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Munich Re-Aktie tiefer: Münchener Rück dringt auf höhere Preise - Chef Jeworrek verlässt Vorstand

20.10.22 16:20 Uhr

Munich Re-Aktie tiefer: Münchener Rück dringt auf höhere Preise - Chef Jeworrek verlässt Vorstand | finanzen.net

Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück dringt vor dem jährlichen Branchentreffen in Baden-Baden auf höhere Preise.

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Das Umfeld für Erst- und Rückversicherer sei angesichts der steigenden Inflation, der drohenden Rezession, zunehmender Naturkatastrophen und Cyberangriffe "so kompliziert wie selten zuvor", erklärte die Münchener Rück. Der Konzern sei weiterhin bereit, Risiken zu zeichnen. "Inflationserwartungen und sich ändernde Risiken müssen in unseren Preisen für Versicherungsdeckungen abgebildet werden", forderte der unter anderem für das Europa-Geschäft zuständige Vorstand Thomas Blunck am Donnerstag in München.

In Deutschland sei in einigen Bereichen "starke Preisdisziplin und konsequentes Risikomanagement gefordert", sagte Deutschland-Chefin Claudia Hasse. Vor allem die Feuer-Versicherung von Industrieunternehmen und das Kfz-Geschäft entwickelten sich "schwierig". Die Erstversicherer dürften in der Autoversicherung in diesem Jahr operativ rote Zahlen schreiben, warnte Hasse.

Weniger Rückversicherungskapital trifft auf höhere Nachfrage

Das Versicherungsgeschäft wird durch das gleichzeitige Zusammentreffen mehrerer ungünstiger Faktoren von der Inflation bis zur Naturkatastrophe schwieriger und riskanter. Die Rückversicherung könnte sowohl teurer als auch vom Angebot knapper werden - bei gleichzeitig steigender Nachfrage. Das kündigte der weltgrößte Rückversicherer Munich Re am Donnerstag (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) anlässlich des bevorstehenden Branchentreffens in Baden-Baden an. Nach ihrem weltweiten Branchentreffen in Monte Carlo im September kommen Erst- und Rückversicherer vom 23. bis 26. Oktober in Baden-Baden zusammen, um über die Erneuerung ihrer Verträge zum 1. Januar 2023 zu verhandeln. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem europäischen Markt.

Ein Teil des Problems ist der schwierigen Wirtschaftslage geschuldet: Die hohe Inflation treibt die Schadenssummen in die Höhe, wie Munich-Re-Vorstandsmitglied Thomas Blunck und Deutschland-Chefin Claudia Hasse erläuterten. Steigende Zinsen wiederum führen in einem komplizierten Mechanismus dazu, dass den Rückversicherern weniger Mittel zur Verfügung stehen, um Risiken von Erstversicherern wie der Allianz oder der AXA zu übernehmen. "Der Anstieg der Zinsen führt bei festverzinslichen Wertpapieren zu einem niedrigeren Wert der Papiere", sagte Blunck.

"Langfristig sind höhere Zinsen attraktiv, aber der kurzfristige Effekt kann dazu führen, dass weniger Kapazität in den Märkten verfügbar ist". Niedrigere Kapazität würde bedeuten, dass die Rückversicherer den Erstversicherern geringere Deckungen anbieten oder auch insgesamt weniger Verträge abschließen. Zuvor hatte die Swiss Re - einer der größten Konkurrenten der Munich Re - höhere Preise in Aussicht gestellt und die Erstversicherer aufgefordert, mehr Risiken auf eigene Rechnung zu übernehmen.

Nach Einschätzung der auf Versicherer spezialisierten Ratingagentur A.M. Best dürfte das weltweite Rückversicherungskapital in diesem Jahr um acht Prozent schrumpfen. Diese Berechnungen stammten jedoch aus der Zeit vor Hurrikan "Ian", der Ende September in Florida milliardenschwere Zerstörungen angerichtet hat, merkte Blunck am Donnerstag an. Infolge der Schäden, die am Kapital von Rückversicherern zehren, könnte auch für das Europa-Geschäft im nächsten Jahr weniger Kapital zur Verfügung stehen, sagte er.

Die Erstversicherer schließen ihre Verträge mit Rückversicherern in Erneuerungsrunden ab, bei denen die Vertragskonditionen in regelmäßigen Abständen neu ausgehandelt werden. Die Inflation sei "ein ganz großes Thema in der jetzigen Erneuerung", sagte Deutschland-Chefin Hasse.

Die Munich Re sei mit den Kunden schon seit langem im Gespräch. "Der erste Schritt ist, dass wir verstehen, was der Erstversicherer in seiner Preispolitik macht. Der zweite Schritt ist, dass wir schauen, ob es auf der Rückversicherungsseite eine Lücke gibt, also ob wir glauben, dass der Erstversicherer die gestiegenen Kosten nicht komplett abbildet."

