Der große DAX-Check: Was kaufen, was nicht?
Viele Titel im DAX sind in den vergangenen Monaten super gelaufen. €uro am Sonntag macht den Bewertungscheck: Welche Aktien kann man noch kaufen?
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von S. Bauer, S. Parplies, K. Schachinger und F. Westermann, €uro am Sonntag
Goldene Zeiten an der Börse: In den zurückliegenden zwölf Monaten konnten Anleger im DAX richtig viel Geld verdienen. Mit dem Dialysedienstleister Fresenius Medical Care waren fast 60 Prozent Kursplus drin. Ähnlich steil nach oben ging es mit den Papieren des Gesundheitskonzerns Fresenius oder des Pharma- und Chemiewerts Merck. Die Rally des Deutschen Aktienindex vor allem in den ersten drei Monaten des Jahres war mit 22 Prozent Plus eine der stärksten seit Jahrzehnten.
Doch die vergangenen Tage haben gezeigt, dass der Kursaufschwung auf wackeligen Beinen steht. Die seit Wochen schwelende Krise um das hoch verschuldete Griechenland verunsichert Anleger. Seit dem Allzeithoch von 12.374 Punkten aus dem April hat der DAX zwischenzeitlich knapp elf Prozent eingebüßt.
Auch einer der bislang wichtigsten Treiber der Hausse an den Börsen könnte an Schwung verlieren: die niedrigen Zinsen, die viele Anleger auf der Suche nach Rendite in Aktien getrieben haben. In der kommenden Woche berät die US-Notenbank über die Entwicklung des Leitzinses. Die Mehrheit der Beobachter geht davon aus, dass die Zentralbanker den Zins im Herbst oder spätestens Ende des Jahres anheben werden. Das dämpft die Lust der Anleger auf Aktien, weil Anleihen als Konkurrenz zur Aktie bei steigenden Zinsen attraktiver werden.
Die Politik des billigen Geldes aber zeigt Wirkung und sorgt für Konjunkturwachstum - etwa im lange krisengeschüttelten Europa, wo sich vor allem Italien und Spanien erholen. In den USA läuft der Aufschwung trotz einer Delle im ersten Quartal weiter, wie die jüngst starken Arbeitsmarktzahlen belegen. Trotz schwächerer Daten etwa aus China sieht der Internationale Währungsfonds die globale Konjunktur inzwischen optimistischer: Das Wachstum der Weltwirtschaft soll - auch begünstigt durch den niedrigen Ölpreis - im laufenden Jahr auf 3,5 Prozent beschleunigen und 2016 mit 3,8 Prozent noch etwas stärker zulegen. Trotz vieler Unsicherheitsfaktoren sind die Aussichten für Unternehmen also gut.
Entscheidend für die Entwicklung der Aktien ist jedoch auch, wie hoch der Gesamtmarkt und die einzelnen Aktien bewertet sind. Die positiven Aussichten dürften in den Kursen teilweise bereits verarbeitet sein. €uro am Sonntag hat deshalb nicht nur die Geschäftsmodelle der 30 DAX-Unternehmen auf ihre Stärken und Schwächen durchleuchtet, sondern auch eine eingehende Bewertungsanalyse vorgenommen.
Ein Eckpfeiler der Analyse ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Es setzt den aktuellen Kurs einer Aktie in Relation zum Gewinn pro Aktie. Der gesamte DAX kommt nach dieser Methode auf ein KGV von 14,3. Historisch betrachtet ist der Index damit teuer, denn im Schnitt (wir verwenden eine um Extremwerte bereinigte Variante) lag das KGV in den vergangenen zehn Jahren bei 12,6 und damit um fast zwölf Prozent niedriger. Das Bewertungsniveau des DAX relativiert sich, wenn man die Gewinnentwicklung der Unternehmen als zweites Kriterium mit ins Kalkül zieht. Analysten kalkulieren, dass die 30 Konzerne ihre Gewinne 2015 besonders deutlich, um 28 Prozent, verbessern - daran gemessen ist der Index eher günstig.
Den Vorteil eines relativen Bewertungsansatzes zeigt das Beispiel des Autozulieferers Continental: Die Aktie ist mit einem KGV von rund 15 nur wenig teurer als der Leitindex. Im Mittel der vergangenen zehn Jahre aber lag das KGV bei lediglich 11,4, das Papier ist derzeit also gut 30 Prozent teurer. Auch in Relation zum Gewinnzuwachs - Analysten erwarten ein leichtes Plus von knapp zwei Prozent - ist das Papier sehr hoch bewertet. Trotz der guten Marktstellung gab es deshalb nur eine "Halten"-Empfehlung.
