ProSiebenSat.1-Aktie im Minus: ProSieben meldet Gewinnsprung - verschiebt Parship-Börsengang wegen Ukraine-Krieg
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will am Rekordumsatz des vergangenen Jahres anknüpfen und 2022 weiter zulegen.
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Konzernchef Rainer Beaujean setzt dabei stark auf mehr lokale Formate. "Dabei ist die Streaming-Plattform Joyn der zentrale Baustein unseres Digital-Angebots", sagte er bei der Vorlage der Zahlen für 2021 laut Mitteilung. Allerdings rechnet der Manager mit einer langsameren Wachstumsdynamik in den kommenden Jahren.
So soll der Jahreserlös 2022 im Bestfall um bis zu sechs Prozent auf rund 4,7 Milliarden Euro steigen, wie das im MDAX notierte Unternehmen am Donnerstag in Unterföhring bei München mitteilte. Das hänge aber davon ab, wie sich der Werbemarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz im laufenden Jahr entwickele. Aus eigener Kraft will ProSiebenSat.1 mittel- und langfristig dann den Erlös jährlich um vier bis fünf Prozent steigern.
Für das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda) peilt das Management für 2022 im Mittel rund 840 Millionen Euro an, nach einem währungs- und portfoliobereinigten Vorjahreswert von 825 Millionen Euro. Herausgerechnet ist hierbei etwa der Verkauf des Erotikspielzeug-Shops Amorelie. Allerdings hält der Vorstand auch einen leichten Ergebnisrückgang im Vergleich zum Vorjahr für möglich. Der auf die Anteilseigner entfallende bereinigte Nettogewinn soll stabil bis leicht über dem 2021er-Niveau liegen.
Dabei will Beaujean erneut rund eine Milliarde Euro für das größte Segment Entertainment in die Hand nehmen, wovon der Hauptteil in die Produktion lokaler Inhalte fließen soll. ProSiebenSat.1 verfolgt die Strategie, über seine Programme und alle Plattformen an Reichweite zu gewinnen. Im Entertainment-Segment ist auch das lineare Fernsehen angesiedelt.
Der für seine Fernsehsender bekannte Konzern schließt 2021 den eigenen Angaben zufolge mit einem Rekordumsatz von 4,5 Milliarden Euro ab, 11 Prozent mehr als das Jahr zuvor. Dabei konnte ProSiebenSat.1 im vergangenen Jahr deutlich mehr für seine Werbeblöcke einnehmen als zunächst erwartet - diese Einnahmen lagen zugleich leicht über dem Vor-Corona-Niveau.
Während die Segmente Entertainment sowie Dating und Video prozentual zweistellig zulegten, gab es hingegen Umsatzeinbußen in der Sparte Commerce und Ventures. Maßgeblich lag das am Verkauf von WindStar Medical mit Gesundheitsmarken wie SOS, GreenDoc oder BodyMedica. Organisch jedoch sei der Umsatz gestiegen, weil etwa die Online-Parfümerie Flaconi zulegte. Auch das Mietwagenportal billiger-mietwagen.de konnte sich deutlich von der Flaute in der Corona-Pandemie abheben, als noch kaum jemand Mietwagen gebucht hatte. Das Vergleichsportal Verivox musste im vergangenen Jahr aufgrund des angespannten Energiemarktes jedoch Federn lassen.
Operativ verdiente ProSiebenSat.1 mit 840 Millionen Euro knapp ein Fünftel mehr als noch im Jahr zuvor. Der bereinigte Konzernüberschuss lag mit 362 Millionen Euro um fast zwei Drittel über dem Wert von 2021.
Als Dividende will der Vorstand 80 Cent je Aktie vorschlagen. Das wäre zwar deutlich mehr als für 2020, als noch 49 Cent pro Schein ausgeschüttet wurden. Allerdings gab es in der Zeit vor der Corona-Pandemie mehr.
