Bloß Umweltschutz?

Das steckt wirklich hinter Apples Entscheidung, das iPhone 12 ohne Kopfhörer und Ladegerät zu liefern

04.11.20 22:01 Uhr

Das steckt wirklich hinter Apples Entscheidung, das iPhone 12 ohne Kopfhörer und Ladegerät zu liefern | finanzen.net

Das neue iPhone 12 wird als Lieferzubehör keine Kopfhörer und kein Ladegerät mehr enthalten. Die Entscheidung, auf diese Komponenten beim Smartphone-Verkauf zu verzichten, begründete Apple mit einer Verbesserung des Umweltschutzes. Doch hinter dem neuen Vorgehen sollen laut Analysten nicht nur ökologische Interessen stecken.

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• Verpackung des iPhone 12 enthält kein Ladegerät und keine Kopfhörer, aber Lightning-Kabel
• Apple erklärt abgespeckten Lieferumfang mit Umweltschutz
• Das neue Vorgehen hat auch ökonomische Vorteile

Für viele Apple-Kunden war es wahrscheinlich ein Schock: Das neue iPhone 12 wird ohne Ladegerät und Kopfhörer geliefert. Die sonst so selbstverständlichen Zubehörteile werden dem Käufer somit beim Kauf des neuesten Modells der Reihe erstmals vorenthalten. Wer die Komponenten dennoch haben möchte, der muss wohl oder übel erneut zum Geldbeutel greifen und die ehemaligen Beigaben auf eigene Faust kaufen.

Verzicht zum Wohle der Umwelt

Apple erklärte den Schritt mit einer Verbesserung des Umweltschutzes. Das Weglassen der Kopfhörer und des Ladegeräts beim Lieferumfang des iPhones 12 hat gleich mehrere ökologische Vorteile. Zum einen soll dadurch die Verpackung des Smartphones kleiner und leichter werden. Damit werden natürlich nicht nur Ressourcen bei der Herstellung der Lieferbox gespart, sondern auch die Emissionen beim Transport gesenkt. Aufgrund der geringeren Größe und des geminderten Gewichts lassen sich mehr Produkte in einem Transportmittel gleichzeitig versenden. Ebenfalls kann der zur Verfügung stehende Platz bei der Lagerhaltung effizienter genutzt werden.

Zum anderen ermöglicht es die Entscheidung Apple auf die Produktion von überflüssigen Netzteilen und Kopfhörern zu verzichten. Demnach soll die Mehrzahl der Kunden des iPhone 12 bereits Ladegeräte und Kopfhörer durch Käufe vergangener iPhone-Generationen zu Hause haben. Das neueste Modell der Reihe lässt sich nämlich auch mit den älteren Ladekabeln aufladen. Statt den Smartphone-Besitzern also noch zusätzliche Adapter zuzuschicken, die sie wahrscheinlich gar nicht benötigen, spart sich Apple dies und schont infolgedessen die Ressourcen für deren Produktion. Die Herstellung dieser Teile kann im Anschluss entsprechend der Nachfrage erfolgen.

Kabel, aber kein passendes Netzteil?

Die Überlegung der Apple-Verantwortlichen geht aber nur für bereits bestehende Kunden auf. Hat man schon einmal ein iPhone erworben, liegt in den eigenen vier Wänden bestimmt auch irgendwo ein Ladegerät rum. Bei neuen Kunden sieht dies jedoch ganz anders aus. Sie sind zum separaten Kauf eines neuen Adapters gezwungen. Ähnlich verhält es sich bei Personen, die das mitgelieferte USB-C-auf-Lightning-Kabel des iPhone 12 benutzen möchten. Denn Apple sagt zwar, dass nahezu jedermann bereits ein Netzteil zu Hause in der Schublade hat, verschweigt aber, dass diese größtenteils nicht mit dem beigefügten Ladekabel kompatibel sind. Nur Besitzer des vorherigen iPhone 11 Pro verfügen schon über ein passendes USB-C-Netzteil. Alle anderen Käufer, die das neue Kabel benutzen möchten, kommen nicht um die Anschaffung eines neuen Adapters herum.

Der wirtschaftliche Gedanke hinter der Entscheidung

Diese Inkompatibilität gibt einen Hinweis, dass hinter dem geringeren Lieferumfang womöglich mehr als nur eine ökologische Überlegung steckt. Wie "CNBC" berichtet, könnte Apple mit dem neuen Vorgehen versuchen, die Verkäufe seiner Hardware-Accessoires und Wearables weiter anzukurbeln. Angesichts der stagnierenden iPhone-Erlöse sei diese Sparte ohnehin sehr vielversprechend. Im vierten Quartal stiegen die Verkäufe des Bereichs im Vergleich zum Vorjahr um nahezu 21 Prozent auf rund 7,88 Milliarden US-Dollar an. Der separate Vertrieb von Kopfhörern und Ladekabel stellt somit eine lukrative Möglichkeit dar, noch mehr Umsatz aus der bestehenden iPhone-Kundschaft heraus zu holen.

Laut "CNBC" kommt die Deutsche Bank zur gleichen Schlussfolgerung. Analysten des Kreditinstituts sollen sich über die Thematik wie folgt geäußert haben: "Während [Apple] behauptet, dass sie keine Kopfhörer und keinen Ladegeräte mit dem iPhone versenden, um die Umwelt zu schonen (sie enthalten ein Ladekabel), ist die Realität, dass eine solche Entscheidung aber auch einen finanziellen Vorteil für das Unternehmen bedeuten könnte." Die Zukäufe der rentablen Extras dürften nämlich durch die Verbreitung des iPhone 12 nochmals in die Höhe schießen.

Redaktion finanzen.net

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