Corona-Impfstoff

BioNTech-Aktie in Rot: Impfstoff-Fläschchen können Extra-Dosen enthalten - Zulassung in Ecuador und Chile

17.12.20 16:52 Uhr

BioNTech-Aktie in Rot: Impfstoff-Fläschchen können Extra-Dosen enthalten - Zulassung in Ecuador und Chile | finanzen.net

Einige der Fläschchen mit dem Corona-Impfstoff von Pfizer und BioNTech können nach Angaben der US-Arzneimittelbehörde FDA verwertbare zusätzliche Dosen des Vakzins enthalten.

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Der Inhalt der Glasgefäße sei üblicherweise für fünf Dosen gedacht, schrieb die Behörde am Mittwochabend (Ortszeit) auf Twitter. In manchen Fällen reiche das Präparat der in den USA verteilten Fläschchen aber für eine sechste oder sogar siebte Dosis. Ob auch in den für Deutschland vorgesehenen Impfstoff-Fläschchen mehr drin ist, war zunächst unklar.

Angesichts des Gesundheitsnotstands im Kampf gegen die Pandemie sei es bis zu einer endgültigen Klärung in den USA zunächst zulässig, den überschüssigen Inhalt eines Fläschchens für Impfungen zu verwenden, so die FDA. Es müsse aber gewährleistet sein, dass diese Menge jeweils für eine komplette Dosis ausreiche, betonte die FDA. Auf keinen Fall dürften Reste aus verschiedenen Fläschchen vermengt werden, warnte die Behörde mit Blick auf das Risiko einer potenziellen Verunreinigung.

Wie das US-Nachrichtenportal "Politico" schrieb, waren Apotheker in Krankenhäusern auf den überschüssigen Impfstoff in den Fläschchen aufmerksam geworden. Da zunächst Unklarheit über die Verwendung geherrscht habe, seien Hunderte von Extra-Dosen weggeworfen worden, seit am Montag in dem Land die Impfungen mit dem Präparat der Unternehmen BioNTech aus Mainz und Pfizer aus den USA begannen. Dieses hatte eine Notzulassung der Arzneimittelbehörde erhalten.

Die USA haben bislang 100 Millionen Dosen dieses Vakzins gekauft. Angesichts der Impfstoff-Knappheit seien die Extra-Dosen sehr willkommen, schrieb "Politico". Sie könnten das vorhandene Angebot womöglich um bis zu 40 Prozent steigern.

"Die Impfstoffmenge, die nach dem Entfernen von fünf Dosen in dem Mehrfachdosis-Fläschchen übrig bleibt, kann je nach Art der verwendeten Nadeln und Spritzen variieren", zitierte "Politico" eine Pfizer-Sprecherin. Eine Expertin der Universität von Utah sagte dem Portal, dass Hersteller normalerweise etwas mehr Impfstoff abfüllen, so dass genügend übrig bleibt, falls mal etwas verschüttet wird. Ungewöhnlich sei aber, dass eine Extra-Dosis oder sogar mehr enthalten sei.

BioNTech-Impfstoff auch in Ecuador und Chile zugelassen

Nach Mexiko haben auch die lateinamerikanischen Länder Ecuador und Chile dem vom Mainzer Unternehmen BioNTech und dessen US-Partner Pfizer entwickelten Corona-Impfstoff eine Zulassung erteilt. Noch diesen Monat werde ein Flugzeug mit den ersten 20 000 Dosen der Impfung in Chile landen, sagte der chilenische Präsident Sebastián Piñera in einer Fernsehansprache am Mittwochabend (Ortszeit). Das Institut für öffentliche Gesundheit hatte den Impfstoff am Mittwoch vorläufig zugelassen, was einer Notfallzulassung entspricht. In Ecuador gab Gesundheitsminister Juan Carlos Zevallos bekannt, dass von Januar an die ersten 50 000 Impfdosen von BioNTech/Pfizer ankommen würden.

Mexikos staatliche Kommission zum Schutz vor Gesundheitsrisiken hatte dem Impfstoff am Freitag wie die US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung erteilt. Bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) wurde die Zulassung des Corona-Impfstoffs in der EU beantragt, eine Entscheidung darüber soll am Montag kommender Woche fallen - acht Tage früher als geplant.

Bereits Anfang Dezember hatte die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel dem Präparat von BioNTech/Pfizer eine Notfallzulassung erteilt. Damit wurde Großbritannien der erste Staat weltweit, der das Vakzin freigab. Inzwischen haben unter anderem Kanada, Bahrain, Saudi-Arabien, Panama und Costa Rica den Impfstoff genehmigt. Lateinamerika gehört zu den Brennpunkten der Corona-Krise. Strenge Ausgangsbeschränkungen konnten die Ausbreitung des Virus in einigen Ländern zunächst zwar etwas bremsen. Aber vielerorts sind die Corona-Zahlen zuletzt wieder angestiegen. Neben Brasilien sind Argentinien, Kolumbien, Peru und Mexiko besonders stark betroffen.

