Der "Buffett-Put"

Hohes Cashpolster: So funktioniert Warren Buffetts Aktienrückkauf-Strategie

08.10.22 23:47 Uhr

Warren Buffetts Aktienrückkauf-Strategie: So funktioniert der "Buffett-Put" | finanzen.net

Der Starinvestor Warren Buffett ist ein großer Fan von hervorragenden Unternehmen mit niedrigen Bewertungen an der Börse. Findet er am Markt jedoch kein Investment das zu dieser Strategie passt, kauft er auch gern einmal seine eigenen Aktien zurück.

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• Buffett kein Fan von Aktienrückkäufen - mit Ausnahme
• Rückkäufe unter S&P 500-Unternehmen auf Rekordniveau
• Berkshire Hathaway-Aktionäre erkennen "Buffet-Put"



Der Rückkauf von Aktien seines eigenen Unternehmens dient Warren Buffett als adäquates Mittel, um einen Weg aus dem vorherrschenden Anlagenotstand zu finden. So kann der Starinvestor Aktienrückkäufe nutzen, um sein Cashpolster etwas zu reduzieren, wenngleich auch am Markt keine attraktiven Investitionen zu finden sind. Hierfür lockerte die Holding des US-Starinvestors sogar einstige Rückkauflimits, welche vorsahen, dass die Käufe nur stattfinden dürfen, wenn der Preis der Aktie den intrinsischen Buchwert nicht mehr als 20 Prozent übersteigt.

"Ein deutliches Signal"

Viele Berkshire Hathaway-Aktionäre begrüßen derartige Lockerungen, da sie höchstes Vertrauen gegenüber der Auffassungsgabe von Warren Buffett und seinem Vize Charlie Munger haben. "Es ist ein deutliches Signal. Denn kein Aktionär kennt den inneren Wert der Firma besser als Buffett und Munger selbst", so Henrik Muhle, der Fondsberater des Acatis Gané Value Event-Fonds.

Geld ist nicht das Problem

Geld für neue Investitionen zu organisieren, um neue Beteiligungen oder Aktienrückkäufe zu finanzieren, ist für Buffett im Gegensatz zu manchem Hedgefonds-Manager jedoch kein Problem. Der Gewinn des Berkshire-Konzerns mit all seinen Tochterunternehmen belief sich im Jahr 2021 auf 276 Milliarden US-Dollar. So haben sich in den Kassen der Holding bereits mehr als 100 Milliarden US-Dollar angesammelt.

Buffetts Rückkauf-Philosophie

"Der Aktionär, der sich heute für den Verkauf entscheidet, profitiert natürlich von jedem Käufer, unabhängig von seiner Herkunft oder seinen Motiven. Der bestehende Aktionär wird jedoch durch Rückkäufe über dem inneren Wert bestraft. Einen Dollar für 1,10 US-Dollar zu kaufen ist für die, die dabei bleiben, kein gutes Geschäft", so Buffett im Jahr 2000 in Bezug auf ein gefordertes Aktienrückkaufprogramm.

US-Aktienrückkäufe auf Rekordniveau

Verfügt ein profitables börsennotiertes Unternehmen über zusätzliche Barmittel, kann sich der Rückkauf eigener Aktien lohnen. Im Gesamtjahr 2021 beliefen sich die Rückkäufe der Unternehmen im US-Index S&P 500 auf 881,7 Milliarden US-Dollar, was einem neuen Jahresrekord entsprach, wie S&P Global in einem Bericht mitteilte. Auch 2022 setzte sich der Trend bisher fort, wie die Experten erklärten. Unklar ist jedoch, wie sich die Nachfrage nach Buyback-Programmen durch die neue Besteuerung von einem Prozent auf Aktienrückkäufe, die US-Präsident Joe Biden im Rahmen des Inflationsbekämpfungsgesetz im August ankündigte und das ab 2023 gelten soll, ändern wird.

Buffett ist eigentlich kein Fan von Rückkaufprogrammen

Buffett kritisiert diese Rückkaufpraxis der US-Unternehmen jedoch scharf. Denn nach Ansicht des Starinvestors bieten solche Rückkaufprogramme nicht immer den größten Mehrwert für die Eigentümer. Die Art und Weise, wie US-Konzerne ihre eigenen Aktien zurückkaufen, hält Buffett häufig für töricht. Denn die starren Regeln für die Rückkaufprogramme, welche bei einigen Konzernen herrschen, zwingen die Manager oft dazu pauschal pro Monat eine bestimme Anzahl an Aktien zurückzukaufen. Wer seine Aktien jedoch zu jedem Preis zurücknimmt und nicht nach günstigen Konditionen Ausschau hält, läuft Gefahr, sein Aktienpaket zu teuer aufzustocken.

Um solch teure Fehler zu unterbinden, geht der Starinvestor aus Omaha einen ganz anderen Weg. Buffett legt nämlich schon im Vorhinein fest, dass mögliche Rückkäufe nur bis zu gewissen Kursmarken ausgeführt werden dürfen. Um diese Obergrenze festzulegen, orientiert sich Buffett am Buchwert seiner Holding. Dementsprechend werden nur dann Aktien zurückgekauft, wenn auch die Bewertung für eine Investition spricht. Diese Vorgehensweise bietet den Anteilseignern von Berkshire Hathaway somit den größtmöglichen Mehrwert.

Ein erheblicher Steuervorteil

Für die Aktionäre von Berkshire Hathaway könnte sich ein solcher Aktienrückkauf nicht nur aus Sicht von kurskosmetischen Aspekten lohnen, sondern auch aus steuerlichen. Während bei einer Dividendenausschüttung die Kapitalertragssteuer fällig wird, kann ein Aktienrückkauf steuerfrei vereinnahmt werden.

Der "Buffett-Put"

Viele Berkshire Hathaway-Aktionäre sehen in der Aktienrückkauf-Strategie des Starinvestors eine ganz besondere Absicherung, den sogenannten "Buffett-Put". Sie gehen davon aus, dass Buffett die Aktie niemals unter einen bestimmen Wert fallen lassen würde, da er zuvor mit Rückkäufen für eine Preisstabilisierung sorgen würde. Der Starinvestor selbst würde dieser These jedoch mit ziemlicher Sicherheit nicht zustimmen.

Berkshire-Rückkauf geht zurück

Zuletzt rückte der Starinvestor aber von seiner Buyback-Strategie ab: Steckte Buffett im vierten Quartal 2021 noch knapp 6,9 Milliarden US-Dollar in Aktienrückkäufe, waren es im ersten Quartal 2022 nur noch ungefähr 3,2 Milliarden US-Dollar. Im zweiten Jahresviertel investierte das Orakel von Omaha dann sogar nur noch etwas mehr als eine Milliarde US-Dollar in Berkshire-Titel. "Business Insider" zufolge hängt dies jedoch damit zusammen, dass der Berkshire Hathaway-Chef im ersten Quartal auf Schnäppchenjagd ging und mehr als 51 Milliarden US-Dollar auf dem Aktienmarkt ließ - so viel wie schon lange nicht mehr. Solche Investitionspakete dürften dem Portal zufolge aber nicht zur Regel werden, sodass Buffett sich bald wieder seinem Rückkaufprogramm zuwenden könnte. Auch stand der Kurs der Berkshire Hathaway-Titel zuletzt unter Druck, was der Börsenlegende also auch in Zukunft günstige Buyback-Positionen erlauben könnte.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Daniel Zuchnik/WireImage, Paul Morigi/Getty Images for Fortune/Time Inc

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