Keine konkrete Prognose für Werbeerlöse im 1. Quartal
Die ProSiebenSat1 Media SE erwartet aufgrund des Kriegs in der Ukraine derzeit keine großen Einbußen bei den Werbeerlösen. Das gehe aus den Gesprächen mit den Werbekunden hervor, sagte Vorstandschef Rainer Beaujean bei der Bilanzpressekonferenz. Eine konkrete Prognose für die Werbeerlöse im ersten Quartal wolle er aktuell nicht abgeben, fügte er hinzu. Er gehe von einem hohen einstelligen Wachstum aus.Dementsprechend rechnet die ProSiebenSat1 Media SE mit einem "guten Wachstum" im größten Segment Entertainment, das maßgeblich von TV-Werbeerlösen abhängig ist. "Was natürlich auch damit zusammenhängt, dass wir letztes Jahr im Vergleich nicht so stark gewachsen sind", so Beaujean.
Im Segment Dating & Video, das den Datingportal-Anbieter Parshipmeet Group umfasst, dürfte sich das außerordentlich starke Wachstum des Vorjahres nicht wiederholen. Im Segment Commerce & Ventures rechnet der Manager mit einem sinkenden Umsatz. Er verwies auf das vor dem Hintergrund der Energiepreisentwicklung aktuell schwierige Geschäft des Vergleichsportals Verivox.
Ergebnisseitig dürfte das bereinigt Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im Auftaktquartal etwas schwächer ausfallen, was auf die Programmplanung zurückzuführen sei. So werde wegen der zum Jahresende anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft im ersten Quartal mehr investiert. "Das ist genauso geplant von uns und ist zu 100 Prozent in dem Ausblick abgebildet", sagte Beaujean.
Für das Gesamtjahr hat sich ProSiebenSat1 ein organisches Umsatzwachstum von 2 bis 6 Prozent vorgenommen. Das bereinigte EBITDA soll in etwa stabil bei 840 Millionen Euro bleiben.
ProSieben verschiebt Parship-Börsengang wegen Ukraine-Krieg
Bei der ProSiebenSat.1 Media rückt der geplante Börsengang der Parshipmeet Group wegen des Ukraine-Kriegs in den Hintergrund. "Die aktuelle Krise lässt eine wertschaffende Transaktion derzeit nicht zu", sagte Vorstandschef Rainer Beaujean bei der Bilanzpressekonferenz. Ausschließen, dass das IPO noch dieses Jahr noch stattfindet, wollte er nicht. "Ich schließe gar nichts aus für dieses Jahr."
Die Vorbereitungen für den Börsengang des Datingportal-Anbieters, der vergangenes Jahr mit der Übernahme des US-Unternehmens The Meet Group entstanden ist, seien auf einem guten Weg. "Wir sind maximal vorbereitet", so Beaujean. "Aber das Marktumfeld muss stimmen." Umsetzen könne man den Börsengang innerhalb von drei bis vier Monaten.
Prosieben hatte das IPO fürs erste Halbjahr angepeilt. An dem Geschäft, will der Konzern die Mehrheit behalten.
ProSiebenSat.1-Aktie verliert
Die Geschäftszahlen von ProSiebenSat.1 sind am Donnerstag zunächst gut im Aktienhandel angekommen. Auf Tradegate gewannen die Aktien zeitweise 3,5 Prozent auf 12,27 Euro im Vergleich zum XETRA-Schluss am Vortag. Nun geht es via XETRA aber zeitweise um 3,71 Prozent nach unten auf 11,41 Euro.
Das bereinigte Nettoergebnis des Medienkonzerns im vergangenen Jahr liege um zehn Prozent über der Markterwartung, sagte ein Händler. "Eine Dividendenrendite von fast sieben Prozent spricht für die Aktien", hieß es weiter. Der Kurs war am Vortag auf den niedrigsten Stand seit November 2020 gefallen. Der Händler sieht nun Erholungspotenzial.
FRANKFURT / UNTERFÖHRING (dpa-AFX / Dow Jones)
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