Privatkunden können keine Policen bei Rückversicherern abschließen, aber Bedeutung für die Verbraucher haben die Erneuerungsrunden durchaus: Wenn die von den Rückversicherern angebotenen Kapazitäten sinken, müssen die Erstversicherer einen größeren Teil ihrer Risiken und Schäden allein tragen. In der Folge sind dann auch Preiserhöhungen der Erstversicherer wahrscheinlicher.

Ganz abgesehen davon treiben die inflationsbedingt steigenden Schadensummen Preiserhöhungen der Erstversicherer. Spürbar ist das in der Autoversicherung. "Im Motorbereich waren die letzten beiden Jahre sehr gute Jahre, das hat sich in diesem Jahr deutlich verändert", sagte Blunck.

"Es ist davon auszugehen, dass dieses Jahr für die Erstversicherer im Autogeschäft wohl einen technischen Verlust mit sich bringen wird. Das hängt stark damit zusammen, dass die Ersatzteilpreise sich erhöht haben, außerdem sind sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen deutlich teurer geworden." In dieser Sparte gebe es eine deutlich stärkere Inflation als in anderen Bereichen.

Hinzu kommen Naturkatastrophen und schwere Unwetter, die nach den Daten der Munich Re wesentlich höhere Schäden anrichten als noch zu Beginn der 1980er Jahre. So ist die Wahrscheinlichkeit schwerer Hagelschäden gestiegen. "In Frankreich gab es Hagelschläge mit sehr großen Hagelkörnern, im Nordosten Spaniens sogar mit bis zu zwölf Zentimetern Durchmesser", sagte Blunck.

Keine unverhältnismäßigen Risiken will die Munich Re im ebenfalls schadenträchtigen Geschäft mit der Cyber-Rückversicherung gegen Internetkriminalität eingehen. "Das ist ein großer wachsender Markt", sagte Blunck. Den globalen Marktanteil der Munich Re in diesem Bereich bezifferte der Manager auf 14 Prozent. "Entsprechende Kapazität wollen wir auch weiter zur Verfügung stellen." Schwerpunkte in dem von der Munich Re rückversicherten Portfolio seien Gewerbegeschäfte oder private Haushalte mit kleineren Limits. "Damit sind wir bisher gut gefahren, unsere Schaden-Kosten-Quote in Europa liegt unter 90 Prozent, weltweit bei 85."

In Europa hat sich das Cyber-Versicherungsgeschäft innerhalb weniger Jahre vervielfacht, doch manche Erstversicherer haben wegen wachsender Schäden in diesem Bereich Angebote und Deckung sogar reduziert. "Vor fünf Jahren war das Prämienvolumen im europäischen Markt etwa 400 Millionen Euro, inzwischen sind es zwei Milliarden", sagte Deutschland-Chefin Hasse.

Chef Jeworrek tritt zurück

Beim weltgrößten Rückversicherer Munich Re geht eine Ära zu Ende: Der langjährige Chef des Rückversicherungsgeschäfts, Torsten Jeworrek, verlasse den Vorstand zum Jahresende auf eigenen Wunsch, teilte der DAX-Konzern am Donnerstag in München mit. Nachfolger des 61-Jährigen wird ab 1. Januar 2023 sein Vorstandskollege Thomas Blunck (57), der dem Führungsgremium seit 2005 angehört. "Torsten Jeworrek hat Außerordentliches für unser Unternehmen geleistet", sagte Vorstandschef Joachim Wenning laut Mitteilung. Der im heutigen Sachsen-Anhalt geborene Mathematiker Jeworrek hatte 1990 nach dem Fall der Mauer bei der Munich Re angefangen. Im Jahr 2003 stieg er in den Vorstand auf.

Außerdem berief der Aufsichtsrat am Donnerstag zwei Frauen neu in den Vorstand: Clarisse Kopff (49) übernimmt ab 1. Dezember die Leitung des Sachversicherunggeschäfts in Europa und Lateinamerika. Bisher ist sie Chefin der Allianz-Kreditversicherungstochter Allianz Trade. Ihr zweites neues Vorstandsmitglied holt die Munich Re aus dem eigenen Haus: Die gebürtige Südafrikanerin Mari-Lizette Malherbe (38) leitet ab 1. Januar die Lebens- und Kranken-Rückversicherung, die bisher von Blunck geführt wird. Bisher verantwortet sie in diesem Geschäftsbereich die Regionen Europa und Lateinamerika.

Via XETRA verlieren die Munich Re-Aktien zeitweise 0,44 Prozent auf 250,50 Euro.

München (Reuters) / MÜNCHEN/BADEN-BADEN (dpa-AFX)

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DatumRatingAnalyst
19.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft NeutralUBS AG
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17.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
13.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft OverweightBarclays Capital
13.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft KaufenDZ BANK
DatumRatingAnalyst
19.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft NeutralUBS AG
17.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
13.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft HoldJefferies & Company Inc.
13.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft NeutralJP Morgan Chase & Co.
13.12.2024Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Sector PerformRBC Capital Markets

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