Bilfinger-Aktie letztlich schwach: Bilfinger schafft Sprung in schwarze Zahlen - Schadenersatz gegen Ex-Vorstände durchsetzen
Der Industriedienstleister Bilfinger will in den kommenden Jahren seinen Umsatz spürbar steigern.
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Bis zum Jahr 2024 soll der Konzernumsatz auf mehr als fünf Milliarden Euro klettern, wie der SDAX-Konzern am Donnerstag in Mannheim am Kapitalmarkttag mitteilte. 2019 setzte Bilfinger SE 4,3 Milliarden Euro um. Der Zufluss an liquiden Mitteln aus dem laufenden Betrieb (Free Cashflow) soll sich bis 2024 auf über 200 Millionen Euro erhöhen. Damit könne das Unternehmen 40 bis 60 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses nachhaltig an die Aktionäre ausschütten, hieß es weiter. Zudem zielt Bilfinger darauf ab, für die Anleihen wieder ein Investment-Grade-Rating zu erlangen, also aus dem sogenannten "Ramsch"-Bereich für spekulative Anlagen herauszukommen.
Das Unternehmen will mit Hilfe geringerer Kosten bei Vertrieb und Verwaltung wieder profitabler werden. Bereits ab 2021 soll die um Sondereffekte bereinigte operative Marge des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita-Marge) 5 Prozent betragen und in den Folgejahren auch auf berichteter Basis diesen Wert erreichen. 2019 betrugen die bereinigte operative Marge 2,4 Prozent und die berichtete Marge 0,7 Prozent.
Im vergangenen Jahr schaffte Bilfinger wieder den Sprung in die schwarzen Zahlen. Unter dem Strich stand 2019 ein Gewinn von 24 Millionen Euro nach einem Verlust von 24 Millionen Euro im Vorjahr, wie der SDAX-Konzern bei Vorlage von vorläufigen Zahlen ebenfalls am Donnerstag mitteilte. Rechnet man Sondereffekte heraus, dann erhöhte sich der Gewinn im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 49 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine Dividende von einem Euro je Aktie erhalten und damit genauso viel wie ein Jahr zuvor.
Auch im Tagesgeschäft lief es im vergangenen Jahr für Bilfinger besser. Das operative Ergebnis konnte das Unternehmen trotz der schwächeren Entwicklung im Geschäftsbereich Technologies, in dem unter anderem kleinere Anlagen entwickelt werden, um 60 Prozent auf 104 Millionen Euro steigern. Zum Zuwachs trugen vor allem Kosteneinsparungen bei.
Der Umsatz kletterte um vier Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft, also ohne Zu- wie Verkäufe und Währungseffekte, legten die Erlöse um sechs Prozent zu. Der Auftragseingang lag jedoch mit knapp 4,2 Milliarden Euro sieben Prozent unter dem Vorjahreswert. Bilfinger habe im vergangenen Jahr die Aufbauphase seiner Strategie abgeschlossen und könne nun in den kommenden Jahren die Ausbauphase vorantreiben.
"Meine Kollegen und ich freuen uns über die Fortschritte, die wir trotz erheblichen Gegenwinds im Jahr 2019 erzielt haben - aber zufrieden sind wir noch nicht", sagte Unternehmenschef Tom Blades. Das Unternehmen werde tun, "was immer notwendig ist", um bis 2021 die bereinigte operative Marge von 5 Prozent zu erreichen und in der Folgezeit zu halten.
Bereits bei Vorlage der Neunmonatszahlen im November hatte Blades angekündigt, mit Hilfe einer strafferen Organisation und einem Abbau von 200 Stellen die jährlichen Vertriebs- und Verwaltungskosten auf unter 300 Millionen senken. Dazu beitragen soll auch die Verkleinerung des Vorstands von vier auf drei Mitglieder. Zudem will Blades weitere Unternehmen verkaufen, die nicht profitabel genug sind. Darunter fielen Firmen, die auch auf lange Sicht keine operative Marge von fünf Prozent erreichen können, hatte der Bilfinger-Chef erläutert.
Im laufenden Jahr will Bilfinger beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebita) deutlich zulegen, die Umsatzentwicklung wird dabei auf vergleichbarer Basis als stabil angenommen. Zum Ergebnis beitragen soll vor allem die Sparte Technologies mit Produkten für den Anlagenbau, das Geschäft soll nach einem Verlust im Vorjahr ein positives Ergebnis ausweisen. Während Bilfinger im europäischen Geschäft mit Ingenieursdienstleistungen und Wartung noch mit einer deutlich stärkeren Ergebnisentwicklung rechnet, geht das Unternehmen im internationalen Geschäft damit von einer nur leichten Verbesserung aus.
