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QIAGEN-Aktie gefragt: QIAGEN nach unerwartet starkem Jahr pessimistischer für 2022

09.02.22 14:18 Uhr

QIAGEN-Aktie gefragt: QIAGEN nach unerwartet starkem Jahr pessimistischer für 2022 | finanzen.net

Die wegen der Omikron-Virusvariante hohe Nachfrage nach seinen Corona-Tests hat QIAGEN ein unerwartet starkes Schlussquartal beschert.

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Deutlicher Schub kam zugleich von den übrigen Produkten des Konzerns. Anstatt des befürchteten Umsatzrückgangs legte der Erlös des Diagnostikspezialisten und Labordienstleisters in den letzten drei Monaten des Jahres zu. Für das neue Jahr stellt sich der Konzern zwar auf eine Delle ein, Analysten hatten aber Schlimmeres befürchtet.

Der Konzern mit operativem Sitz im nordrhein-westfälischen Hilden und Holding im niederländischen Venlo hatte früh Tests auf das Corona-Virus im Markt. Inzwischen ist die Produktpalette rund um Sars-Cov-2 weiter gewachsen. Zweimal im vergangenen Jahr änderte die QIAGEN-Führung um Unternehmenschef Thierry Bernard und Finanzvorstand Roland Sackers die Ziele. Zunächst war der Umsatz mit Corona-Tests zu üppig eingeschätzt worden, dann aber liefen die Geschäfte im dritten Quartal wieder besser als gedacht. Im Schlussquartal übertraf QIAGEN mit einem Umsatzplus von zwei Prozent auf 582 Millionen US-Dollar die eigenen Erwartungen und die Prognosen der Analysten deutlich.

Im Gesamtjahr zog der Umsatz um ein Fünftel auf 2,25 Milliarden Dollar an, wie der im Dax (DAX 40) und an der Wall Street notierte Konzern bereits am Dienstag nach US-Börsenschluss mitgeteilt hatte. Der Gewinn unter dem Strich stieg 2021 um 43 Prozent auf 513 Millionen Dollar. "Unsere äußerst starken Ergebnisse im vierten Quartal markieren den Höhepunkt eines extrem erfolgreichen Jahres", sagte Firmenchef Thierry Bernard laut Mitteilung.

Im Jahr 2022 erwartet das QIAGEN-Management jedoch, dass der Konzernumsatz gerechnet zu konstanten Wechselkursen zurückgeht, will hier aber mindestens 2,07 Milliarden Dollar erreichen. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) soll wechselkursbereinigt bei mindestens 2,05 Dollar liegen, nachdem QIAGEN bei dieser Kennziffer im vergangenen Jahr noch 2,63 Dollar erreicht hatte.

Damit zeigt sich die QIAGEN-Führung allerdings zuversichtlicher als Analysten, die im Schnitt bislang noch weniger für 2022 auf dem Zettel hatten. Rückenwind erhofft sich der Konzern von seinem "Non-COVID"-Portfolio, das in diesem Jahr prozentual zweistellig wachsen soll. Damit will QIAGEN den womöglich nachlassenden Rückenwind durch die Pandemie auffangen, denn bei den COVID-Produkten wird ein "erheblicher" Rückgang beim Umsatz erwartet. In das Jahr dürfte der Konzern eigenen Schätzungen zufolge aber noch mit einem Umsatz- und Gewinnplus starten.

Auch mit Blick auf 2022 sei er "optimistisch, was die Chancen im Forschungsumfeld betrifft", betonte Bernard. Mittelfristig sieht der Firmenchef QIAGEN gut aufgestellt, "da wir uns auf gezielte Wachstumschancen in den Bereichen Life Sciences und Molekulare Diagnostik konzentrieren".

Der Konzern hat etwa diverse Diagnostikgeräte und Technologien für die Gensequenzierung im Programm. In der Pandemie hatte QIAGEN von seinen Analysetools ein Vielfaches der üblichen Mengen verkauft und hofft nun auf Folgegeschäfte, unter anderem durch die Erweiterung um zusätzliche Testkits. Auch der Tuberkulosetest Quantiferon spielt eine wichtige Rolle in den Wachstumsambitionen des Unternehmens - hier gab es zuletzt weitere Zulassungen und im Schlussquartal legten die Verkäufe prozentual zweistellig zu.

Auch die Entwicklung seines gesamten Non-COVID-Portfolios gibt bislang den Hoffnungen des Managements recht: Im Gesamtjahr 2021 zog der Umsatz aller Produktgruppen ohne Bezug zu COVID-19 um fast ein Viertel an, in konstanten Währungen betrug das Plus 22 Prozent. Dies war ebenfalls besser als vom Konzern erwartet. Mit mehr als eineinhalb Milliarden Dollar stellten diese Produkte knapp 70 Prozent des gesamten Konzernerlöses. Die COVID-Produkte kamen hingegen auf Zwölfmonatssicht lediglich wechselkursbereinigt auf einen Zuwachs von 13 Prozent - im Schlussquartal lagen sie sogar um sieben Prozent unter dem Vorjahr.

