UniCredit: Spekulation auf den Befreiungsschlag
Die angeschlagene italienische Großbank Unicredit hatte ihre milliardenschwere Kapitalerhöhung bestens vorbereitet.
In den vergangenen Wochen sickerten immer wieder Neuigkeiten über den Stand der geplanten Beteiligungsverkäufe durch, die dem Aktienkurs neues Leben einhauchten. Kostete die Aktie vor wenigen Tagen noch weniger als zwei Euro, ging es in der Spitze bis auf mehr als 2,80 Euro nach oben.
Sogar am Tag vor Bekanntgabe der Details zur Kapitalerhöhung wartete der Konzern mit positiven Neuigkeiten auf: Die Fondstochter Pioneer wird für 3,545 Mrd. Euro in bar an den französischen Vermögensverwalter Amundi verkauft. Damit setzt der erst seit Mitte Juli amtierende Vorstandschef Jean-Pierre Mustier seinen Kurs, bei dem der Verbesserung des dünnen Kapitalpuffers oberste Priorität gilt, unbeirrt fort. Zuvor hatte er bereits Anteile an der Onlinebank Fineco und dem polnischen Kreditinstitut Pekao verkauft.
Angesichts der Erfolgsmeldungen konnte die eigentliche Ankündigung der Kapitalerhöhung Investoren nicht mehr erschrecken. Die Ausgabe neuer Aktien soll - wie erwartet - rund 13 Mrd. Euro einbringen. Angesichts des Börsenwerts, der aktuell rund 15 Mrd. Euro erreicht, ist das ein gewaltiger Schluck aus der Pulle. Doch die Anleger nahmen es gelassen. Nach einer schwachen Eröffnung, bei der die Aktie in der Spitze rund fünf Prozent an Wert verlor, drehte der Kurs ins Plus.
Gesamtpaket überzeugt
Börsianer honorierten, dass es nicht allein bei der Kapitalerhöhung bleiben soll. Die Bank will zudem Kredite über fast 18 Mrd. Euro an Finanzinvestoren verkaufen. So sollen die Risiken für den Konzern sinken. Außerdem forciert die Bank einmal mehr den Sparkurs. Die Kosten sollen bis 2019 um weitere 1,7 Mrd. Euro gedrückt werden. Dazu werden über den bereits bekannten Abbau von tausenden Stellen weitere 6.500 Arbeitsplätze wegfallen.
Zwölf Mrd. Euro Kosten
Insgesamt sollen bis Ende 2019 auf vergleichbarer Basis rund 14.000 Stellen gestrichen werden. Ende September hatte die Unicredit rund 123.000 Vollzeitarbeitsplätze. Mit dem Maßnahmenbündel im Rücken will die Bank bis 2019 wieder profitabel sein. Kehrseite der Medaille: In diesem Jahr kosten die Maßnahmen erst einmal eine Menge Geld. Allein im Schlussquartal 2016 werden Sonderkosten von satten zwölf Mrd. Euro erwartet. Klar, dass Unicredit das Geschäftsjahr mit einem hohen Verlust abschließen wird. Nach dem Umbau will die Bank im Jahr 2019 wieder hoch rentabel sein und 4,7 Mrd. Euro verdienen.
News sind eingepreist
Dass der Aktienkurs positiv reagierte, ist ein gutes Zeichen. Sicherlich wird die anstehende Kapitalerhöhung aufgrund der riesigen Verwässerung nochmals auf den Kurs drücken, zumal die Bank sicherlich einen großen Rabatt gewähren muss, um die Anleger zum Kauf zu bewegen. Allerdings dürfte das Schlimmste bereits eingepreist sein.
Daher können sich Anleger ein Capped Bonus der Commerzbank ansehen. Das Papier generiert in etwa einem Jahr einen Ertrag von 21,4 Prozent, wenn die Aktie stets über 1,60 Euro bleibt. Übrigens: Den im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung üblichen Bezugsrechtsabschlag wird der Emittent bereinigen, so dass die Barriere hierdurch nicht in Gefahr gerät.
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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