Netflix als Wegbereiter: Kann Disney den Marktführer einholen?
Netflix gilt auf dem Streaming-Markt als Wegbereiter - doch die Konkurrenz auf dem mittlerweile stark umkämpften Markt nimmt zu. Könnte der Unterhaltungskonzern Disney mit seinem Streaminangebot Disney+ Netflix schon bald den Rang ablaufen?
Werte in diesem Artikel
• Netflix knackt 200-Millionen-Mitglieder-Marke
• Disney nach etwas mehr als einem Jahr mit 95 Millionen Abo-Kunden
• Kann Disney Netflix einholen?
Netflix als Wegbereiter
Nachdem Netflix Ende der 90er Jahre den ersten Online-DVD-Verleih anbot, startete das US-Unternehmen bereits 2007 sein Streaming-Angebot für Filme und Serien. 2012 experimentierte der Streamingdienst dann erstmals mit eigenen Stand-up-Specials - bereits im darauffolgenden Jahr begann mit Serien wie "House of Cards" und "Orange Is the New Black" eine "neue Ära eigener Original Serien", wie es das Unternehmen selbst auf seiner Website beschreibt. Netflix expandierte in den folgenden Jahren immer weiter und konnte bereits 2016 von Kunden in über 190 Ländern genutzt werden. Im Jahr 2017 überschritt Netflix weltweit die 100-Millionen-Marke bei der Mitgliederzahl, im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen bereits mehr als 200 Millionen Nutzer verzeichnen.
Disney+ holt auf
Doch auch die Konkurrenz hat nicht geschlafen: Einem bei Bloomberg veröffentlichten Chart ist zu entnehmen, dass Hulu Stand 2020 35,4, HBO Max 17,2, Peacock 11 und All Access 9 Millionen Nutzer verzeichnen konnten. Allerdings fehlen im Chart Amazon und Apple, die keine Nutzerzahlen für ihre Streamingdienste veröffentlichen.
Zwischen den Konkurrenten sticht aber vor allem Disney mit seinem Streaming-Angebot Disney+ hervor, das erst im November 2019 gestartet war, aber Anfang Januar dieses Jahres - also nach etwas mehr als einem Jahr - schon insgesamt rund 95 Millionen Abo-Kunden zählte. Ein rasantes Wachstum - wenn man bedenkt, dass Netflix seit Start seines Streaming-Angebotes zehn Jahre benötigte, um 100 Millionen Nutzer zu gewinnen. Das ist auch damit zu begründen, dass es vor einigen Jahren für viele noch ungewöhnlich war, Filme oder Serien online abzurufen, statt über Kabel oder Satellit zu empfangen - inzwischen gehört dies jedoch zur Normalität und wird von der breiten Masse genutzt.
Nun könnte man sich angesichts des schnellen Wachstums von Disney+ die Frage stellen, wie lange es wohl noch dauern wird, bis Disney+ Netflix einholt. Beachtlich dabei ist die Tatsache, dass Disney+ seinen bisherigen Erfolg mit einem vergleichsweise geringen Angebot an neuen Shows erzielt hat und seine Auswahl schon im Februar um den neuen Programmbereich "Star" mit rund 270 Produktionen aus den Kategorien Spielfilme, Serien und Dokumentationen erweitert hat. Wenn Disney seine Dynamik also weiter so beibehalten kann, dürfte das Rennen um die Marktführerschaft im Streaming-Bereich in Zukunft spannend werden - auch wenn man natürlich nicht außer Acht lassen darf, dass Netflix trotz Konkurrenz durch Disney+ und andere Streaming-Anbieter wie Amazon oder Hulu weiter rasant gewachsen ist und seine Position wohl vorerst verteidigen dürfte.
Umkämpfter Markt
Richtet man den Blick weg von den Abo-Kunden, hin zu den Einnahmen durch das Streaming-Geschäft, liegt Netflix im Vergleich ebenfalls klar vorn. Netflix steigerte seinen Umsatz 2020 um knapp ein Viertel auf rund 25 Milliarden US-Dollar. Darauf folgt in einer Auflistung von Bloomberg YouTube mit 19,8 Milliarden US-Dollar. Disneys Streaming-Einnahmen belaufen sich auf zehn bis elf Milliarden US-Dollar, während sich Viacom bei zwei bis drei Milliarden US-Dollar bewegt.
Netflix‘ großer Vorsprung vor Disney hinsichtlich der Streaming-Einnahmen könne laut Bloomberg mit einer einzigen Kennziffer begründet werden: dem durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer - im Englischen average revenue per user, oder kurz ARPU. Hier wies Disney für das im Dezember abgelaufene Quartal einen durchschnittlichen monatlichen Umsatz pro zahlendem Nutzer von 4,03 US-Dollar aus, während Netflix von einen Kunden durchschnittlich 11,02 US-Dollar erhielt. Disneys durchschnittlicher Umsatz pro Nutzer ist Unternehmensangaben zufolge aufgrund des Launch von Disney+ Hotstar, der Streaming-Plattform für den indischen Markt, zurückgegangen. Dort unterbreite der Streaming-Anbieter, wie Bloomberg erklärt, Kunden Angebote von 5 bis 20 US-Dollar im Jahr, um sie anzulocken, während Netflix mehr als drei Mal so viel berechne.
Bleibt abzuwarten, welche Strategie langfristig erfolgreicher ist und ob Disney+ dem Marktführer seinen Platz streitig machen kann.
Redaktion finanzen.net
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