QIAGEN prüft Option von Dividendenzahlungen

Das Diagnostikunternehmen QIAGEN nimmt die Möglichkeit regelmäßiger Dividendenzahlungen an seine Aktionäre in den Blick. "Das ist definitiv eine Option, mit der wir uns auseinandersetzen", sagte Finanzvorstand Roland Sackers in einer Telefonkonferenz zu den aktuellen Zahlen. Bevor eine solche Entscheidung aber falle, wolle man sich ansehen, wie der Cashflow aussehe, wenn das COVID-19-Geschehen endemisch werde.

Sackers hatte zuvor erklärt, dass QIAGEN den finanziellen Spielraum habe, sowohl eigene Aktien zurückzukaufen als auch selbst Zukäufe zu tätigen. Interesse habe QIAGEN dabei vor allem bei Produkten, mit denen sich das Angebotsportfolio für die eigenen Kunden vergrößern lasse, führte er aus. Auch die Bioinformatik nannte Sackers als Zielrichtung möglicher Akquisitionen.

QIAGEN macht Anlegern Hoffnung für die Zeit nach COVID

QIAGEN kommt auch ohne die Pandemie vorwärts und das haben die Anleger am Mittwoch nach den Quartalszahlen des Diagnostik-Unternehmens honoriert. Mit dem Sprung über ihr Zwischenhoch von vor knapp drei Wochen erreichten sie den höchsten Kurs seit Anfang Januar.

Zuletzt gewannen sie als einer der Favoriten im DAX 4,09 Prozent auf 44,76 Euro und ließen damit auch die aus charttechnischer Sicht wichtige 200-Tage-Linie für den längerfristigen Trend hinter sich. Der deutsche Leitindex rückte derweil um rund eineinhalb Prozent vor.

Analyst Falko Friedrichs von der Deutschen Bank schrieb von guten Zahlen im vierten Quartal 2021 und von einem zuversichtlichen Ausblick. So liege der Umsatz im Schlussquartal um zehn Prozent über der Konsensschätzung und das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sogar um 17 Prozent darüber. Noch erfreulicher sei aus Investmentsicht, dass das Nicht-COVID-Geschäft stark abgeschnitten habe.

Peter Welford, Analyst beim Investmenthaus Jefferies, sah das ähnlich. Die Gewinne im Schlussquartal lägen über den Markterwartungen, die COVID-19-bedingten Erlöse hätten zu einem stärkeren Abschneiden geführt als gedacht. Er lobte, dass das Wachstum aus dem Nicht-COVID-Geschäft robust gewesen sei. Die aktuellen Marktschätzungen bewegten sich am unteren Ende des erstmals für 2022 gegebenen Ausblicks, sodass hier womöglich moderater Spielraum nach oben bestehe. Insgesamt stimme das Zahlenwerk von QIAGEN zuversichtlich.

In diesem Jahr will Qiagen noch einmal viel Geld in die Hand nehmen. Weltweit sollen rund 200 Millionen Dollar investiert werden, kündigte der Finanzvorstand an, der größte Teil davon in den bereits begonnenen Ausbau des Standortes Hilden. Auch die Zahl der Mitarbeiter soll weiter wachsen. Zugleich will Qiagen das Thema Übernahmen angehen - dabei gehe es vor allem um die Ergänzung bestehender Testportfolien, aber auch der Einstieg in die Bioinformatik sei denkbar.

QIAGEN steht seit längerer Zeit im Fokus von Interessenten. Eine Übernahme durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific war 2020 am Widerstand der Aktionäre gescheitert. Im Herbst vergangenen Jahres waren dann erneut Übernahmegerüchte aufgekommen. Dabei war auch Fantasie hinsichtlich einer möglichen Fusion mit dem französischen Wettbewerber bioMerieux Thema am Markt gewesen.

An diesem Mittwoch erklärte der Finanzvorstand des Unternehmens während der Telefonkonferenz zum Quartalsbericht, man sehe sich auch allein gut aufgestellt und verfüge über genügend Schlagkraft für eigene Zukäufe und Aktienrückkäufe.

Die QIAGEN-Aktie gewinnt im XETRA-Handel am Mittwoch zeitweise 3,53 Prozent auf 44,52 Euro.

VENLO / HILDEN / FRANKFURT(dpa-AFX / Dow Jones Newswires)

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Bildquellen: QIAGEN, Dennis Diatel / Shutterstock.com

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