Aktien vs. Anleihen

Aktien oder Anleihen - mit dieser Strategie fahren Anleger am besten

09.05.24 06:25 Uhr

Aktien vs. Anleihen: Welche Anlagestrategie ist die beste? | finanzen.net

Nicht nur Börsenneulinge beschäftigen sich mit der Frage, in welchem Verhältnis Aktien und Anleihen im persönlichen Depot kombiniert werden sollten, sondern natürlich auch die Profis. Diese Angelegenheit kann jedoch nur individuell beantwortet werden.

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• Ein Mix aus Anleihen und Aktien minimiert das Risiko
• Dilemma zwischen Sicherheit und Rendite
• Risikoaffine Investoren können 100 Prozent auf Aktien setzen

Aktien, aber auch Anleihen bieten Investoren die Möglichkeit, unmittelbar in ein einzelnes Unternehmen bzw. einen Emittenten zu investieren. Dabei ergeben sich für den Anleger jedoch sehr unterschiedliche Chancen und Risiken, die im Vorfeld einer Investition bedacht werden müssen.

Der elementare Unterschied zwischen Anleihen …

Eine Anleihe, egal ob Unternehmens- oder Staatsanleihe, stellt eine Schuldverschreibung dar, mit welcher sich der jeweilige Emittent Fremdkapital von seinen Kapitalgebern einsammelt. Für dieses Kapital erhält der Käufer bzw. der Gläubiger einen fest vereinbarten Zins, welcher in der Regel jährlich ausgezahlt wird. Neben diesem jährlichen Zinssatz erhält der Kapitalgeber am Ende der Laufzeit der Anleihe seinen vollen Anlagebetrag wieder zurück, vorausgesetzt der jeweilige Staat bzw. das jeweilige Unternehmen ist nicht zahlungsunfähig.

Mit Hilfe einer Anleihe beschafft sich ein Emittent also Fremdkapital, was den Investor, im Unterschied zum Aktienerwerb, lediglich zum Gläubiger und nicht nur Teileigentümer macht.

… und Aktien

Im Gegensatz dazu wird der Käufer einer Aktie Miteigentümer des jeweiligen Konzerns. Dementsprechend gehört dem Aktionär ein Bruchteil des gesamten Unternehmens. Im Unterscheid zur Platzierung einer Anleihe beschafft sich ein Konzern mit der Emission von Aktien also frisches Eigenkapital und kein Fremdkapital.

Während die Rendite bei einer Anleihe durch die jährlichen Zinszahlungen zustande kommt, setzt sich der Ertrag bei Aktien aus Dividenden und Kurssteigerungen zusammen. Zwar können auch mit Anleihen Kursgewinne erzielt werden, jedoch bezieht sich die Rückzahlung einer Anleihe immer auf den ursprünglichen Nennwert. Im Unterschied zu Anleihen besitzen Aktien darüber hinaus keine feste Laufzeit und können somit auf Lebenszeit im Depot verbleiben.

Die wesentlichen Gemeinsamkeiten von Anleihen und Aktien

Trotz der Tatsache, dass Investoren einem Unternehmen mit dem Kauf einer Anleihe Fremdkapital und mit dem Erwerb einer Aktie Eigenkapital zuführen, haben beide Anlageklassen viele Gemeinsamkeiten. So sind Anleihen wie auch Aktien jederzeit an der Börse handelbar, wodurch ihr Preis stets durch das Angebot und die Nachfrage bestimmt wird. Des Weiteren können Anleihen und Aktien zusammen in einem Wertpapierdepot aufbewahrt werden. Somit können beide Anlageklassen auch zusammen in einem gemischten Fonds bzw. ETF erworben und gehandelt werden.

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Anleihen und Aktien ist die Perspektive auf regelmäßige Erträge. So können beide Anlageklassen, entweder in Form von Dividenden oder in Gestalt von Zinszahlungen, kontinuierlich Gewinne erwirtschaften.

Individuelle Rechte und Risiken bei Anleihen …

Mit dem Kauf einer Anleihe erwirbt der Gläubiger ein Anrecht auf regelmäßige Zinszahlungen und die Rückzahlung seines Kapitals nach Beendigung der jeweiligen Laufzeit. Kommt das Unternehmen während dieser Laufzeit in Zahlungsschwierigkeiten wird der Anleihegläubiger, im Gegensatz zum Aktionär, darüber hinaus vorrangig bedient.

Diese vorrangige Behandlung stellt dabei den wohl größten Vorteil von Anleihen gegenüber Aktien dar. Abgesehen davon bringen natürlich auch Anleihen spezielle Risiken mit sich. So schützt die vorrangige Behandlung des Anleihegläubigers gegenüber dem Aktionär nicht zwangsläufig vor einem Totalverlust. Neben diesem Emittentenrisiko müssen Anleihegläubiger auch ein Inflations-, Zinsänderungs-, Kursänderungs- und Währungsrisiko auf sich nehmen.

… und Aktien

Im Unterschied zu Fremdkapitalgebern erhalten Aktionäre aufgrund ihrer direkten Beteiligung am Unternehmen ein Stimmrecht, welches bei einer jährlichen Hauptversammlung ausgeübt werden kann. Außerdem haben Anteilseigner bei einer Ausschüttung ein Anrecht auf einen Teil des ausgezahlten Gewinns. Überdies steht Aktionären, im Fall einer Kapitalerhöhung, ein Bezugsrecht zu, welches den vorrangigen Kauf von jungen Aktien ermöglicht.