BioNTech: Für Impfstoff-Auslieferung auch über Weihnachten im Dienst

Die Gründer der Mainzer Firma BioNTech haben Anstrengungen auch über die Feiertage angekündigt, damit ihr Covid-19-Impfstoff möglichst vor Jahresende ausgeliefert werden kann. "Unsere Mitarbeiter werden über Weihnachten arbeiten, dass das wirklich möglich ist, dass in jedem Land der Impfstoff ankommt (...)", sagte Vorstandschef Ugur Sahin am Donnerstag in einer Videokonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Für den Impfstoff von BioNTech und seinem US-Partner Pfizer will die Europäische Arzneimittelagentur EMA am kommenden Montag (21. Dezember) wohl grünes Licht geben.

Sahin betonte, man sei zuversichtlich, dass im nächsten Winter wieder ein "normales Leben" möglich sei und nicht mehr die Notwendigkeit für einen Shutdown bestehe. Er betonte, unter anderem jahrzehntelange Arbeit zum Botenmolekül mRNA sei Grundlage für den Impfstoff gewesen. Die medizinische Geschäftsführerin Özlem Türeci sagte, in Großbritannien seien bereits mehr als 140 000 Menschen geimpft. Die Daten zur Verträglichkeit deckten sich mit den Erkenntnissen aus der klinischen Studie. "Das Etappenziel ist nun bald erreicht", sagte Türeci mit Blick auf den erwarteten Einsatz des Vakzins in Deutschland. Der Marathon sei aber noch nicht vorüber.

Die Bundesländer stellen sich auf einen Beginn von Impfungen mit dem Impfstoff von BioNTech und dessen US-Partner Pfizer am 27. Dezember ein.

Merkel: Corona-Impfstoff kann viel Leben retten

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Entwicklung des ersten Corona-Impfstoffes durch den Mainzer Hersteller für den weltweiten Kampf gegen die Pandemie hervorgehoben. "Wenn wir sehen, wie viele Menschen im Augenblick an Corona sterben, dann weiß man, wie viel Leben das retten kann", sagte sie am Donnerstag in Berlin zu Beginn einer Videokonferenz mit den Firmengründern Ugur Sahin und Özlem Türeci. Sie freue sich auf den Tag, an dem das Impfen starten könne, wenn die EU-Zulassung erteilt werde.

Merkel betonte, die Bundesregierung sei "mächtig stolz" darauf, dass es in Deutschland solche Forscher gebe. Das junge Unternehmen sei sehr schnell "ins Weltrampenlicht geraten". Die Forscher hätten nicht die Flinte ins Korn geworfen, sondern an ihre Entwicklung geglaubt.

Bund und Länder stellen sich auf einen Beginn von Impfungen mit dem Impfstoff von BioNTech und dessen US-Partner am 27. Dezember ein. Die Bundesregierung setzt auf eine europäische Zulassung für den Impfstoff noch kurz vor Weihnachten.

Karliczek wirbt bei Impfstoff um Vertrauen

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat mit Blick auf die voraussichtliche Zulassung des Corona-Impfstoffs der Mainzer Firma und des Konzerns Pfizer erneut um Vertrauen geworben. "Ich betone in diesen Tagen immer und immer wieder, dass an der Prüfung von Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs keine Abstriche gemacht worden sind", sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag in Berlin zu Beginn einer Videokonferenz mit den Gründern. Das Gegenteil sei der Fall.

Karliczek wies darauf hin, dass der Impfstoff mit einer Prüfgruppe von 44 000 Menschen getestet wurde. Dadurch habe man viel mehr Daten über Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen als üblicherweise. In einer normalen Phase-III-Studie seien sonst nur 5000 oder 10 000 Menschen eingeschlossen.

Die Bundesländer stellen sich auf einen Beginn von Impfungen mit dem Impfstoff von BioNTech und dessen US-Partner Pfizer am 27. Dezember ein, wie die zuständige Berliner Senatsverwaltung als Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz am Mittwochabend mitteilte. Die Bundesregierung setzt auf eine europäische Zulassung für den Impfstoff noch kurz vor Weihnachten.

Derzeit verliert die Pfizer-Aktie an der NYSE 0,75 Prozent auf 37,56 Dollar, während BioNTech an der NASDAQ um 1,59 Prozent auf 104,10 Dollar abgibt.

WASHINGTON / SANTIAGO DE CHILE (dpa-AFX)

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