Bayer-Aktie etwas tiefer: Bayer beginnt offenbar mit Suche nach neuem Chef - Baumann könnte Vertrag aber erfüllen
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat laut Insidern mit der Suche nach einem Nachfolger für Konzernchef Werner Baumann begonnen.
Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann suche intern und extern nach Managern, mit dem Ziel, einen Kandidaten bis zur nächsten Hauptversammlung im April 2023 zu präsentieren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Es sei nicht klar, ob Baumann schon vor dem Ende seines Vertrages im April 2024 ersetzt werden solle.
Der Chef des DAX-Konzerns hatte schon vor einiger Zeit betont, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen. Ein Unternehmenssprecher wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.
Angesichts des für 2024 geplanten Abschieds von Baumann stünde es im Einklang mit dem üblichen Vorgehen deutscher Konzerne, einen Nachfolger rund ein Jahr davor bekannt zu geben, erklärte Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research. Jetzt schon mit der Suche zu beginnen, sei vernünftig und gebe Bayerviel Zeit für einen geordneten Übergang. Größere Veränderungen dürfte es dann auch erst unter dem neuen Chef oder der neuen Chefin geben.
Die Bayer-Aktien stiegen auf die Nachricht hin: Die Bayer-Aktie notierte via XETRA zeitweise 1,11 Prozent höher bei 54,69 Euro. Zum Handelsschluss ging es im Zuge eines schwachen Umfelds 0,43 Prozent runter auf 53,86 Euro. Viele Investoren lasten Baumann nach wie vor die Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto schwer an, wegen der der DAX-Konzern bisher schon viele Milliarden im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten rund um den Unkrautvernichter Glyphosat zahlen musste. Diese juristischen Auseinandersetzungen sind noch nicht komplett abgeschlossen. 2019 hatten die Aktionäre auf der Hauptversammlung dem Bayer-Chef in einem historischen Votum ihr Misstrauen ausgesprochen. Noch nie zuvor war einem amtierenden Dax-Vorstand die Entlastung verweigert worden.
In den vergangenen Monaten kehrte zumindest beim Thema Glyphosat ein Stück weit Ruhe ein. Zwar gab es im Juni eine herbe Enttäuschung, da das oberste US-Gericht einen Antrag von Bayer zur Verhandlung eines Glyphosat-Falls abgelehnt hatte, der im Erfolgsfall wegweisend gewesen wäre. Und so dürfte auch noch einiges Geld an Kläger fließen, die den Unkrautvernichter für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Allerdings scheint der Rahmen mittlerweile recht gut abgesteckt zu sein.
Seit einiger Zeit kommen kaum noch neue Klagen hinzu. Zudem hat sich Bayer schon mit vielen Klägern auf einen Vergleich geeinigt. Und nachdem es zuletzt auf unteren Gerichtsebenen auch einige Erfolge für den Konzern gegeben hatte, dürften die Leverkusener bei weiteren Vergleichen sehr selektiv vorgehen.
Im Tagesgeschäft fasste Bayer zudem auch wieder Tritt. Das Agrargeschäft kam dank hoher Preise für Mais und Soja, aber auch für Glyphosat ab der zweiten Hälfte 2021 wieder in Schwung.
Zudem gab es in der Pharmasparte Erfolge mit neuen Medikamenten. Die sind auch dringend notwendig, da für Kassenschlager wie den Blutgerinnungshemmer Xarelto und das Augenmedikament Eylea der Patentschutz nach und nach auslaufen wird. Auch setzt Pharma-Chef Stefan Oelrich nach einigen Übernahmen in dem Bereich stark auf das Geschäft mit Gen- und Zelltherapien. Ein möglicher Erfolg der Strategie wird sich frühestens in einigen Jahren zeigen. Oelrich gilt denn auch als ein möglicher Kandidat für die Nachfolge Baumanns.
/mis/stk
FRANKFURT (dpa-AFX)
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