Die klassischen Risiken, die Anleihegläubiger betreffen, gelten aber natürlich auch für Aktionäre. Aufgrund der höheren Schwankungsanfälligkeit bzw. einer höheren Volatilität, sowie der nachrangigen Behandlung im Falle einer Insolvenz bergen Aktien dennoch ein sehr viel höheres Risiko als Anleihen. Denn während dem Anleihegläubiger der Geschäftsverlauf des Emittenten, solang dieser noch solvent ist, relativ gleichgültig sein kann, hat der Aktionär sehr großes Interesse daran, dass sich das jeweilige Unternehmen wirtschaftlich gut entwickelt. Denn nur ein hervorragendes Geschäftsmodell gepaart mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung bietet die langfristige Chance auf steigende Aktienkurse.

Die Mischung macht den Unterschied

"Das einzige, was es beim Anlegen umsonst gibt, ist die Diversifikation", so der wohl bekannteste Spruch von Harry M. Markowitz. Zum Zweck der Portfolio-Optimierung entwickelte der US-Ökonom in den 50er-Jahren die sogenannte Kapitalmarkttheorie, die sich mit dem Zusammenspiel zwischen Ertrag und Risiko beschäftigt.

Mit Hilfe dieser Theorie konnte Markowitz aufzeigen, dass das Risiko einer Anlageklasse minimiert werden kann, wenn sich der Investor divers positioniert. "was lauf Markowitz umsonst ist, ist aber nicht die Diversifikation an sich, sondern der positive Effekt, den Anleger damit einkaufen. […] Durch eine breite Streuung ihres Kapitals können Investoren einerseits ihr Verlustrisiko reduzieren und andererseits ihre Renditechance erhöhen", so auch die Einschätzung des DWS-Fondsmanagers Henning Potstada.

Investoren sollten sich dabei jedoch nicht nur innerhalb einer Anlageklasse breit aufstellen, sondern ihr Vermögen über verschiedene Assets streuen. "Das wichtigste bei der Diversifikation ist jedoch die richtige Verteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen, wie Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffe", so der DWS-Manager weiter.

Dementsprechend kann es sich für Anleger durchaus lohnen, wenn sie ihr Wertpapierdepot sowohl mit Anleihen als auch mit Aktien bestücken. Welche genaue Aufteilung zwischen diesen beiden Anlageklassen jedoch sinnvoll ist, kann nicht allgemeingültig beantwortet werden. "Eine allgemeingültige Regel wie ein Anleger sein Portfolio mit Aktien und [Anleihen] strukturieren soll, gibt es [..] nicht. Das hängt von der jeweiligen Person ab - ihren Anlagezielen, ihrem Anlagehorizont, ihrer Risikoneigung und ihrem Lebensalter", so Potstada in einem Bericht der DWS.

Die klassische Aktien-Anleihen-Faustformel ist obsolet

Die klassische Aktien-Anleihen-Faustformel "100 minus dem Alter", mit welcher sich die vermeintlich optimale Aktienquote berechnen lässt ist zwar allseits bekannt, jedoch längst nicht mehr zeitgemäß. Die Formel besagt, dass eine Person, die 30 Jahre alt ist, 70 Prozent ihres Anlagekapitals in Aktien und 30 Prozent in Anleihen investieren sollte.

Mit einer aktuellen Lebenserwartung in Deutschland von 78,6 Jahren bei Männern und 83,4 Jahren bei Frauen hat eine 30-jährige Person jedoch noch mindestens 48 oder 53 Jahre vor sich, was einen dreißigprozentigen Anleiheanteil unnötig erscheinen lässt. Denn für das größere Risiko, welches ein Investor mit Aktien über die Zeit auf sich nimmt, erhält er auch eine sogenannte Aktienprämie, die einen erheblichen Renditeunterschied mit sich bringt. Darüber hinaus ist es statistisch verifiziert, dass die großen Aktienindizes dieser Welt, wie zum Beispiel der S&P 500, innerhalb eines Anlagezeitraums von rund 10 Jahren noch nie einen Verlust erzielt haben.

Renditedifferenz zwischen Aktien und Anleihen

Investoren, die zwischen den Jahren 1925 und 2005 einen US-Dollar in langfristige US-Staatsanleihen investiert haben, erzielten nach 80 Jahren eine Summe von rund 71 US-Dollar, was einer jährlichen nominalen Rendite von 5,5 Prozent entspricht. Anleger, die ihren US-Dollar in diesem Zeitraum jedoch in einen S&P 500-ETF investiert haben, wären mit einer jährlichen nominalen Rendite von 10,4 Prozent auf ein Vermögen von 2.658 US-Dollar gekommen. Natürlich gab es im Jahr 1925 noch keine ETFs, dennoch zeigt der enorme Renditeunterschied, welche langfristigen Chancen der Aktienmarkt gegenüber dem Anleihemarkt bietet. Aufgrund dieser Tatsache sollten Investoren nicht vor einer hohen Aktienquote zurückschrecken.

Das ewige Dilemma zwischen Sicherheit und Rendite bzw. Aktien und Anleihen brachte in diesem Zusammenhang schon André Kostolany mit einem Satz sehr treffend auf den Punkt. "Wer gut schlafen will, kauft Anleihen, wer gut essen will, kauft Aktien", so der 1999 verstorbene Börsenspekulant.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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