Dank Zinswende

Commerzbank-Aktie springt hoch: Commerzbank hat Gewinn 2022 mehr als verdreifacht

16.02.23 17:54 Uhr

Commerzbank-Aktie springt hoch: Commerzbank hat Gewinn 2022 mehr als verdreifacht | finanzen.net

Die Zinseinnahmen aus dem Firmenkundengeschäft haben den Gewinn der Commerzbank im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht.

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Unter dem Strich stand 2022 ein Gewinn von 1,4 Milliarden Euro, nach 430 Millionen Euro im Vorjahr, wie Deutschlands zweitgrößte Privatbank am Donnerstag mitteilte. Von der Bank befragte Analysten hatten mit 1,35 Milliarden Euro Gewinn gerechnet. Das operative Ergebnis lag bei 2,1 Milliarden Euro nach 1,18 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Damit übertraf Bankchef Manfred Knof sein Ziel, den Konzerngewinn auf über eine Milliarde Euro zu steigern. "Das zeigt, dass unsere Strategie greift und wir die Trendwende geschafft haben," erklärte Knof. "Die Commerzbank ist wieder da."

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Seit vier Jahren schlägt die Bank zum ersten Mal eine Dividende von 20 Cent je Aktie vor. Analysten hatten allerdings mit einer höheren Ausschüttung von 25 Cent je Aktie gerechnet. Seit der Finanzkrise 2008 hat das Institut nur in zwei Jahren - 2015 und 2018 - einen Teil des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet. Darüber hinaus will der Vorstand auch über ein Aktienrückkaufprogramm Geld an die Anteilseigner zurückgeben. Insgesamt sollen damit 30 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden, 2023 soll die Quote auf 50 Prozent steigen. Der Aktienrückkauf muss aber noch von der Europäischen Zentralbank (EZB) als Aufsichtsbehörde und von der Finanzagentur des Bundes genehmigt werden. Diese hält den Staatsanteil an der Bank.

Commerzbank-Chef: Noch Wegstrecke, bis alle Ziele erreicht sind

Nach dem höchsten Gewinn seit 2007 tritt Commerzbank-Chef Manfred Knof etwas auf die Euphoriebremse. Der Milliardengewinn 2022 und der voraussichtliche Wiederaufstieg des Instituts in den Deutschen Aktienindex sollte "kein Anlass sein, übermütig zu werden", sagte Knof am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. "Wir wissen, dass wir noch eine lange und anspruchsvolle Wegstrecke vor uns haben, bis wir die selbst gesteckten Ziele erreichen und im Idealfall sogar übertreffen."

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Der Vorstand hat sich unter anderem vorgenommen, die Rendite auf das materielle Eigenkapital bis 2024 auf mehr als 7,3 Prozent nach Steuern zu steigern. Im vergangenen Jahr erreichte die Commerzbank einen Wert von 4,9 Prozent. Um einen Euro Gewinn zu machen, will die Bank 2024 nur noch 60 Cent aufwenden. Von 2021 auf 2022 hatte sich diese sogenannte Aufwands-Ertrag-Relation (Cost-Income-Ratio) von 79,3 Prozent auf 68,6 Prozent verbessert.

Den Überschuss des Jahres 2022 in Höhe von gut 1,4 Milliarden Euro will der Commerzbank-Vorstand schon im laufenden Jahr übertreffen. "Wir streben für dieses Jahr ein gegenüber 2022 deutlich höheres Konzernergebnis an", bekräftigte Knof. "Und davon wollen wir die Hälfte an unsere Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten."

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ifo-Chef Fuest für schrittweisen Ausstieg des Bundes bei Commerzbank

ifo-Präsident Clemens Fuest spricht sich für einen Ausstieg des Staates aus der wieder tiefschwarze Zahlen schreibenden Commerzbank aus.

"Begründung für den Einstieg bei der Commerzbank war die Stützung der Bank in der Finanzkrise, mittlerweile spielt diese Begründung keine Rolle mehr", sagte Fuest, der auch im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministeriums sitzt, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Deshalb sollte der Staat sich zurückziehen." Das sollte aber nicht überstürzt werden. Das Vermögen der Steuerzahler müsse geschützt werden. "Das spricht für einen schrittweisen Ausstieg", sagte Fuest.

Der Bund ist mit 15,6 Prozent größter Anteilseigner der Commerzbank. Die Beteiligung geht noch auf die Rettung in der globalen Finanzkrise 2008/09 zurück. Ein Ausstieg ist bislang nicht gelungen, auch weil sich dies für den Bund finanziell nicht gerechnet hat.

