DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Bricht die Eurozone auseinander?

14.12.09 08:39 Uhr

Bricht die Eurozone auseinander? | finanzen.net

In den letzten Wochen stand wieder verstärkt die Krise Kreditmarkt im Blickpunkt.

Erst musste Dubai um einen Zahlungsaufschub bitten, nun gab es ein Downgrade für griechische Staatsanleihen. Es zeigt sich, dass offenbar viele ihre Hausaufgaben in den letzten Monaten nicht gemacht haben, sonst wäre dies zu vermeiden gewesen. Dubai hat sich auf den reichen Nachbarn Abu Dhabi verlassen und Griechenland auf die Europäische Union. Am griechischen Aktienmarkt wurde das Downgrade bereits seit einigen Wochen vorweggenommen und der FTSE/ATHEX 20 verlor seit seinem Hoch Mitte Oktober fast 30 Prozent an Wert. Auch Spanien, Portugal und Italien haben bislang viel zu wenig getan, um sich auf die Finanzkrise einzustellen und ihre Staatshaushalte zu sanieren. Die Börsen dieser Länder könnten ebenfalls unter Druck kommen.

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Euro unter Verkaufsdruck

Die Anpassung an die Finanzkrise geht aber nicht ohne schmerzliche Maßnahmen. Irland, das ohne den Euro längst pleite wäre, kürzte z.B. in dieser Woche erneut die Gehälter im öffentlichen Dienst. Die EZB muss sich etwas einfallen lassen, um Druck auf die reformunwilligen Länder auszuüben, sonst droht tatsächlich die Sprengung der Währungsunion. Schließlich steht die Europäische Union auch bei den neuen Mitgliedern im Osten vor großen Herausforderungen. Immerhin sind die aber größtenteils noch nicht in der Währungsunion. Die Finanzsorgen in der Eurozone sind auch ein Grund dafür, dass der Euro in den letzten Tagen unter Verkaufsdruck stand.

USA: Neue Sorgen am Kreditmarkt

Doch die Finanzkrise ist auch in den USA nicht vorüber. Der Ausfall von Hypothekenkrediten setzt sich fort und wird durch die Stützungsmaßnahmen der Regierung für den Immobilienmarkt nur abgemildert. Zusätzlich zum Einbruch der Immobilienpreise verschärft nun die hohe Arbeitslosigkeit die Zahlungsprobleme vieler US-Haushalte. Immer stärker rückt auch der Markt für gewerbliche Immobilien in den Fokus. So ist die Ausfallquote der Kredite für Bürogebäude, Einkaufszentren und Hotels auf den höchsten Stand seit 16 Jahren gestiegen. Experten gehen davon aus, dass die Ausfallquote erst im Jahr 2011 ihren Höhepunkt erreichen wird. Betroffen von diesen Kreditausfällen sind vor allem die kleineren Finanzinstitute in den USA. Die großen Investmentbanken, wie J.P. Morgan, Bank of America und Goldman Sachs schreiben zwar wieder schwarze Zahlen, doch das ist nur auf die Erholung am Finanzmarkt zurückzuführen und bedeutet nicht, dass der Kreditmarkt in den USA gesundet ist.

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US-Einzelhandelsumsätze im Blickpunkt

Die Schwierigkeiten am Kreditmarkt werden uns noch einige Zeit begleiten. Das heißt aber nicht, dass sich die Erholung der Weltkonjunktur nicht fortsetzt. Gute Konjunkturnachrichten kommen weiterhin vor allem aus Asien, aus Australien und aus den Emerging Markets. Davon profitieren die deutschen Exportwerte. Die Aktie von ThyssenKrupp z.B. kann sich aufgrund von positiven Meldungen zur Stahlnachfrage aus China in der Nähe ihres Jahreshochs behaupten. Starke Wirtschaftsdaten aus China und eine überraschend deutliche Zunahme bei den Einzelhandelsumsätzen in den USA gaben den Börsen am Freitag weiteren Auftrieb.

DAX wieder über 5.700 Punkten

Der DAX konnte sich nach den Kursverlusten der letzten Tage wieder über die Marke von 5.700 Punkten retten. Das charttechnische Bild ist damit unverändert und der DAX scheint in einer Seitwärtsbewegung in das Jahresende gleiten zu wollen. Erst bei einem Anstieg über die Marke von 5.850/70 Punkten ergäbe sich weiteres Aufwärtspotenzial.

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Fazit:

Deutliche positive Überraschungen bei den Konjunkturdaten könnten die Befürchtungen über weitere Probleme am Kreditmarkt, welche die Börsianer zuletzt bewegten, beiseiteschieben. Wir rechnen aber mit einer weiteren Seitwärtsbewegung beim DAX.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.