USA wollen von Apple ein Dutzend iPhones entsperren lassen
Der Druck der US-Behörden auf Apple, iPhones bei Ermittlungen zu entsperren, ist größer als bisher bekannt.
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Seit Oktober forderten sie von Apple Unterstützung bei zwölf Telefonen, wie aus am Dienstag veröffentlichten Gerichtsunterlagen hervorgeht. Bisher stand vor allem der Fall im Mittelpunkt, bei dem das FBI Hilfe beim iPhone des Attentäters von San Bernardino verlagt.
Apple weigert sich, die geforderte Abschaltung von Sicherheitsmerkmalen beim iPhone zu gewährleisten. Konzernchef Tim Cook erklärt, dafür müsste erstmals eine Software geschrieben werden, die es möglich macht, den Passwort-Schutz auszuhebeln. Die Behörden betonen zwar, das Programm solle auf ein Gerät zugeschnitten werden und Apple könne sie danach löschen. Der Konzern befürchtet jedoch, dass daraus ein Präzedenzfall wird, und dass die Software in falsche Hände geraten könnte.
In den neuen Versionen des iPhone-Betriebssystems iOS sind die Daten verschlüsselt und können nur abgerufen werden, wenn das iPhone per Passwort-Eingabe oder Fingerabdruck entsperrt wird. Die Anwender können den Passwortschutz aber auch ausschalten. Die Ermittler beschweren sich schon länger, dass sie mit der unknackbaren Verschlüsselung von Apple und Google zum Teil nicht in Geräte von Verdächtigen reinkommen, auf denen sich Beweise finden können. Bei Android greift die Verschlüsselung allerdings erst ab der Version Marshmellow, während die meisten Android-Anwender noch mit älteren Version unterwegs sind.
Die Behörden wollen vor allem, dass Apple per Software-Eingriff die Funktion aushebelt, die den Inhalt eines Telefons löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wird. Dann könnten unendlich viele Passwörter ausprobieren, bis sie das richtige erwischen.
Apple schlug vor, statt Gerichten solle sich eine Experten-Kommission mit den möglichen Folgen der Behörden-Forderungen beschäftigen. Auch Android-Chef Hiroshi Lockheimer von Google sieht Bedarf an einer breiten Diskussion. "Es ist eine ganz neue Situation, in der verlangt wird, ein Produkt zu verändern, um einen Sicherheitsmechanismus zu umgehen", sagte der Google-Manager auf dem Mobile World Congress in Barcelona. "Wenn es einmal soweit kommt, kann es auch immer wieder passieren." Deshalb könne man nicht von einem Einzelfall sprechen und müsse über ein Verfahren nachdenken, das wiederholt angewandt werden könne.
Wiedersprüchliche Darstellungen gab es zur Position von Microsoft-Gründer Bill Gates. Zunächst berichtete die "Financial Times" nach einem Interview, er stehe auf der Seite des FBI. Gates sagte anschließend, das gebe seine Meinung nicht korrekt wieder. Die Zeitung beließ allerdings ihren Bericht mit Zitaten von Gates unverändert und in seinen neuen Äußerungen meinte er, die Regierung niemand wolle, "dass die Regierung alles bekommt", aber auch nicht, dass sie "blind" sei.
Die "Financial Times" zitierte Gates mit den Worten: "Das ist ein konkreter Fall, in dem die Regierung nach Zugang zu Informationen fragt." Sie verlange keinen allgemeinen Zugriff. Die Situation sei nicht anders als bei einer Telekom-Firma oder einer Bank. "Sagen wir mal, die Bank hätte ein Band um die Festplatte gewickelt und gesagt, zwingt mich nicht, dieses Band durchzuschneiden, weil ihr mich dann dazu bringt, es immer wieder zu tun", argumentierte der 60-Jährige.
Es ist ein politisch heikler Fall, denn das FBI hat sich für das Vorgehen gegen Apple einen Fall ausgesucht, bei dem die Ermittler mit einer breiten Unterstützung der Öffentlichkeit rechnen können: Das iPhone wurde von Syed Rizwan Farook genutzt, der gemeinsam mit seiner Frau Anfang Dezember im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen erschoss. Die Chefs von Facebook, Twitter, Google oder WhatsApp stellten sich dennoch hinter Apple. Auch Microsoft unterstützte über eine Industriegruppe die Position des iPhone-Konzerns. Gates ist bei dem von ihm mitgegründeten Windows-Riesen nicht mehr ins operative Geschäft involviert.
dpa-AFX
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