Börse Frankfurt zum Wochenstart: DAX schließt höher - neue Woche könnte Handelsbild umkehren
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Der deutsche Aktienmarkt setzte seine seit Mitte Dezember laufende Konsolidierung zum Start in die zweite Handelswoche des neuen Jahres fort.
Der DAX begann die Woche 0,15 Prozent höher bei 16.618,51 Punkten. Nachdem sich der deutsche Leitindex zunächst noch in der Gewinnzone halten konnte, fiel er zeitweise deutlich zurück. Zuletzt ging es wieder 0,74 Prozent auf 16.716,47 Zähler nach oben.
Zwar war der DAX zum Start des Jahres nochmals kurz in Richtung des Rekordhochs bei knapp über 17.000 Punkten von Mitte Dezember gestiegen, die Luft war aber schnell wieder raus. Grund für die Konsolidierung der vergangenen Wochen sind gedämpfte Erwartungen an Zinssenkungen, nachdem rasche Leitzinssenkungen vor allem in den USA bei vielen Investoren fast schon als sichere Wette gegolten hatten.
Mittlerweile besteht aber mehr Unsicherheit in puncto Zinspfad, die auch ein nur auf den ersten Blick starker US-Arbeitsmarktbericht sowie eine überraschend deutliche Eintrübung der Stimmung im US-Dienstleistungssektor am Freitag nur bedingt verringern konnten.
US-Inflationsdaten im Wochenverlauf
Wichtig werden in der neuen Woche daher laut Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank vor allem US-Inflationsdaten am Donnerstag. "Wer sich aber nach dem Arbeitsmarktbericht von diesen Daten deutlichere Signale auf eine baldige Zinssenkung seitens der Fed erhofft, dürfte enttäuscht werden", so Praefcke. "Ja, die Inflation in den USA geht tendenziell weiter zurück. Aber laut unseren Experten eben nicht sehr schnell."
Sentix-Konjunkturindex Deutschland sinkt im Januar
Der Konjunkturindex des Beratungsunternehmens Sentix für Deutschland ist im Januar nach drei Anstiegen in Folge gesunken. Laut Sentix-Mitteilung ging der Index auf minus 26,1 (Dezember: minus 25,5) Punkte zurück. Der Index der Lagebeurteilung sank auf minus 35,5 (minus 35,3) Punkte und der Index der Erwartungen auf minus 16,3 (minus 15,3) Punkte. "Deutschland kommt aus der Rezession und damit aus seiner wirtschaftlichen Krise nicht heraus", kommentierte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner die Daten. Alle Sentix-Indizes für Deutschland zeigten sich rückläufig, und angesichts der Umstände mute dieser Rückgang sogar noch milde an.
Wochenausblick: Wohin geht der DAX?
Mit Blick auf den DAX macht Marktexperte Christoph Geyer ein wenig Hoffnung. Nach dem jüngsten Kursrückgang seien einige Indikatoren bereits in den überverkauften Bereich gefallen und könnten bald Kaufsignale generieren oder hätten dies bereits getan. "Allerdings zeigt die saisonale Statistik noch keine nachhaltige Aufwärtsbewegung an. Eine solche dürfte erst ab Ende März zu erwarten sein. Ungeachtet dessen ist kurzfristig nicht mit einem weiteren Abrutschen zu rechnen."
Bilanzsaison wird eingeläutet
Die Blicke der vermehrt aus den Weihnachtsferien zurückkehrenden Marktteilnehmer dürften sich daher auf die zahlreichen, anstehenden Wirtschaftsdaten richten. Zudem legen die ersten Großbanken aus den USA am Ende der zweiten Handelswoche ihre Berichte zum Schlussquartal 2023 vor, was in der Regel auch hierzulande bewegt.
"Die neue Handelswoche hat das Potenzial, das aktuelle Handelsbild noch einmal vollends umzukehren", gibt sich Marktexperte Andreas Lipkow optimistisch. "Die Chancen für ein Soft-Landing der US-Konjunktur stehen gut und auch die Konjunktur in Asien dürfte sich zunehmend aufhellen. Positive Überraschungen von den US-Banken könnten ebenfalls dazu beitragen."
Aktienmarkt vor Realitätscheck
Analystin Claudia Windt von der Helaba ist ebenfalls nicht grundsätzlich negativ gestimmt für den Aktienmarkt. Zumindest sei es noch "viel zu früh", jetzt schon an einem positiven Gesamtjahr für Aktien zu zweifeln, schreibt sie. Denn: "Das, was derzeit zu beobachten ist, entspricht vielmehr einer gesunden Konsolidierung." Dabei verweist sie darauf, dass Anleger zum Jahresende gern zu Übertreibungen neigten, was dann unter dem Namen "Jahresendrally" laufe. "Nun beginnt 2024 mit etwas Ernüchterung, beziehungsweise mehr Realitätssinn", überzogene Erwartungen an Leitzinssenkungen schwänden.
Ihr zufolge war es eine Mischung aus eher günstigen US-Konjunkturdaten sowie den jüngsten deutschen Inflationsnachrichten, die Skepsis über rasche und aggressive Zinssenkungen geweckt haben. Ob dies so bleibe und weitere Korrekturen an der Börse bevorstünden, hänge in der neuen Woche im Wesentlichen von den Inflationsdaten ab, schlussfolgert Windt. Aber wirkliche Klarheit erwartet die Analystin trotzdem nicht. In den USA sollte der Inflationsdruck im Dezember zwar tendenziell nachgelassen haben, die Dynamik in der Kernrate - also ohne Energie und Lebensmittel - bleibe mit geschätzten drei Prozent für eine rasche Zinswende dennoch zu hoch, sagt sie.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Dow Jones Newswires
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