SAP-Aktie: Wie Chef McDermott die Marge steigern will
Börsianer sind enttäuscht von den Zahlen des größten deutschen Softwarekonzerns SAP. Doch die Prognose 2019 steht fest, ebenso die mittelfristigen Ziele. Bei der Rendite soll es 2020 vorwärts gehen.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Bill McDermott ist ein Mann klarer Worte. "Wir sind unseren Zielen absolut verpflichtet", sagt der Chef des Walldorfer Softwareriesen SAP. Und dazu, so McDermott, gehöre auch, die operative Rendite wie versprochen bis 2023 um fünf Prozentpunkte zu steigern.
Noch müssen sich Investoren allerdings gedulden. Die Quartalszahlen des DAX-Konzerns blieben knapp hinter den Erwartungen zurück, die Aktie geriet unter Druck. Zwischen April und Juni drückten umfangreiche Personalkosten sowie Belastungen durch Übernahmen das Ergebnis um ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr. Und eigentlich wollte McDermott die operative Rendite im laufenden Jahr schon um einen Prozentpunkt nach vorn bringen. Das muss warten. 2020 steht dann aber laut Finanzchef Luka Mucic ein "sehr bedeutender Schritt vorwärts" an.
Investoren wie der bekannt aggressive Großaktionär Paul Singer, der mit seinem Hedgefonds Elliott Management mit rund einem Prozent beim DAX-Konzern eingestiegen ist, dürften peinlich genau auf die Lieferung der Renditefortschritte achten. Echte Sorgen müssen sich SAP-Anteilseigner aber kaum machen. Eine Gewinnwarnung, wie sie unlängst etwa die DAX-Werte BASF oder Daimler ausgaben, liegt SAP fern. "Der Ausblick steht felsenfest", sagte McDermott. Der Amerikaner verspricht für 2019 ein Betriebsergebnis zwischen 7,85 und 8,05 Milliarden Euro und somit ein Gewinnplus von 9,5 bis 12,5 Prozent.
Ausnahme im DAX
Der Konzern aus Walldorf, 1972 von fünf Softwarespezialisten um den heutigen Aufsichtsratschef Hasso Plattner gegründet, ist eine Ausnahmeerscheinung im DAX. An der Börse bringt der Konzern fast 140 Milliarden Euro auf die Waage und ist den anderen Titeln im Leitindex damit weit enteilt. Der nächste Verfolger, Linde, ist rund 100 Milliarden Euro wert. Der Grund für die Wertschätzung: SAP ist das einzige deutsche Unternehmen, das es dank seiner Innovationen zu einer globalen Spitzenposition in der Techbranche gebracht hat.
Der Weltmarktführer bei Unternehmenssoftware steckt jedoch mitten in einem groß angelegten Umbau. Das Geschäftsmodell wird umgestellt: Abos statt Lizenzen lautet die Strategie, die Chef McDermott seit Jahren verfolgt. Der aktuelle Personalabbau dient nicht nur der Verjüngung, er soll auch die veränderte Strategie befördern. Angekündigt haben die Walldorfer die Streichung von rund 4.400 der weltweit fast 100.000 Stellen. Auf Deutschland sollen 1.200 Abgänge entfallen.
Mit von Unternehmenskunden via Internet gemieteter Software macht SAP bereits ein gutes Viertel des Umsatzes. Tendenz: stark steigend. Insgesamt legte das Geschäft der Walldorfer im jüngsten Quartal um elf Prozent zu. Das sogenannte Cloud-Business wuchs um 40 Prozent. Im Gesamtjahr soll der Bereich zwischen 6,7 und sieben Milliarden Euro Volumen bringen und somit um bis zu 39 Prozent expandieren.
Rendite mit Verzögerung
Zwar belastet der Wechsel zunächst die Margen, weil das Cloud-Modell weniger Service-Umsätze generiert als das alte Lizenzgeschäft. Dagegen ist es bedeutend stabiler und besser prognostizierbar. Auf Dauer will McDermott die Renditen durch Größenvorteile und Innovationen steigern. Bis 2023 will er nicht nur die operative Marge steigern und den Umsatz auf 35 Milliarden Euro treiben. Bis dahin will der Chef dem Finanzmarkt klargemacht haben, dass SAP höhere Bewertungsmultiplikatoren verdient. Im Auge hat McDermott dabei etwa die US-Firma Salesforce. Der Anbieter von Vertriebssoftware beackert ein ähnliches Feld wie die Walldorfer, ist mit gut der Hälfte des Umsatzes jedoch kleiner und spezialisierter. Salesforce bringt es dabei auf ein gut doppelt so hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis.
McDermott will ähnliche Multiplikatoren an der Börse erreichen - und so den Marktwert von SAP bis 2023 auf 250 bis 300 Milliarden Euro steigern. Die Strategie könnte aufgehen. 2020 wird SAP Schätzungen zufolge Salesforce beim Gewinnwachstum überholen. Auch Investor Singer ist schon gespannt auf die Kursentwicklung.
Investor-Info
SAP
Nummer 1 gibt Gas
Bereinigt um die Belastungen für Personalabbau und die Übernahme des US-Unternehmens Qualtrics stieg der operative Gewinn von SAP im Quartal um elf Prozent auf 1,82 Milliarden Euro, das lag leicht unter den Erwartungen. Auch die Renditevorgabe für 2019 wird noch nicht erfüllt. Das Management steht in der Pflicht, 2020 zu liefern. Die Chancen stehen jedoch gut, dass es gelingt. Langfristig ist der Marktführer top positioniert. Der Rücksetzer ist eine Gelegenheit.
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Bildquellen: Gil C / Shutterstock.com, SAP
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