Commerzbank mit Kurssprung - Positives Zinsumfeld, DAX-Aufstieg

Die Aktien der Commerzbank standen bei den Anlegern wieder hoch im Kurs. Am Donnerstag kam der Geschäftsbericht gut an. Die Commerzbank-Aktie legte im XETRA-Handel letztlich 11,6 Prozent auf 11,50 Euro zu. Zwischenzeitlich stieg sie auf den höchsten Stand seit fast fünf Jahren.

Auch europaweit präsentierten sich Banken stark. Der Sektor war mit plus 1,3 Prozent unter den Favoriten der Stoxx-600-Übersicht. Steigende Zinsen sind derzeit einer der Haupttreiber für die Branche. Im Kreditgeschäft bedeutet dies höhere Einnahmen. Außerdem müssen die Geldhäuser seit Juli vergangenen Jahres keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken, sondern bekommen dafür wieder Zinsen. "Mit der Rückkehr von Zinsen sprudeln auch die Gewinne der Banken", erläuterte der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

Von diesen freundlicheren Rahmenbedingungen profitiert die Commerzbank. Experten lobten in ersten Reaktionen vor allem den Ausblick der Frankfurter für den Zinsüberschuss. Er lasse den Markterwartungen an die Ergebnisse der Bank noch deutlichen Spielraum nach oben, erklärte Analystin Anke Reingen von der kanadischen RBC. Auch Kian Abouhossein von JPMorgan lobte insbesondere die neuen Ziele für die Zinseinkünfte. Er sieht die Commerzbank auf dem richtigen Weg. Der Ausblick sei stark, schrieb Chris Hallam von Goldman Sachs. Daher dürften die Markterwartungen für das laufende Jahr steigen.

Nachdem die Commerzbank im vergangenen Jahr mehr als dreimal so viel verdient habe wie im Jahr zuvor, scheine nun mit Dividenden und Aktienrückkäufen auf einmal alles wieder möglich zu sein, so Experte Molnar. Und mit der höchstwahrscheinlichen Rückkehr der Commerzbank in den Leitindex DAX bekämen die Anleger noch einen Extra-Bonus obendrauf.

Index-Experten rechnen mit einem Wiederaufstieg der Bank in die erste deutsche Börsenliga, nachdem der Gasherstellers Linde wegen seines künftig nur noch exklusiven Listings in den USA dort in Kürze herausfällt. Die Entscheidung darüber, ob es die Commerzbank am 27. Februar zurück in den DAX schafft, trifft die Deutsche Börse am Freitagabend. Mit einem DAX-Aufstieg würde die Commerzbank künftig noch stärker in den Fokus internationaler Investoren und auch von Analysten rücken.

Bei aller Begeisterung trat Commerzbank-Chef Manfred Knof nach dem höchsten Gewinn seit 2007 gleichwohl etwas auf die Euphoriebremse. Der Milliardengewinn 2022 und der voraussichtliche Wiederaufstieg in den DAX sollte "kein Anlass sein, übermütig zu werden", sagte Knof. "Wir wissen, dass wir noch eine lange und anspruchsvolle Wegstrecke vor uns haben, bis wir die selbst gesteckten Ziele erreichen und im Idealfall sogar übertreffen."

Die Anleger störten die etwas vorsichtigeren Töne nicht wirklich. Für sie ist es eine erfolgreiche Woche, in der auch eine Personalie zu ihrer Zufriedenheit beitrug. So soll Ex-Bundesbank-Präsident Jens Weidmann den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden übernehmen. Das Kontrollgremium habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, Weidmann zu seinem Vorsitzenden zu wählen, sofern dieser wie vorgesehen von der Hauptversammlung am 31. Mai in den Aufsichtsrat gewählt werde, hieß es von dem Konzern. Bereits im November hatte die Commerzbank öffentlich gemacht, dass Weidmann der Wunschkandidat des scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Gottschalk ist.

Mit dem Kurszuwachs an diesem Donnerstag beläuft sich das Plus für die Commerzbank-Aktionäre seit Jahresanfang auf mehr als ein Viertel. Damit befindet sich die Aktie im MDAX im vorderen Feld und lässt auch den europäischen Bankensektor deutlich hinter sich. Im Vergleich mit der Deutschen Bank hat die Commerzbank ebenfalls die Nase vorn, kommen die Papiere des Konkurrenten 2023 bislang doch nur auf einen Zuwachs von knapp elf Prozent.

Frankfurt (Reuters / dpa-AFX)

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Bildquellen: Commerzbank AG

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