Der seit Mitte 2016 an der Bilfinger-Spitze stehende Brite Blades hatte nach dem Verkauf des Tafelsilbers, den Immobiliendienstleistungen, einen tiefgreifenden Umbau eingeläutet. Seitdem konzentriert sich der Konzern auf zwei Geschäftsbereiche und trennte sich von verlustbringenden Geschäften.
Bilfinger-Aktionäre: Schadenersatz gegen Ex-Vorstände durchsetzen
Das Kapitel um Korruptionsfälle beim Industriedienstleister Bilfinger soll nach dem Willen von Aktionären rasch geschlossen werden. Der Aufsichtsrat des Mannheimer Unternehmens müsse endlich von Ex-Vorständen den Millionen-Schadensersatz für deren laxes Vorgehen gegen Korruption ausgezahlt bekommen. "Wir erwarten, dass der Aufsichtsrat bis zur Hauptversammlung im Frühjahr endlich reinen Tisch gemacht hat", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW/Düsseldorf), Marc Tüngler, anlässlich der Jahres-Pressekonferenz des Mannheimer Unternehmens. Allerdings müsse die Zahlung angemessen sein: "Wir dulden weiterhin keinen Mickey-Mouse-Vergleich."
Bilfinger fordert wegen Versäumnissen im Kampf gegen Korruption von zwölf ehemaligen Vorstandsmitgliedern Schadenersatz. Darunter ist Hessens Ex-Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Tüngler spricht von mehr als 100 Millionen Euro, wobei jeder Manager individuell, begleitet von einer Haftpflichtversicherung für Führungskräfte, mit dem Aufsichtsrat am Verhandlungstisch sitze.
Zwar war ein Antrag der DSW auf eine Sonderprüfung, bei der ein Rechtsanwalt untersuchen sollte, welcher Schaden durch das zögerliche Vorgehen des Aufsichtsrates entstanden ist, bei der Hauptversammlung im Mai 2019 gescheitert. "Der Druck bleibt aber weiter erhalten", sagte Tüngler. Die DSW behalte sich eine gerichtliche Bestellung eines Sonderprüfers zur Untersuchung der Pflichttreue des Kontrollgremiums unter Eckard Cordes beim Landgericht Mannheim vor.
Im Jahr 2019 kletterten die Erlöse des Unternehmens im Jahresvergleich um vier Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. In den kommenden Jahren will Bilfinger kräftig wachsen. Bis zum Jahr 2024 soll der Konzernumsatz auf mehr als fünf Milliarden Euro steigen. Das Konzernergebnis lag erstmals seit 2016 mit 24 Millionen Euro 2019 wieder im positiven Bereich. Derzeit beschäftigt der Konzern 34 000 Menschen. Um profitabler zu werden, sollen 200 Stellen abgebaut und die jährlichen Vertriebs- und Verwaltungskosten auf unter 300 Millionen gesenkt werden. Dazu beitragen soll auch die Verkleinerung des Vorstands von vier auf drei Mitglieder.
So reagieren die Bilfinger-Papiere
Aktien von Bilfinger haben am Donnerstag nach dem aktuellen Geschäftsbericht zeitweise deutlich zugelegt, drehten dann aber ins Minus. Zunächst stiegen die Bilfinger-Aktien im XETRA-Handel nach oben, zum Handelsschluss stand jedoch ein Abschlag von 1,99 Prozent auf 32,50 Euro an der Tafel.
Ein Marktteilnehmer sprach zwar von schwachen Ergebnissen für das Schlussquartal des Vorjahres. Sie würden aber vom Ausblick mehr als kompensiert, meinte er. So avisierte Bilfinger für die kommenden Jahre eine kräftige Umsatzsteigerung auf mehr als 5 Milliarden Euro. Gleichzeitig will das Unternehmen wieder profitabler werden. Der Börsianer erwartet sich vom Kapitalmarkttag noch mehr Details zu den Plänen, die weitere Impulse geben könnten. Die Bewertung der Aktien werde dem Gewinnpotenzial nicht gerecht, fügte er an.
MANNHEIM (dpa-AFX)
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