GoPro-Aktie: Gipfelstürmer vor dem Fall?

Der Börsengang am 26. Juni 2014 war das Sahnehäubchen für den zu diesem Zeitpunkt ohnehin heftig umjubelten Actionkamera-Hersteller GoPro. Die Kalifornier konnten ihren ersten Schwung Aktien für den angepeilten Höchstpreis von 24 Dollar auf den Markt werfen. Damit war das Unternehmen zum Zeitpunkt des Börsengangs rund drei Milliarden Dollar schwer. Auch nach dem Start sorgte das Papier für reichlich Action an den Märkten: Innerhalb der ersten Woche verdoppelte die GoPro-Aktie ihren Wert auf knapp 50 Dollar in der Spitze. Auch die darauf folgende kurze Verschnaufpause konnte die Investoren nicht abschrecken. Das GoPro-Papier setzte seinen Dauerlauf fort und erreichte etwa drei Monate nach dem Börsenstart die Marke von rund 70 Dollar. Damit hat die GoPro-Aktie ihren Wert nahezu verdreifacht.

Euphorie aus gutem Grund

Die Euphorie der Investoren scheint weiterhin ungebremst. Dieser Überschwang gründet sich auf dem überzeugenden Konzept des Unternehmens und seiner Produkte, die sich offenbar direkt am Puls der Zeit befinden. Die kleinen, robusten Actionkameras haben eine Marktlücke bedient, derer man sich vor GoPro noch gar nicht bewusst war. Doch im Zeitalter der "Selfies" und der sozialen Foto-Netzwerke, die mit immer spektakulärerem Bildmaterial gefüttert werden wollen, wird eine Kamera, die den steigenden Anforderungen gerecht werden kann, schnell unverzichtbar. Die Kamera von GoPro, die - wohl nicht zu Unrecht - "Hero" heißt, ist für viele Freizeit-Fotografen zur festen Einrichtung geworden. Das Gerät ist kompakt, nahezu unzerstörbar und dank einer speziellen Befestigung überall einsetzbar. Zudem können Bilder und Videos in hoher Qualität auch in voller Fahrt aufgenommen werden.
Das Erfolgskonzept schlägt sich bei GoPro auch in den Büchern nieder. Optimistische Analysten schätzen, dass das Unternehmen, das vor fünf Jahren nahezu aus dem Nichts entstand, im Jahr 2014 einen Ertrag von 1,2 Millionen Dollar erwirtschaften wird. Zudem präsentierte sich GoPro in den vergangenen Jahren sehr solide. So konnte das Unternehmen 2013 bereits eine Umsatzrendite von 10,1 Prozent vorweisen.
Das Potenzial von GoPro ist außerdem noch lange nicht ausgeschöpft. Allein in Sachen Größenwachstum ist noch einiges möglich. Das noch junge Unternehmen könnte weiter expandieren und auch bei den Produkten ist noch Luft nach oben. Daneben werden die Kalifornier vom ungebremsten Enthusiasmus der Kunden getragen, die laut Kundenbefragungen geschlossen hinter der Firma und ihren Produkten stehen.

Warum Sie trotzdem über einen Verkauf der GoPro-Aktie nachdenken sollten

Der auffälligste Grund für einen Verkauf der GoPro-Aktie ist der hohe Preis. Betrachtet man die Kurve, die die Aktie seit ihrem Start an der Börse verzeichnet, erkennt man unschwer eine steile Aufwärtsbewegung. Nach den ersten drei Handelsmonaten hat sich der Preis nahezu verdreifacht, was die Frage aufwirft, wie hoch das Papier noch steigen wird, bevor eine Korrektur eintritt. Hier lohnt es sich, zu überlegen, welche Einnahmen GoPro für die nächsten Jahre erwarten kann. Die Anleger blicken hier ganz offensichtlich optimistisch in die Zukunft des Unternehmens, wie die bisherige Laufbahn der Aktie vermuten lässt. Dies bedeutet jedoch gleichzeitig, dass die positive Entwicklung des Unternehmens bereits eingepreist ist.

Es gibt jedoch auch Hindernisse, die dem Vormarsch des Unternehmens und damit dem Run des GoPro-Papiers im Weg stehen könnten. Zum einen könnte die rasche Eroberung des Marktes durch die GoPro-Kamera auch vergleichsweise schnell zu dessen Sättigung führen. Hier wird gerade die Besonderheit der GoPro-Kamera zum Stolperstein: Durch die besondere Hochwertigkeit und Robustheit der Kamera, ist sie auf Langlebigkeit ausgelegt. Je länger das Produkt jedoch funktionsfähig bleibt, desto seltener muss der einzelne Actionfilmer ein neues Produkt kaufen. Dies könnte im Verkauf negativ zu Buche schlagen. Die Kamera jedoch weniger robust zu bauen, um ihre Haltbarkeit zu verkürzen, käme einem bitteren Eigentor gleich und könnte den Ruf von GoPro nachhaltig schädigen.

Ein anderer Faktor ist die Konkurrenz, die auch auf dem Actionkamera-Markt nicht schläft. Wettbewerber könnten früher oder später zu GoPro aufschließen und die Kalifornier - im schlimmsten Fall - auch überholen. Ein ernstzunehmender Herausforderer kommt bereits aus der Ecke von Sony. Die Japaner haben ebenfalls eine Actionkamera auf den Markt gebracht, die den Vergleich mit der GoPro-Kamera nicht scheuen muss.

Wie könnte es mit der GoPro-Aktie weiter gehen?

Wenn es stimmt, dass die bestmögliche Entwicklung des Unternehmens bereits eingepreist ist, könnte es für die GoPro-Aktie in naher Zukunft schlecht aussehen. In diesem Fall würde selbst ein Übertreffen der Markterwartung für die Anleger keine Überraschung mehr darstellen, woraus im positiven Fall eine Seitwärtsbewegung der Aktie folgen könnte. Ein Höhenflug des GoPro-Papiers wäre eher nicht zu erwarten und eine weitere massive Gewinnsteigerung bliebe höchstwahrscheinlich aus. Da die Aktionäre nicht weniger als Höchstleistungen von GoPro zu erwarten scheinen, wäre ein Ergebnis, das lediglich innerhalb der Markterwartungen läge, für die Investoren eine Enttäuschung. Dies würde höchstwahrscheinlich zu einer Abwärtsbewegung der Aktie führen. Und im schlimmsten Fall: Sollte sich GoPro schlechter als vom Markt erwartet entwickeln, könnte der Aktie ein freier Fall bevorstehen.

Von Christina Fischer