Commerzbank & Co.: Deutsche Bankentitel im Abwärtstaumel
Die Angst vor den Auswirkungen des Brexit und die Sorge vor Verwerfungen in Italiens Bankenlandschaft hat die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank am Mittwoch auf Tiefstände abrutschen lassen.
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Die Deutsche Bank-Aktie ist in den vergangenen Wochen und Monaten sogar so stark gesunken, dass ihr der Rauswurf aus dem prestigeträchtigen Stoxx Europe 50 droht.
Im DAX büßten die Anteilsscheine des deutschen Branchenprimus am frühen Mittwochnachmittag 7,28 Prozent auf 11,33 Euro ein, die Papiere der Commerzbank verloren 3,93 Prozent auf 5,357 Euro. Seit Jahresbeginn summiert sich der Verlust damit auf 50 beziehungsweise 44 Prozent.
Damit stehen die Aktien der beiden größten börsennotierten Bankhäuser des Landes noch weit schlimmer da als die der meisten europäischen Konkurrenten. Das branchenweite Kursminus beläuft sich auf 35 Prozent, wobei es mit minus 22 Prozent besonders deutlich seit dem Brexit-Votum abwärts ging.
RAUSWURF AUS STOXX EUROPE 50 DROHT
Die von hausgemachten Problemen geschwächte Deutsche Bank und die Commerzbank brachen seither jeweils um die 25 Prozent ein, was laut dem Index-Experten Uwe Streich von der LBBW das vorzeitige Ausscheiden der Deutsche Bank-Aktie aus dem Stoxx 50 bedeuten dürfte. Wegen der durch den Brexit ausgelösten Kursturbulenzen sei es wahrscheinlich, dass die Deutsche Bank den währungsgemischten Index bereits zum 8. August verlassen müsse, schreibt er.
Der Aktienkurs ist derart gesunken, dass die Bank mit Blick auf ihren Börsenwert nach Streubesitz sowohl im Juni und nun voraussichtlich auch im Juli nicht mehr zu den 74 größten Unternehmen zählt und damit dann die sogenannte Fast-Exit-Regel für den Stoxx-Index greift. Genauso dürfte es der Credit Suisse ergehen, erwartet Streich und verweist darauf, dass zur regulären Index-Überprüfung Ende August noch weitere Banken - und zwar italienische - abstiegsbedroht seien.
DÜSTERE AUSSICHTEN FÜR BANKENBRANCHE
"Der Brexit war ein klarer Schock für uns", schreibt Analyst Edward Firth von der australischen Bank Macquarie und sieht die Aussichten für die Bankenbranche düster. Er verweist bei Häusern mit Fokus aufs Investmentbanking vor allem auf das Problem der Leverage Ratio (Verschuldungsquote), die das Eigenkapital in Relation zur gesamten Bilanzsumme setzt. Diese bleibe auch für die Deutsche Bank eine Herausforderung, da sie derzeit nur "knapp über 3 Prozent" liege - weit entfernt also vom selbst gesteckten Ziel der Bank, mittelfristig den Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme auf mindestens 5 Prozent zu steigern.
Dass sich die Aktien der Deutschen Bank bald wieder erholen könnten, daran glaubt er nicht, sondern bekräftigte vielmehr seine Einschätzung einer unterdurchschnittlichen Renditeentwicklung und senkte sein Kursziel von 12,50 auf nun 11,00 Euro. Schon heute ist die Aktie weniger wert als zu den schwärzesten Tagen der Finanzkrise 2008 und 2009. Dagegen haben sich insbesondere die Aktien von US-Banken deutlich erholt, etwa vom dortigen Branchenprimus JPMorgan Chase.
KOLLAPS DER ANLEIHE-RENDITEN
Analyst Philip Richards von der SocGen sieht den Kollaps der Anleiherenditen zunehmend problematisch für die Bankenbranche. Der bereits rückläufige Trend bei den Renditen für Staatsanleihen habe sich durch den Brexit weiter verschärft, schreibt er und hebt die Halbierung der Renditen in den vergangenen zwölf Monaten hervor. Das drücke zusätzlich auf die bereits angeschlagene Ertragskraft europäischer Banken, die nach wie vor hohe Bestände an Staatsanleihen hielten.
Ende Juli stünden zudem als Belastungsfaktor für die Branche noch die Stresstest-Ergebnisse der europäischen Bankenaufsicht EBA an, erinnerte Analyst Alvaro Serrano von Morgan Stanley. "Sie dürften deutlich machen, dass sich die Behörden mit der Rekapitalisierung der italienischen Banken befassen müssen", erwartet er. Im EBA-Krisenszenario sei Italien unter den großen Euroländern besonders stark von einem schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt betroffen und wegen des hohen Ausmaßes an faulen Krediten zusätzlich verwundbar.
PRESSE: ITALIEN PLANT NEUEN RETTUNGSFONDS
Wie instabil der Zustand in Italien bereits ist, macht ein Pressebericht deutlich: Rom plane bereits einen neuen 5 bis 6 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds für Banken, um etwa die faulen Kredite der angeschlagenen Großbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) in den Griff zu bekommen, berichtete die Zeitung "La Repubblica" (Mittwoch). Zudem sei eine Kapitalerhöhung für die MPS vorgesehen, die seit dem Brexit-Veto fast die Hälfte an Wert verloren hat. In einer Gegenreaktion an diesem Mittwoch stiegen die Papiere erstmals wieder kräftig und legten zuletzt um rund 10 Prozent zu./ck/das/men
FRANKFURT (dpa-AFX)
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Bildquellen: Commerzbank AG, Frank Gaertner / Shutterstock.com
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