Daimler Truck-Aktie gewinnt zweistellig: Daimler Truck im Schlussquartal über den Erwartungen
Daimler Truck hat vergangenes Jahr angesichts höherer Verkaufspreise sowohl den Umsatz als auch den Gewinn deutlich erhöht.
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Im Schlussquartal überraschte der DAX-Konzern mit einer hohen Rendite. Angesichts der guten Entwicklung - Umsatz und operatives Ergebnis konnten 2023 prozentual zweistellig gesteigert werden - zahlt das Unternehmen eine höhere Dividende von 1,90 Euro nach 1,30 Euro je Aktie im Vorjahr. Der Ausblick für das neue Gesamtjahr fällt allerdings angesichts sinkender Ordereingänge wie erwartet vorsichtig aus.
Im abgelaufenen Jahr kletterte der Umsatz laut Mitteilung um 10 Prozent auf 55,89 Milliarden Euro. Das bereinigte EBIT stieg noch deutlicher um 39 Prozent auf 5,489 Milliarden Euro. Die bereinigte Umsatzrendite des Industriegeschäfts lag bei 9,9 Prozent gegenüber 7,7 Prozent im Vorjahr.
Damit erreichte der DAX-Konzern komfortabel die eigenen Schätzungen, wonach die Rendite zwischen 8,5 und 10 Prozent und der Umsatz zwischen 54 Milliarden uns 56 Milliarden Euro liegen sollten.
Im vierten Quartal erzielte Daimler Trucks den weiteren Angaben zufolge noch ein Umsatzplus von 1 Prozent auf 14,950 Milliarden Euro. Das bereinigte EBIT stieg sogar um 52 Prozent auf 1,559 Milliarden Euro. Die entsprechende Rendite erreichte 10,6 nach 7,0 Prozent im Vorjahr. Analysten hatten laut Visible Alpha nur mit 9,4 Prozent gerechnet. Die Dividende wurde nur bei 1,78 Euro je Anteil erwartet.
Für 2024 erwartet das Unternehmen eine "Normalisierung" der Lkw-Märkte. Das schwächere Geschäft zeigt sich bereits am Auftragseingang, der im vierten Quartal um 21 Prozent gesunken ist. Der Umsatz auf Konzernebene dürfte 2024 zwischen 55 Milliarden und 57 Milliarden Euro liegen. Beim bereinigten EBIT rechnet Daimler Truck einen Wert auf Vorjahresniveau. Die bereinigte Umsatzrendite für das Industriegeschäft sieht das Unternehmen zwischen 9,0 bis 10,5 Prozent.
Daimler Truck erwartet trotz Auftragsminus robustes Geschäft
Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck rechnet angesichts der trüben Wirtschaftslage im neuen Jahr mit überraschend guten Geschäften. Der Absatz dürfte gegenüber dem gut gelaufenen Vorjahr zwar abnehmen und der operative Gewinn auf Konzernebene auf Vorjahresniveau verharren. Angesichts der mauen Konjunktur, hoher Zinsen und spürbar gesunkener Aufträge nahm sich das Management um Chef Martin Daum aber deutlich mehr vor, als Experten dem DAX-Konzern bislang zugetraut hatten.
Daum erwartet im neuen Jahr mit einem Gesamtumsatz von 55 bis 57 Milliarden Euro in der Mitte der Spanne in etwa so viel Erlös wie 2023, das er als "Rekordjahr" für das noch nicht lange eigenständige Unternehmen bezeichnete. Der Absatz dürfte dabei von 526.053 Fahrzeugen auf 490.000 bis 510.000 Stück zurückgehen, wie das Unternehmen am Freitag in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart mitteilte.
Vom Rückgang dürfte das profitablere Geschäft in Nordamerika weniger betroffen sein als die Region Europa. Der Auftragseingang im Konzern zeigt schon seit einiger Zeit nach unten. Im vergangenen Jahr sackte er um 18 Prozent auf 426.910 Fahrzeuge ab. Daimler Truck sprach von einem "normalisierten Bestellverhalten". Der Orderbestand normalisiere sich in allen Regionen, hieß es vom Konzern.
Daum schilderte in einer Pressekonferenz, dass sich die Situation nun wieder dem in der Branche üblichen Niveau annähere. In der Pandemie waren die Aufträge auch wegen Teilemangel weit über die Produktion hinaus gestiegen, die Lieferzeiten für die Kunden bei Speditionen, Bauunternehmen und Kommunen stiegen deutlich an. Mittlerweile könne der Konzern den Kunden wieder rund drei Monate nach Bestellung einen Lkw ausliefern, sagte Daum. Das ermögliche es Daimler Truck auch, eine Nachfrage zeitnah befriedigen zu können.
Bei den Renditeaussichten ist der Vorstand überraschend zuversichtlich, auch in "weiterhin schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen", wie es vom Konzern hieß. Im Industriegeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - geht Daimler Truck von 9,0 bis 10,5 Prozent Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Sonderposten aus. Analysten hatten im Schnitt einen Wert weniger als neun Prozent auf dem Zettel. Daum geht dabei nicht davon aus, dass die 2022 in großem Stil eingeleiteten Preiserhöhungen auch in diesem Jahr noch Rückenwind geben. Vielmehr müsse sich das Unternehmen jetzt auf mehr Effizienz stützen, um steigende Kosten aufzufangen.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte insgesamt auf dem Niveau des Vorjahres liegen, als es um 39 Prozent auf 5,49 Milliarden Euro stieg. Damit geht der Konzern davon aus, dass es in einer Bandbreite von minus bis plus fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr landet. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) aus dem Tagesgeschäft sollte sogar leicht zulegen - was bei Daimler Truck ein Plus von 10 bis 25 Prozent bedeutet.
