BIP-Wachstum

Bundesbank senkt Wachstumsprognose, sieht für 2024 aber keine Rezession - S&P Global sieht Deutsche Wirtschaft im Dezember im rezessiven Bereich

15.12.23 10:57 Uhr

Bundesbank senkt Wachstumsprognose, sieht für 2024 aber keine Rezession - S&P Global sieht Deutsche Wirtschaft im Dezember im rezessiven Bereich | finanzen.net

Die Deutsche Bundesbank hat ihre Wachstumsprognosen für Deutschland für die nächsten beiden Jahre gesenkt, rechnet für 2024 aber nicht mit einer Rezession.

Wie aus der halbjährlichen gesamtwirtschaftlichen Prognose hervorgeht, dürfte zugleich die Inflation höher als im Durchschnitt des Euroraums bleiben und selbst 2026 noch oberhalb des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent liegen. Die Bundesbank prognostiziert, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr preis- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent sinken wird, wobei auch für das vierte Quartal ein Minus unterstellt wird. Im Juni hatte sie noch ein Minus von 0,3 Prozent erwartet. Für 2024 bis 2026 werden Wachstumsraten von 0,4 (Juni: 1,2), 1,2 (1,3) und 1,3 Prozent prognostiziert.

Nach Angaben der Bundesbank bremst vor allem noch die schwache Auslandsnachfrage die Industrie, zudem zeigt sich der private Konsum zögerlich und die höheren Finanzierungskosten dämpfen die Investitionen. Doch das Bild hellt sich nach diesem Szenario bald auf. "Ab Beginn des Jahres 2024 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder auf einen Expansionspfad einschwenken und nach und nach Fahrt aufnehmen", erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel.

Nach Einschätzung der Bundesbank wird die Wirtschaft in den nächsten Jahren vor allem von wieder expandierenden ausländischen Absatzmärkten und einem steigenden Privatkonsum profitieren. "Aufgrund des stabilen Arbeitsmarktes, kräftig steigender Löhne und rückläufiger Inflation geben die privaten Haushalte wieder mehr Geld für den Konsum aus", prognostizierte die Bundesbank. "Die realen Einkommen der privaten Haushalte erhöhen sich deutlich", sagte Nagel. Die privaten Investitionen sänken hingegen zunächst noch und lieferten erst 2026 wieder moderate Impulse.

Auch bei der Inflation zeige die Prognose eine Verbesserung: Die Teuerungsrate wird sich der Prognose zufolge 2024 im Vergleich zu diesem Jahr mehr als halbieren. "Die Inflation in Deutschland ist auf dem Rückzug, aber für eine Entwarnung ist es noch zu früh", schränkte Nagel zugleich ein. Die Bundesbank rechnet damit, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) 2923 um 6,1 (6,0) Prozent steigen wird, 2024 um 2,7 (3,1) Prozent, 2025 um 2,5 (2,7) Prozent und 2026 um 2,2 Prozent.

Für die Kernteuerung werden 5,1 Prozent, 3,0 Prozent, 2,6 Prozent und 2,3 Prozent prognostiziert.

S&P Global: Deutsche Wirtschaft im Dezember im rezessiven Bereich

Die Talfahrt der deutschen Wirtschaft hat sich im Dezember beschleunigt. Der von S&P Global erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - verringerte sich auf 46,7 von 47,8 Punkten im Vormonat, wie aus den Daten der ersten Veröffentlichung für den Monat hervorgeht. Damit liegt der Sammelindex den sechsten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle.

Oberhalb von 50 Punkten signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter eine Schrumpfung. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes stieg auf 43,1 von 42,6 Punkten im Vormonat. Volkswirte hatten einen Stand von 43,3 erwartet. Der Index für den Servicesektor ging zurück auf 48,4 von 49,6 Punkten. Hier hatte die Prognose auf 49,9 gelautet.

"Die Nachfrage nach Industrieerzeugnissen und Dienstleistungen sank im Dezember ein weiteres Mal", erklärte S&P Global. "Die Zurückhaltung der Kunden, die geopolitische Unsicherheit und die hohen Zinsen waren nur einige der belastenden Faktoren."

Immerhin habe sich der Auftragsrückgang trotz anhaltend hoher Verluste den dritten Monat in Folge verlangsamt. Ausschlaggebend hierfür sei der abgeschwächte Rückgang in der Industrie gewesen, während das Neugeschäft der Dienstleister ein etwas höhere Minus aufwies als zuletzt. Die rückläufige Auslandsnachfrage belastete beide Sektoren erneut maßgeblich.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

Bildquellen: Vladimir Wrangel / Shutterstock.com, jvinasd / Shutterstock.com