Das Papier des Versorgers RWE zählt mit einem KGV von gut zehn auf den ersten Blick zu den günstigsten DAX-Werten. Das KGV liegt nur etwas über dem Zehn-Jahres-Mittel. Die Relation des KGV zum Gewinnwachstum (PEG) aber setzt ein Alarmsignal: Die Kennziffer ist negativ, weil der Gewinn voraussichtlich schrumpft - hier zeigt sich die Ertragsschwäche, die den Konzern seit der deutschen Energiewende plagt. Anleger sollten das Papier einstweilen meiden.
Nach Auswertung aller Daten hat die Redaktion 13 DAX-Aktien als kaufenswert eingestuft. Da Anleger je nach Risikobereitschaft und Anlagehorizont unterschiedliche Schwerpunkte setzen, haben wir diese Favoriten in drei Gruppen aufgeteilt: Dividendentitel, Wachstumswerte und Unternehmen, die nach längerer Krisenzeit vor einem Aufschwung stehen könnten.
Verlässliche Dividendenwerte: Inzwischen hat es sich herumgesprochen -mit Festgeld oder Anleihen lässt sich kaum Geld verdienen. Wer sein Geld auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto bunkert, verringert nach Einberechnung der Inflation sein Vermögen. Aktien sind riskanter, bieten aber eine Alternative: Der DAX kommt aktuell auf eine Dividendenrendite von rund 2,7 Prozent. Wer also heute in ein Indexzertifikat auf den DAX investiert, kann im kommenden Jahr mit einer Bargeldausschüttung von 2,7 Prozent seines Einsatzes rechnen. Deutlich mehr bieten einige Einzelwerte. Dividenden-Topfavorit der Redaktion ist die Allianz. Der Versicherungskonzern will seine Dividende mindestens auf Niveau des jeweiligen Vorjahres halten. Analysten erwarten, dass die Münchner ihre Zahlung im kommenden Jahr von 6,85 auf sieben Euro je Aktie anheben. Das entspräche einer Dividendenrendite von rund fünf Prozent - die derzeit höchste im DAX.
Ein neuer Dividendenfavorit der Redaktion ist die Telekom. Der Konzerngewinn des rosa Riesen dürfte dieses Jahr nach langer Krise deutlich zulegen. Der Vorstand hat für die Jahre 2016 bis 2018 eine Dividende von mindestens 50 Cent je Aktie in Aussicht gestellt. Das entspräche beim aktuellen Kurs einer Rendite von mindestens 3,2 Prozent. Analysten gehen allerdings davon aus, dass die Dividende der Telekom über die nächsten drei Jahren schrittweise auf 64 Cent steigt.
Langfristige Wachstumswerte: Mit erstklassigen Produkten und Dienstleistungen expandieren deutsche Konzerne in neue Länder und Geschäftsfelder. Dank dieser Stärke haben die Exportstars die europäische Wirtschaftskrise gut überstanden. Musterbeispiele sind die Automobilhersteller. Deshalb ist es etwas überraschend, dass BMW, Daimler und VW auffallend niedrig bewertet sind. Das KGV liegt bei diesen drei Aktien in etwa beim Mittel der vergangenen zehn Jahre.
Die vergleichsweise niedrige Bewertung spiegelt Bedenken wider, dass die Wachstumsdynamik im wichtigen Absatzmarkt China abflacht, weil sich die Wirtschaft dort abkühlt. Die Bedenken sind berechtigt. Dennoch dürfte China ein Wachstumsmarkt bleiben. Zusätzlich profitieren die Autobauer vom schwachen Euro, der Gewinne in fremden Währungen erhöht. Die Redaktion setzt bei den Autowerten weiterhin auf BMW und Daimler, die mit ihrer klaren Ausrichtung auf das Premiumsegment besser aufgestellt sind als der komplexe Volkswagen-Konzern.
