RBC-Umfrage: Institutionelle Investoren so bullish wie seit 2018 nicht mehr
Durch die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus bricht in vielen Ländern der Welt gerade die Wirtschaft ein. Dennoch sind institutionelle Investoren so bullish wie schon lange nicht mehr.
Werte in diesem Artikel
• Die Umfrage zeigt: Ein Großteil der Befragten bleibt ruhig und ist sicher, die Börsen werden sich wieder erholen
• Auch Ricky Sanders steht den Aktien bullish gegenüber und hält ein Quartal mit negativem BIP für akzeptabel
• Solange die Infektionszahlen nicht zurück gehen, werde sich auch nicht viel an der aktuellen Lage ändern - danach soll es dafür überdurchschnittliche Werte geben
Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona Virus wirken sich nicht nur auf die Bewegungsfreiheit unzähliger Menschen auf der ganzen Welt aus: Fabriken haben ihre Produktion gestoppt, Geschäfte bleiben geschlossen und Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften wurde praktisch die gesamte Geschäftsgrundlage unter den Füßen weggezogen. Das führt einen massiven Einbruch des Handels und der Wirtschaft mit sich, weswegen auch die internationalen Aktienmärkte seit einigen Wochen ins Bodenlose stürzen. Die globale Investmentbank RBC Capital Markets befragte Ende März/Anfang Mai 185 institutionelle Investoren zu ihrer Einschätzung der Lage an den Börsen.
Die Mehrheit bleibt optimistisch
Die Umfrage ergab laut MarketMatch: Die Mehrheit der Befragten Investoren ist so bullish wie seit einer Umfrage im ersten Quartal des Jahres 2018 nicht mehr, schreibt Lori Calvasina von der RBC. Die Investoren betrachteten, nach Angaben der RBC, attraktive Anlagenbewertungen, hätten Vertrauen in die US-amerikanische Zentralbank, dass sie die Wirtschaft finanziell in der Krise unterstützen kann, und seien sich sicher, dass der wirtschaftliche Schaden der Krise überwindbar sein werde - all das stimme sie den Aktien gegenüber sehr bullish und optimistisch.
Den Zahlen zufolge glauben die meisten Befragten nicht, dass der Tiefpunkt der Krise schon erreicht ist, vielmehr schätzen sie den S&P 500-Index zunächst noch bärisch ein: Mehr als die Hälfte der Befragten gehe davon aus, dass er erst in drei Monaten wieder steigt. Sie gehen aber ebenfalls davon aus, dass der Tiefpunkt bei über 2.100 Zählern erreicht würde. Möglicherweise erreiche der S&P 500 dann 2021 schon wieder die Marke von 3.000 Punkten. Sie begründen dies mit der Einschätzung, dass das normale Geschäftsleben schon vor Ende September diesen Jahres wieder stattfinden kann.
Aktienflucht unverhältnismäßig
In einem Telefoninterview mit CNBCs Halftime Report gibt sich auch Hedgefonds-Experte und CEO von Eminence Capital Ricky Sanders bullish: Seine Rechnung stellt die durch Aktienflucht aufgekommenen 10 Billionen Dollar Marktkapitalisierung den 500 Milliarden Dollar Einbußen gegenüber, die wohl durch das Corona Virus im 2. Quartal entstehen werden. Er ist der Meinung, ein Quartal mit negativem BIP sei nicht so schlimm, da bereits an die zweite Jahreshälfte nachgedacht werden könne, in der ein wirtschaftlicher Aufschwung zu erwarten sei.
Auch historisch betrachtet werden sich die Aktienmärkte bald wieder erholen
So wie die von RBC Befragten institutionellen Investoren auf die US-amerikanische Zentralbank vertrauen, unterstützt auch die EZB die Wirtschaft in der Corona-Krise mit verschiedenen Paketen wie dem neuen Pandemie-Notfallprogramm und dem beschlossenen 120 Milliarden Euro-Rettungsschirm. So ist sich auch Michael Herzum, Leiter von Macro & Strategy bei Union Investment in einem Interview mit dpn-online sicher: "So lange das Wachstum der Infektionszahlen in den wichtigen Wirtschaftsregionen nicht zurückgeht, ist eine nachhaltige Aufwärtsbewegung bei Aktien und Unternehmensanleihen unwahrscheinlich. Mittel- bis langfristig bleiben die Perspektiven aber konstruktiv."
Und: Obwohl seinen Angaben nach der Risikoappetit an den Märkten Mitte März auf den Stand der globalen Finanzkrise 2008 gefallen sei, stellt er fest, dass historisch betrachtet "Aktienmärkte über ein Jahr nach Extremwerten deutlich überdurchschnittliche Erträge erzielen".
Redaktion finanzen.net
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