Dänemark: Trumps Grönland-Interesse ist Weckruf für Europa

29.01.25 11:45 Uhr

KOPENHAGEN (dpa-AFX) - Zwei führende Minister der dänischen Regierung können den umstrittenen Grönland-Aussagen von US-Präsident Donald Trump etwas Positives abgewinnen. Trump sende ein sehr deutliches Signal an Europa, dass die Zeit vorbei sei, in der man sich darauf verlassen könne, dass die USA die sicherheitspolitische Rechnung bezahlen, sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen der Zeitung "Politiken".

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"Diesen Weckruf halte ich in vielerlei Hinsicht für befreiend", sagte er. "Denn jetzt bekommen wir eine Diskussion über Europas Verteidigungswillen, nicht bloß darüber, inwieweit wir glauben, dass die Amerikaner weiterhin für unsere Sicherheit sorgen werden."

Außenminister Lars Løkke Rasmussen glaubt, dass die turbulente Situation im Zuge von Trumps Begehrlichkeiten am Ende etwas Gutes mit sich bringen könnte. Trump habe bereits in der Vergangenheit häufiger etwas Wichtiges auf den Punkt gebracht, und es komme selten vor, dass seine Aussagen nichts mit der Realität zu tun hätten, sagte Løkke der Zeitung "Berlingske".

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Umfrage: Klare Mehrheit auf Grönland gegen US-Übernahme

Trump hat in den vergangenen Wochen immer wieder sein Interesse an Grönland bekundet, das zwar weitgehend autonom ist, offiziell aber zum Königreich Dänemark gehört. Dabei schloss er auch wirtschaftlichen oder militärischen Zwang nicht aus, um die Kontrolle über die größte Insel der Erde zu erlangen. Die dänische Regierung um Ministerpräsidentin Mette Frederiksen versucht seitdem den schwierigen diplomatischen Drahtseilakt, Trumps Begehrlichkeiten zurückzuweisen, ohne den wichtigsten Verbündeten und Handelspartner des Landes vor den Kopf zu stoßen.

Auf Grönland selbst deutet eine Befragung derweil darauf hin, dass eine klare Mehrheit der Bevölkerung dagegen ist, dass ihre Insel US-Territorium wird: Rund 85 Prozent von knapp 500 repräsentativ ausgewählten Befragten sprachen sich in einer Umfrage im Auftrag von "Berlingske" und der grönländischen Zeitung "Sermitsiaq" dagegen aus, aus der sogenannten Reichsgemeinschaft mit Dänemark auszutreten und stattdessen Teil der USA zu werden. Nur sechs Prozent waren demnach dafür, neun Prozent unentschlossen. Grönland hat knapp 57.000 Einwohner./trs/DP/mis