Das EZB-Anleihenkaufprogramm war ein Fehlschlag - Die Gründe
Da das umstrittene Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank ab 2019 komplett eingestellt werden soll, ist nun der richtige Zeitpunkt um die äußerst expansive Maßnahme zu bewerten.
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Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer letzten Sitzung in Riga beschlossen, das Anleihenkaufprogramm bis zum Jahresende auslaufen zu lassen. Bis zum Ende des Monats September sollen jedoch noch Anleihen im Wert von 30 Milliarden Euro gekauft werden. Ab Oktober bis Ende Dezember soll das Volumen der monatlichen Zukäufe dann auf 15 Milliarden Euro sinken.
2019 endet das Anleihenkaufprogramm
Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hat erklärt, dass das Wirtschaftswachstum in der Eurozone auf einem konstanten Kurs ist und somit auch das Risiko einer Deflation abgenommen hat. Aus diesem Grund wird die EZB ab Januar 2019 keine neuen Anleihen in ihre Bilanz aufnehmen.
Die Mission ist noch lange nicht vorbei
Die "Mission vollendet"-Rhetorik von Draghi widerspricht jedoch der Realität. In Wirklichkeit ist das Anleihenkaufprogramm der EZB weitestgehend gescheitert. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone verlangsamt sich und die Inflation bleibt auf einem besorgniserregenden Niveau. Auf der Pressekonferenz am 13. September betonte Draghi jedoch noch ausdrücklich, dass die Wirtschaft des Euroraums eine "breit angelegte Expansion" erfahren werde und die Inflationsrate steigen werde. Des Weiteren musste er sich jedoch eingestehen, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone seit Anfang 2018, nach der "starken Wachstumsentwicklung im Jahr 2017", nur moderat entwickelt hat.
Europa profitierte von der chinesischen Politik
Im Jahr 2017 stellte die chinesische Regierung ihren heimischen Unternehmen leichte Kredite zur Verfügung, um die Wirtschaft anzukurbeln. Durch den enormen Einfluss von China auf die globalen Märkte beschleunigte das Binnenwachstum des Landes auch den Welthandel - dieser konnte im Jahr 2017 um fast 5,5 Prozent zulegen. Da auch die europäischen Volkswirtschaften stark vom internationalen Handel abhängig sind, verzeichnete auch das Wirtschaftswachstum der Eurozone eine überdurchschnittliche Entwicklung.
Das Wachstum des Welthandels verlangsamt sich
Da die chinesische Regierung jedoch ab 2018 damit begann die inländische Kreditvergabe zu drosseln, da befürchtet wurde, dass der ohnehin aufgeblähte Schuldenberg der Unternehmen nicht mehr bedient werden könnte, entschleunigte sich das Wirtschaftswachstum des Landes. Infolgedessen verlangsamte sich dann auch das Wachstum des Welthandels auf rund 3,5 Prozent. Dies beeinflusste wiederum die Wirtschaft der Eurozone.
Ein geringeres BIP und rezessive Bedingungen im Euroraum
Die EZB unterschätzte den Einfluss der verlangsamten Weltwirtschaft. Im Dezember 2017 wurde noch prognostiziert, dass das BIP des Euro-Währungsgebietes im Jahr 2018 um 2,3 Prozent steigen würde. Diese Prognose wurde nun auf 2,0 Prozent reduziert. Länder wie Italien und Frankreich könnten in den kommenden Monaten sogar rezessiven Bedingungen ausgesetzt sein.
Kerninflation bleibt konstant
In Bezug auf die Inflationsrate des Euroraums ist Draghis Optimismus noch verwirrender, denn die Anleihenkäufe haben die Teuerungsrate kaum beeinflusst. Die Kerninflationsrate, welche die volatilen Preise für Lebensmittel und den Energiesektor aus der Berechnung ausschließt, ist weiterhin auf einem Niveau von einem Prozent. Dennoch bleibt die EZB der Prognose treu, dass die Inflation bald wieder steigt. Die anhaltend niedrige Inflation ist ein massives Problem für die europäischen Volkswirtschaften, da die Erwartung besteht, dass die Inflation weiterhin niedrig bleiben wird und die Verbraucher so ihre Konsumvorhaben ohne weiteres verschieben können. Dies bremst die Binnennachfrage und somit auch das BIP-Wachstum innerhalb der Eurozone.
Die EZB läuft der Federal Reserve hinterher
Während die Anleihenkäufe der EZB die Zinssätze senkten, was dazu beitrug, die Schuldendienstverpflichtungen zu reduzieren, erwies sich das Programm als weitestgehend unwirksam, um die Inflationsrate anzuheben oder eine Wachstumsdynamik zu erzeugen. Das Problem der EZB ist, dass sie zu spät und nur mit halben Maßnahmen auf die wirtschaftlichen Schwächen regiert hat.
Die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank stehen in starkem Kontrast zu denen der US-Notenbank Federal Reserve. Im Gegensatz zur EZB, die erst im März 2015 mit ihrem Anleihenkaufprogramm begann, startete die US-Notenbank schon drei Monate nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers mit ihrem Aufkaufprogramm.
Outperformance von US-Aktien
Allein in den vergangenen drei Jahren konnte der S&P 500, trotz der etwas strafferen Geldpolitik in den USA, um über 50 Prozent zulegen. Der EURO STOXX 50 legte, trotz der expansiven Geldpolitik, im gleichen Zeitraum jedoch nur knapp 13 Prozent zu. Die EZB hat somit immer noch mit den Folgen ihrer verspäteten Reaktion auf die Finanzkrise 2008 zu kämpfen.
Pierre Bonnet / finanzen.net
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