Christian Scheid

Hochtief: Aktion mit Hintergedanken

17.03.16 10:58 Uhr

Hochtief: Aktion mit Hintergedanken | finanzen.net

Hochtief gehörte bis vor wenigen Tagen zu den stärksten Dividendenpapieren, die der deutsche Aktienmarkt zu bieten hatte.

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Während der Gesamtmarkt auf Tauchstation ging, hangelte sich der Bau-Titel von Hoch zu Hoch. Allein in den vergangenen zwölf Monaten kletterte der Titel um gut 42 Prozent nach oben, während der MDAX um knapp fünf Prozent nachgab. Doch nun wurde die Rallye urplötzlich gestoppt.

Auslöser war die überraschende Ankündigung, wonach Hochtief sein laufendes Aktienrückkaufpro¬gramm überraschend eingestellt hat. Hochtief erklärte, im Rahmen des seit Mitte Januar laufenden Programms seien rund 0,95 Mio. Anteilscheine zurückgekauft worden. Vorgenommen hatte sich das Unternehmen bis zu 2,78 Mio. Papiere. Allein seit der Ankündigung des Rückkaufs hatte sich der Aktienkurs von gut 80 Euro auf zwischenzeitlich mehr als 100 Euro nach oben gearbeitet. Nach Ankündigung der Beendigung ging es um fast acht Prozent nach unten. Doch inzwischen hat die MDAX-Aktie fast den gesamten Verlust wieder aufgeholt.

Spekulationen zufolge könnte der Hochtief-Aktionär ACS hinter der überraschenden Aktion stecken. Die Spanier hatten Hochtief 2011 mehrheitlich übernommen. Im Oktober vergangenen Jahres haben sie ihren Anteil an den Deutschen um 5,84 Prozentpunkte auf 66,54 Prozent aufgestockt. Zudem hält Hochtief nun 7,32 Prozent eigene Aktien. Wenn der Konzern diese Anteile nun einziehen würde - der Vorstand könnte diese Maßnahme mit Zustimmung des Aufsichtsrats und ohne einen weiteren Hauptversammlungsbeschlusses umsetzen -, würde sich der ACS-Anteil automatisch weiter erhöhen - unserer Berechnung nach auf 71,8 Prozent. Ab 75 Prozent könnten die Spanier einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag durchsetzen und sich somit die Kontrolle über Hochtief sichern. Die verbliebenen Aktionäre könnten dann mit einer jährlichen Ausgleichszahlung und einer Barabfindung rechnen - mit entsprechenden positiven Impulsen für den Aktienkurs. Auf ein solches Szenario setzen risikobereite mit einem Turbo von Société Génerale.

2015 war ein sensationelles Jahr für Übernahmen. Der Markt für Mergers & Acquisitions (M&A) ist auf mehr als fünf Bio. Dollar angeschwollen und hat damit einen neuen Höchststand erreicht. Im bisherigen Rekordjahr 2007 summierten sich die M&A-Aktivitäten auf 4,1 Bio. Dollar. Der Trend dürfte anhalten. Denn die potenziellen Käufer sitzen auf immensen Geldbergen. Auch deutsche Unternehmen dürften verstärkt in den Fokus geraten. Gerade die börsennotierten Konzerne sind im historischen Vergleich ohnehin nicht teuer - und nach dem Kursrutsch zu Jahresbeginn noch ein Stück günstiger zu haben. Als Übernahmekandidat gilt etwa Stada. Der Hersteller von Nachahmermedikamenten würde gut ins Portfolio einiger Pharmagrößen passen. Ins Visier eines Käufers könnte auch TAG Immobilien geraten. Der deutsche Immobilienmarkt befindet sich im Konsolidierungsmodus - und TAG gehört zu den wenigen verbliebenen börsennotierten Zielen.

Stada und TAG Immobilien sind auch Mitglieder des Solactive German Mergers & Acquisitions Performance-Index, auf den HypoVereinsbank onemarkets ein Zertifikat begeben hat (ISIN DE000HV7TPD2). Das Wertpapier zählt zu unseren Dauerfavoriten. Zuletzt in Ausgabe 01.2016 empfohlen, liegt der Tracker aktuell mit knapp zwei Prozent im Plus. Der DAX hat im gleichen Zeitraum um rund 1,7 Prozent zugelegt. Über einen längeren Zeitraum betrachtet hat der Solactive German Mergers & Acquisitions Performance-Index den DAX klar geschlagen: Seit Auflage im September 2012 liegt das Auswahlbarometer, mit rund 75 Prozent in der Gewinnzone. Dem steht ein Zuwachs von gut 30 Prozent beim deutschen Leitindex gegenüber.

Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal" target="_blank">ZertifikateJournal


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