Dubai
Laut Einschätzungen des britischen Beratungsunternehmens Capital Economics ist "Dubai die anfälligste Volkswirtschaft im Nahen Osten und Nordafrika für einen wirtschaftlichen Schaden durch solche Lockdown-Maßnahmen." Schon vor der Corona-Pandemie hatte das Emirat mit rückläufigen Einnahmen in seinen zwei wichtigsten Sektoren zu kämpfen: Dem Tourismus- und Immobiliengewerbe.
Nun ist man also nicht mehr vom Öl sondern vom Tourismus abhängig. Wobei das schwarze Gold durch den Ölpreis-Crash gerade keine bessere Alternative für Dubai darstellen dürfte. "Wir glauben, dass Dubais Wirtschaft in diesem Jahr um mindestens fünf bis sechs Prozent schrumpfen könnte, wenn diese Maßnahmen bis in den Sommer hinein andauern", schreibt Capital Economics.
Wohin steuert Dubai?
Seit Anfang März 2020 sind auch in Dubai alle Schulen, Universitäten, Einkaufszentren und Unterhaltungs-Einrichtungen bis auf unbestimmte Zeit geschlossen. Ausländer dürfen seit dem 19. März nicht mehr einreisen. Zusätzlich gilt in Dubai seit dem 5. April 2020 eine 24-Stunden Ausgangssperre.
Diese Maßnahmen haben enorme und kaum abschätzbare Folgen für die Wirtschaft. Im Gegensatz zu Abu Dhabi, leidet Dubai stark unter der Corona-Pandemie, da die zentralen Sektoren Luftfahrt, Tourismus und Handel überproportional betroffen sind. Abu-Dhabi kann dank der Ölvorräte, trotz niedrigerer Einnahmen, die Krise besser bewältigen.
Dubais Fluggesellschaft Emirates hat den Personenflugverkehr eingestellt. Die möglichen Umsatzeinbußen, die auf die Golfregion zukommen könnten, beziffern Experten der International Air Transport Association (IATA) auf bis zu 7,2 Milliarden US-Dollar. Um die Fluggesellschaften Emirates und Etihad zu retten, sind global mindestens 200 Milliarden US-Dollar nötig, so die IATA.
Dubai rechnete 2020 mit rund 20 Millionen Reisenden. Zusätzlich sollten durch die Weltausstellung Expo, die am 20. Oktober beginnen sollte, weitere drei Millionen Touristen kommen. Diese Einnahmen brechen Dubai nun weg.
Kein Öl, aber viele Schulden
Bereits vor der aktuellen Krise schwächelte Dubais Wirtschaft. Im Januar 2020 wurde der höchste Rückgang an Arbeitsplätzen seit der Finanzkrise 2009 verzeichnet. Damals stellten die emiratische Zentralbank und die National Bank of Abu Dhabi jeweils zehn Milliarden US-Dollar an Notkrediten zur Verfügung. Dubai musste diese 2019 in voller Höhe verlängern. Inzwischen beträgt die Schuldenlast Dubais 135 Milliarden US-Dollar. Das entspricht rund 125 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Laut Capital Economics wird ungefähr die Hälfte dieser Verbindlichkeiten vor 2024 fällig.
Felix Spies / Redaktion finanzen.net
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