Der Chiphersteller Infineon hat zuletzt mit guten Gewinnmargen überrascht. Der Konzern ist als Zulieferer, beispielsweise der Automobilindustrie, gut aufgestellt und sollte von der zunehmenden Technologisierung der Gesellschaft profitieren, etwa dem Zukunftsmarkt selbst fahrender Autos. Langfristiges Wachstum erwartet die Redaktion auch beim Industriegasespezialisten Linde und dem Baustoffkonzern HeidelbergCement, die global aufgestellt sind und in ihren Geschäftsfeldern zu den Marktführern zählen. Ein vergleichsweise riskantes Investment ist die Deutsche Börse. Dort setzen Anleger darauf, dass der neue Chef die Internationalisierung des Finanzkonzerns vorantreibt.
Beliebt bei langfristig denkenden Anlegern sind Aktien aus defensiven Branchen. Dort ist die Gewinnentwicklung nicht so stark vom Lauf der Weltwirtschaft abhängig. Drei Werte sind besonders attraktiv: der Pharmariese Bayer, der Gesundheitskonzern Fresenius und der Konsumgüterhersteller Henkel. Diese Aktien sind zwar vergleichsweise hoch bewertet. Wir halten das angesichts der Qualität dieser Unternehmen aber für gerechtfertigt.
Turnaround-Kandidaten: Aktien in Krisensituationen sind für Anleger verlockend, weil eine erfolgreiche Trendwende deutliche Kursgewinne bringt. Doch nicht jedem Unternehmen gelingt das. Bei den Versorgern RWE und Eon ist die Redaktion unverändert skeptisch. Das gilt auch für die Banken. Die Lufthansa-Aktie ist nach unseren Kennzahlen die billigste Aktie im DAX, aber auch berüchtigt für unangenehme Überraschungen bei den Geschäftszahlen.
Ein positives Beispiel ist ThyssenKrupp. Der Stahlkonzern hat sich nach Jahren mit hohen Verlusten in die Gewinnzone gekämpft und sollte sich weiter verbessern. Die auf dem Papier hohe Bewertung der Aktie ist in einer Umbruchphase nicht ungewöhnlich. In einer solchen steckt auch K + S. Der Düngemittelhersteller hat mit niedrigen Verkaufspreisen seiner Produkte zu kämpfen. In Kanada investiert der Konzern viel Geld in ein neues Abbaugebiet. Langfristig sollte die Branche vom steigenden Bedarf an Düngemitteln profitieren - schließlich müssen auf der Welt immer mehr Menschen ernährt werden. Darum gehört auch K + S zu den Favoriten der Redaktion.
So haben wir analysiert:
Bewertungsansatz
Grundlage der Analyse ist das Kurs-Gewinn- Verhältnis (KGV) auf Basis der von Analysten geschätzten bereinigten Gewinne für das laufende Jahr. Diese Erträge können vom Nettogewinn abweichen, weil positive wie negative Einmal- effekte - etwa Erträge aus Verkäufen oder Restrukturierungskosten - herausgerechnet werden. Der bereinigte Gewinn ist deshalb für die Betrachtung der Gewinnentwicklung besser geeignet.
Historisches KGV
Die obere Zahl in jeder Aktienbox gibt die prozentuale Abweichung des KGV zum (um extreme Werte bereinigten) Mittelwert des KGVs der vergangenen zehn Jahre an. Sie zeigt an, ob eine Aktie im historischen Vergleich teuer oder günstig ist.
Dynamische Kennziffer PEG
Hier beziehen wir uns auf das sogenannte PEG (kurz für Price/Earning to Growth, zu Deutsch: Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum). Das PEG berücksichtigt also die Gewinndynamik, hier den erwarteten Zuwachs 2015. Als Faustregel gilt: Werte größer 1: Aktie ist eher teuer, Werte unter 1: Aktie ist eher günstig. Negativer Wert: Gewinn sinkt.
Empfehlung
Grundlage sind die fundamentalen Stärken (+) und Schwächen (-) der Unternehmen, charttechnische Aspekte sowie die Bewertungskennziffern.In der aktuellen €uro am Sonntag (Ausgabe 24/2015) finden Sie weitere Informationen und Anlageurteile zu sämtlichen DAX-Werten.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Ismagilov / Shutterstock.com, SergeyP / Shutterstock.com
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23.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
23.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Jefferies & Company Inc. | |
23.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
06.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
03.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Overweight | Barclays Capital |
Datum | Rating | Analyst | |
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23.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Jefferies & Company Inc. | |
03.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Overweight | Barclays Capital | |
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11.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
01.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Datum | Rating | Analyst | |
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23.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
06.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
29.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
29.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
27.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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23.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
03.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
30.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
07.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
30.09.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG |
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