Die Schwaben verzeichneten beim Ergebnis ein unerwartet starkes Schlussquartal, obwohl sie in den letzten drei Monaten beim Verkauf ein Minus von 10 Prozent einsteckten und somit letztlich noch die eigene Absatzprognose leicht verfehlten.
Das margenstarke Geschäft in Nordamerika zeigte sich auch beim Absatz noch vergleichsweise stabil, und bei der vor allem in Europa und Südamerika vertretenen Lkw-Marke Mercedes-Benz verzeichnete die Marge einen regelrechten Höhenflug. Daimler Truck spart seit längerem bei Mercedes-Benz und profitiert hier von Preiserhöhungen und einem starken Ersatzteilgeschäft. Das schlägt sich seit geraumer Zeit in besseren Ergebnissen nieder.
Insgesamt erreichte die bereinigte operative Marge im Fahrzeuggeschäft auf Jahressicht 9,9 Prozent und lag damit 2,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Der Umsatz zog bei einem leicht gestiegenen Absatz um 10 Prozent auf 55,9 Milliarden Euro an. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre mit 3,78 Milliarden Euro 42 Prozent mehr Gewinn.
Die Anteilseigner sollen eine um 60 Cent auf 1,90 Euro erhöhte Dividende je Papier erhalten. Im laufenden Aktienrückkaufprogramm über bis zu 2 Milliarden Euro wurden bis Ende 2023 Aktien im Umfang von 557 Millionen Euro erworben.
Ausblick hebt Daimler Truck in neue Sphären - Auch TRATON stark
Die Aktien von Daimler Truck haben am Freitag nach der Bilanzvorlage ihre Rekordjagd fortgesetzt und dabei noch einmal so richtig Gas gegeben. In der Spitze kletterten die Papiere via XETRA auf den Rekord von 44,72 Euro, womit sie zugleich erstmals über die 40-Euro-Marke schnellten. Zum Handelsschluss gewannen sie noch 18,1 Prozent auf 44,62 Euro. Im Februar hatten die Papiere schon eine Rekordserie hinter sich, die nun im März mit viel zusätzlichem Schwung weiter geht. Das Plus seit Mitte Januar ist mittlerweile auf bis zu 40 Prozent angewachsen.
Der Gesamtumsatz soll 2024 trotz schwächerer Bestellungen 55 bis 57 Milliarden Euro erreichen. Analyst Jose Asumendi von JPMorgan sprach in einem ersten Kommentar von einem "sehr starken Ausblick" nach einem soliden Jahr. Händler ergänzten, auch die Zahlen zum vierten Quartal hätten deutlich über den Erwartungen gelegen. Die Aktionäre sollen außerdem eine Dividende erhalten, die um 60 Cent auf 1,90 Euro je Aktie steigt.
Wie Experte Nick Housden von der kanadischen Investmentbank RBC erläuterte, lag das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) im vierten Quartal elf Prozent über den Erwartungen. Seiner Einschätzung nach ist die positive Entwicklung vor allem von der Sparte Mercedes-Benz Trucks getrieben. Für ihn sind die starken Ergebnisse ein Indikator für wirksame Maßnahmen zur Selbstoptimierung.
Wie schon in den vergangenen Jahren beurteile das Management von Daimler Truck die Aussichten einen Tick besser als die Konkurrenten, merkte unterdessen Warburg-Experte Fabio Hölscher an. Was aber nichts daran ändere, dass der Ausblick ihm realistisch erscheine. Dem Konzern dürfte dabei in die Karten spielen, dass sich der nordamerikanische Lkw-Markt ein weiteres Jahr robust entwickeln dürfte, ergänzte der Branchenkenner.
Mit den Kursgewinnen hat sich Daimler Truck inzwischen weit von seinem Niveau zum Börsendebüt abgesetzt. Nach der Abspaltung aus dem Daimler-Konzern war das Papier am 10. Dezember 2021 bei 28 Euro gestartet, dann bis März 2022 aber auf ein Tief bei gut 20 Euro gefallen. Seitdem ging es trotz aller Aufs- und Abs in der Tendenz aufwärts auf mehr das Doppelte. Den stärksten Kursschub erleben die Anleger aber bisher in diesem Jahr.
Die Nachrichten des Nutzfahrzeugherstellers stützten am Freitag auch die Papiere der Volkswagen-Nutzfahrzeugholding TRATON, deren Kurs im SDAX eine Bestmarke seit September 2021 erklomm. Am späten Vormittag notierte das Papier noch 4,4 Prozent höher. Vom zweieinhalb Jahre alten Rekordniveau, das 28,46 Euro beträgt, sind die Titel des Daimler-Wettbewerbers indes noch gut elf Prozent entfernt.
Bei TRATON sehen die Analysten der Schweizer Bank UBS nun wieder Luft nach oben. Sie hoben ihr Kursziel auf 27 Euro an, was im Vergleich zum aktuellen Niveau noch ein Plus von rund sechs Prozent bedeuten würde. Analyst Hemal Bhundia geht davon aus, dass auch die Volkswagen-Nutzfahrzeugholding bei der Vorlage ihrer Jahresbilanz in der kommenden Woche über ein positives Schlussquartal berichten wird.
Er wartet im Falle von TRATON auch gespannt auf den Ausblick, insbesondere zur Auswirkung der Nachfragenormalisierung in Nordamerika und Europa auf die Margen. Der Experte rechnet damit, dass die Aussagen des Managements wiederum an dem Tag auch die Kurse der Konkurrenten beeinflussen dürften - wenngleich die Lage bei TRATON mit den Wettbewerbern nicht ganz vergleichbar sei.
DJG/kla/mgo
FRANKFURT (Dow Jones)/FRANKFURT (dpa-AFX)
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