Finanzmarkttransaktions- steuer – Folgen für die schwäbische Hausfrau
„Wir müssen die Finanzmarktakteure an den Kosten...
... der Krisenbewältigung beteiligen“, forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Gewerkschaftstag der IG Metall in Karlsruhe. Dieser – auf den ersten Blick sinnvolle – Ansatz, die Krisenverursacher durch eine Steuer an den Kosten zu beteiligen, ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Denn was gut klingt, muss nicht unbedingt gut sein.
Zum Beispiel gilt: Nicht alle Finanzmarktakteure sind auch Verursacher. Neben Spekulanten, Staaten und Unternehmen sind auch Privatpersonen bewusst oder unbewusst am Finanzmarkt tätig: Staaten nehmen Kredite auf, Unternehmen emittieren Aktien und Anleihen, private Investoren kaufen Zertifikate und Fonds. Soll durch die Finanzmarkttransaktionssteuer nun also auch die schwäbische Hausfrau für die Krise aufkommen, wenn sie eine Riester-Rente abschließt? Sicher nicht!
Hinzu kommt: Pro Transaktion sollen laut aktuellen Planungen zwischen 0,01 und 0,1 Prozent des Ordervolumens abgeführt werden. Die Steuer scheint also nur eine sehr geringe Belastung für Privatinvestoren darzustellen. Wer jedoch genauer hinsieht erkennt: Der Endverbraucher – aka die schwäbische Hausfrau – muss schlussendlich doch tiefer ins Portemonnaie greifen. Der Grund: Mit Einführung der Steuer steigen auch die Lebenshaltungskosten, denn alle Finanzmarktakteure werden ihre Aufwendungen bis zum Endkunden durchreichen. Die Folgen: Die Riester-Rente wirft weniger Rendite ab, die Versicherung erhöht die Beiträge und der Joghurt im Supermarkt kostet mehr.
Die Finanzmarkttransaktionssteuer ist also definitiv nicht das Allheilmittel, das Bundeskanzlerin Merkel und viele Experten in ihr sehen. Ganz im Gegenteil: Eine Einführung dieser Steuer würde ein weiteres Mal mehr dazu führen, dass die Allgemeinheit für einen Schaden aufkommen muss, den andere verursacht haben.
Das dips Deutsches Institut für Portfolio-Strategien ist die finanzwirtschaftliche Forschungseinrichtung der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Essen. Im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit stehen praxisrelevante Problemstellungen des Portfolio-Managements sowie optimierte Index-Konzepte.
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