Spekulanten spielten angeblich 'Schlüsselrolle' bei Börsen-Crash
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) führt die weltweiten Börsen-Turbulenzen von Anfang Februar maßgeblich auf Aktivitäten von Spekulanten zurück.
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Diese hätten seit Jahren zunehmend mit sogenannten Exchange Traded Products (ETPs) auf anhaltende Ruhe am Aktienmarkt gewettet, heißt es im am Sonntag veröffentlichten Quartalsbericht der BIZ. "Obwohl diese Produkte eigentlich zur Absicherung kurzfristiger Risiken dienen, nutzen viele Marktteilnehmer sie für langfristige Wetten darauf, dass die Marktschwankungen niedrig bleiben oder noch geringer werden." Diese Wetten seien nach hinten losgegangen.
Der Wert der betreffenden ETPs orientiert sich an der Entwicklung des sogenannten Vix-Indikators. Der Vix gibt das Ausmaß der erwarteten Schwankungen am US-Aktienmarkt bezogen auf den S&P-500-Index wieder und war vor dem Crash einige Zeit historisch niedrig. Sogenannte inverse ETPs gewinnen an Wert, wenn der Vix niedrig bleibt. In Zeiten niedriger Zinsen und geringen Kursschwankungen wurden sie damit attraktiv für Spekulanten auf der Suche nach Profit. Beispielsweise bot die Großbank Credit Suisse ein entsprechendes Produkt an, von dem unter anderem die Deutsche Bank Gebrauch machte.
Ende 2017 lag das Volumen der auf Kursschwankungen wettenden ETPs laut BIZ bei ungefähr 15 Milliarden US-Dollar. Obwohl diese Summe an den Größenordnungen der globalen Finanzmärkte gemessen gering ausfalle, seien die Finanz-Wetten ein "Schlüsselfaktor" hinter dem Börsen-Crash gewesen. Nach einer lang anhaltenden Rekordjagd waren die Kurse am US-Aktienmarkt am 5. Februar rasant in die Tiefe gerauscht. Der wichtigste Leitindex Dow Jones (Dow Jones 30 Industrial) verlor 1600 Punkte - so viel wie nie zuvor an einem Tag. Auch weltweit gerieten die Kurse ins Schlingern.
Die BIZ erklärt den Einfluss der Spekulanten auf den Crash so: Als es zu ersten erhöhten Schwankungen am Aktienmarkt kam, mussten diejenigen, die auf anhaltende Ruhe gewettet hatten, sich schnell durch Käufe von Terminkontrakten (Futures) auf den Vix-Indikator gegen weitere Verluste absichern. Mit Futures verpflichten sich Anleger zum Kauf eines Produkts zu einem bestimmten künftigen Zeitpunkt und zu einem festgelegten Preis. Liegt der Preis im freien Handel bis dahin höher, streichen sie Gewinne ein; liegt er darunter, machen sie Verluste. Der Markt für Vix-Futures ist laut BIZ von 2011 bis 2017 auf mehr als das dreifache angewachsen.
Die schlagartige Flucht aus den Finanz-Wetten trieb den Vix binnen eines Tages so stark nach oben wie seit dem sehr viel schlimmeren Börsencrash von 1987 nicht mehr. Modellschätzungen hätten ergeben, dass dies in keinem Verhältnis mehr zu den tatsächlich erwarteten Kursschwankungen mehr gestanden habe, heißt es bei der BIZ. Auf jüngst erhobene Vorwürfe eines Insiders - vertreten durch den renommierten US-Anwalt Jason Zuckerman - der Vix sei manipuliert worden, gehen die Ökonomen nicht ein.
Ihnen zufolge ist es aber erwiesen, dass die Vix-Spekulationen den Börsen-Crash maßgeblich mit verursachten. Denn die Kursentwicklung beim Vix-Future sei derjenigen von Papieren, die sich am US-Aktienindex S&P 500 orientieren, zeitlich vorangegangen. Die Erklärung: Händler, bei denen sich die Spekulanten notgedrungen mit Vix-Futures eindeckten, hätten sich selbst wiederum dadurch abgesichert, dass sie am Aktienmarkt auf einen Kursverfall wetteten - so kam es zu einer Abwärtsspirale./tos/jsl/men
FRANKFURT (dpa-AFX)
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